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No more heartbreak

No more heartbreak

Titel: No more heartbreak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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vorbei und beenden Max’ voyeuristischen Moment. Einer bleibt am Gehwegrand stehen, den Kragen seines Blazers hat er hochgeklappt. Plötzlich schlägt ihr Magen einen Purzelbaum, als sei ihr Flugzeug in ein Luftloch gerutscht. Die Ampel schaltet auf Grün, das Taxi schießt weiter, und Max dreht sich um und sieht das blonde Haar, das selbstbewusste Grinsen. Nein. Nein, das kann nicht sein.
    Aber es ist so.
    Nach so vielen Monaten, in denen Max die Exfreunde anderer Mädchen verfolgt, entzaubert und gedemütigt hat, ist ihr gerade ihr eigener begegnet.

KAPITEL 5
    Am nächsten Morgen quetscht sich Max mit dem Rest der Pendlermassen in die Linie F und wartet wie alle anderen darauf, dass sich die Türen schließen. Sie ist extrem angepisst. Extrem.
    Hugo Mistkerl Tillman.
    Nach dem Ende ihrer Beziehung war es Max irgendwann so vorgekommen, als habe sie sich ihn – und die gesamte fünfmonatige Romanze – nur eingebildet. Als sei sie beim Konjugieren von unregelmäßigen Verben plötzlich von einem Pfeil mit »Ablehnungs-Toxin« getroffen worden. Oder habe sich beim Barfußlaufen in den Gemeinschaftsduschen einen ekligen »Abserviert«-Virus eingefangen.
    Ein weiterer Geschäftsmann quetscht sich in den Waggon, in dem kein Platz mehr ist.
    Hugo Mistkerl Tillman der Hunderttausendste. Sie packt das letzte freie Stückchen Haltestange, als sich der Zug in Bewegung setzt. Es ist zehn verdammte Monate her, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hat! Es sollte ihr egal sein! Aber der Punkt ist, dass sie ihn nicht hätte sehen dürfen. Die Tillmans halten Manhattan für dekadent und neureich und bevorzugen ihre Nobelecke von Boston. Als Hugo sie zum ersten – und letzten – Mal mit zu sich nach Hause nach Massachusetts genommen hatte, servierte seine Mutter Vivian ihr Tee aus dem Familienporzellan und führte sie dann durch das riesige Anwesen in die Ahnenporträtfotogalerie der Tillmans. Vivian wusste genau, wo sämtliche Cousinen und Tanten der Familie sich aufhielten, sogar diejenigen, die sich bereits unter der Erde befanden. Und zwar im Familienmausoleum der Familienkapelle gleich hinter den Ställen, wie Vivian ihr trocken mitteilte. Da Max ihr ganzes Leben lang aus Koffern und Umzugskartons gelebt hatte, hatte schon die Vorstellung davon, sich mit so tiefen Wurzeln verbinden zu dürfen, ausgereicht, um sie zu verführen.
    Das Anwesen fühlte sich an wie die Erfüllung eines Versprechens aus der Broschüre ihres Internats in Sankt Irgendw as. Trügerische Perfektion. Ein Hochglanzkatalog voller Fotos wie aus Ralph Laurens neuester Werbekampagne. Bemooste Steinmauern, die einen üppig begrünten Innenhof im Zentrum des Schulgeländes umstanden. Überall dunkles Maha goni und geschnitzte Greife. Grüppchen von Jungs, die Rugby spielten, und Mädchen, die in der weichgezeichneten Ferne lächelnd mit einem Buch auf ihrer karierten Wolldecke saßen.
    Der Weichzeichner hätte sie warnen müssen.
    Ebenso die Tatsache, dass es hier kein Einkaufszentrum gab. Noch nicht einmal etwas Ähnliches. Beim Bahnhof gab es eine Taverne, in die Eltern ihre Kinder ausführten, wenn sie zu Besuch kamen. Und eine Tankstelle, wo sie auftankten, bevor sie heimfuhren. Ausgenommen die Tillmans. Die Tillmans hatten einen Chauffeur in Livree.
    Die Kids in Sankt Irgendwas kannten sich schon eine Ewigkeit. Auch ihre Vorfahren kannten sich schon eine Ewigkeit. Hatten sich schon auf der Mayflower in der ersten Klasse zusammen an Deck gesonnt. Die Sommer verbrachten sie alle auf Nantucket oder Martha’s Vineyard. Die Mädchen trugen die Perlenohrringe ihrer Urgroßmütter und ein nichtssagendes Labello-Lächeln. Und das Schlimmste war: Sie lachten nicht. Nicht wirklich. Es gab nur wissende Blicke und verhaltenes Schmunzeln. Max wurde schnell klar, dass sie ihre Humoransprüche hier extrem herunterschrauben musste. Nach einer Woche wäre sie schon mit einem Kichern zufrieden gewesen – vor allem einem, das nicht auf ihre Kosten ging.
    Okay, im Nachhinein war es vielleicht auch riskant gewesen, an ihrem ersten Schultag gestrickte Overknees und eine dicke Goldkette zu tragen. Aber sie navigierte blind! Und es war als Hommage an Chanel gedacht, mit einem Hauch Abercrombie! Als Max auf die Mädchentoilette rannte und sich hektisch die schwere Kette vom Hals riss, dachte sie: Die einzige Hommage, die hier angebracht wäre, ist eine an längst einbalsamierte Uniformschneider! Sie war noch nie irgendwo gewesen, wo Flair so leidenschaftlich verabscheut

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