No Sex in the City
alles noch einmal machen.«
»Was machen? Sie haben doch noch gar nichts gemacht. Ich bin es doch, die zehn Stunden durch die Welt gereist ist, um eine Tasse Tee zu trinken.«
Er verdrehte die Augen. »Der nächste Zug zurück geht in fünf Minuten.«
»Echt?«
» Ja .«
»Den nehm ich dann wohl.«
Katie fragte sich, ob er sie aufhalten würde, ob er nicht etwas über sie erfahren wollte. Immerhin war sie die ganze Strecke .
»Tun Sie das.«
Aha! Das war der letzte Strohhalm gewesen. Sie war nicht die ganze Strecke gefahren, um sich von einem Schotten, der einen Furz quersitzen und sein modisches Ideal in Vater Dougal MacGuire gefunden hatte, an einem gesetzlichen Feiertag beleidigen zu lassen.
»Nett, Sie kennengelernt zu haben«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme vor Sarkasmus triefen zu lassen.
Sie öffnete die Autotür. Nass genug war sie ja schon, da würde weiterer Regen auch nichts mehr ausmachen. Vielleicht sollte sie die Nacht in Inverness verbringen ... Sie sah sich schon, nach einem ausgiebigen Bad in eine Decke gewickelt, in einem Bed & Breakfast sitzen, heiße Schokolade trinken und EastEnders sehen.
»Sie hätten vermutlich sowieso nicht hierhergepasst«, sagte Harry plötzlich. Komischerweise klang er freundlich, und als sie ihn ansah, lächelte er fast entschuldigend.
»Doch, hätte ich wohl«, sagte sie ernst. »Ich hätte das großartig gemacht.«
Dann stieg sie aus dem Landrover, vertat sich mit der Wagenhöhe und landete mit ihren Russell-and-Bromley-Stie-feln bis zu den Schienbeinen im Schlamm. Einen Moment lang sahen sie und Harry sich an.
»Ich habe ein Abschleppseil im Kofferraum«, sagte Harry irgendwann.
»Wird nicht nötig sein«, sagte Katie und zog angewidert und schwerfällig ihre Füße aus dem Schlamm. »Auf Wieders...« Während sie sprach, hörte der Regen plötzlich auf, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt. Ohne jede Vorwarnung wurde der Wagen von Sonne überflutet. Als
Katie sich umdrehte, sah sie, dass sich ein riesiger doppelter Regenbogen von Berg zu Berg zog. Das war absolut ehrfurchtgebietend, ganz anders als die verwaschenen Farben, die hinter grauen Hauswänden hervorlugten, wenn man in London so etwas mal zu Gesicht bekam. Sie blieb mit offenem Mund stehen.
»Wow«, sagte sie.
Harry sah sie an. Diese tumben Großstadtschätzchen waren wirklich unberechenbar. Immerhin hatte sie für zehn Sekunden mal ihre großspurige Art abgelegt.
»Das ist überwältigend«, sagte sie.
»Da ist Ihr Zug.« Er zeigte auf den kleinen roten Waggon, der das Tal herunterzuckelte. »Sie sollten ihn nicht verpassen. Der nächste kommt erst am .«
»Dienstag. Ja. Sie hatten es schon gesagt.«
Die Augen weiterhin auf den Regenbogen gerichtet, humpelte sie pitschnass Richtung Bahnsteig, in der Hand ihre feuchte billige Aktentasche. Harry knallte den Rückwärtsgang rein. Noch eine kleine Medienmaus mit bukolischen Fantasien. Am besten gleich weg damit. Aber er würde nie jemanden finden, der ihm seinen Saustall hier ausmisten würde. Er sah auf die Visitenkarte, die sie ihm gegeben hatte. LiWebber PR. Gott, musste er verzweifelt sein.
3. Kapitel
»Es war also grauenhaft, in jeder Hinsicht? Gut, dass es vorbei ist«, sagte Louise. Olivia gegenüber hatte Katie nicht erwähnt, dass sie tatsächlich zu dem Bewerbungsgespräch angetreten war.
»Und ich habe meine neuen Stiefel ruiniert.«
»Stell sie ihm in Rechnung.«
»Keine schlechte Idee. Obwohl ich besser die zehn Stunden Lebenszeit in Rechnung stellen sollte, die mich die Rückfahrt gekostet hat. Allerdings .«
»Allerdings was?«
»Nichts«, sagte Katie. »Es war schön dort, das ist alles. Man konnte durchatmen. Und willst du wissen, wie viele abgerissene Leute mich auf der Straße angesprochen haben, um ein Almosen zu erbetteln?«
»Nämlich?«
»Überhaupt keiner.«
Katie klickte gedankenverloren ihre E-Mails an. Oh Gott. Wieder eine von Clara. Wieder würde sie darüber nachdenken müssen, ob sie Louise die lesen lassen sollte oder nicht.
Katie dachte an die Zeit zurück, da Louise ihren Slip noch nicht mit einem Schnapprollo verwechselt hatte. Max war so umgänglich gewesen. Louise und er waren jahrelang wie siamesische Zwillinge gewesen, so schien es zumindest. Er war kräftig, liebenswert, mochte das FHM-Magazin und war ein heimlicher Jordan-Fan, war aber nicht der Typ, der etwas anderes wollte, als mal ein Bier zu trinken, entweder mit seinen Kumpels, meist Baugutachter wie er, und Louise oder
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