No Sex in the City
wird deine Aufgabe sein?«
»Bäume. Mich um Bäume kümmern. Offensichtlich brauchen Bäume PR.«
»Ich dachte, die haben Sting.«
»Der ist auf Tournee. Er interessiert sich auch nur für ausländische Bäume.«
»Diesen bigo-tree.«
Katie sah Louise an. »Das ist der erste Witz, den du in den letzten drei Monaten gemacht hast.«
»Dieser Kellner war auch ein Witz.«
»Ich frage mich gerade, ob du dich langsam bekrab-belst.«
»Huh. Und ich frage mich gerade, ob das nicht wirklich interessant sein könnte. Es wäre sicher gut, für eine Weile aus dieser Scheiße herauszukommen«, erklärte Louise wehmütig.
Plötzlich hatte Katie eine großartige Idee. »Weißt du, wie lange man da hochfährt?«
Louise schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht. Willst du mitkommen?«
Im März für drei Monate zu packen war nicht ganz einfach. In London blühten auf den öffentlichen Plätzen schon die Osterglocken, und an einem sonnigen Nachmittag konnte man sich im Strickjäckchen herauswagen. Glaubte man aber www.middleofnowhere-weaher.com , dann lag in Fairlish noch Schnee und der Windchillfaktor bei minus zehn.
Olivia war ziemlich sauer, dass Louise auch ging. Ihre Arbeitgeber hatten sie problemlos beurlaubt, weil man immer noch nicht entschieden hatte, ob ihr Verhalten auf der Weihnachtsfeier als sexuelle Belästigung einzustufen war.
»Ich kann es kaum glauben, dass du mich auch mir selbst und meiner Suche nach dem letzten gut aussehenden, reichen, freundlichen, aufrechten Mann in London überlässt«, klagte Olivia.
»Du schickst mich doch zu diesem blödsinnigen Projekt!«, sagte Katie.
»Klar, aber ich wollte natürlich nicht, dass ihr beide geht.«
»Ich bin in ein paar Tagen zurück!«, erklärte Louise empört.
»Aber du bist entweder eine wandelnde Kekskrümelstreuende Katastrophe oder unter einem Kellner zu finden. Mit dir ist nichts anzufangen!«
»Sehr freundlich.«
»Ich sag ja nur«, muffelte Olivia. »Viel Glück - ich werde euch vermissen.«
»Wir werden dich auch vermissen«, sagte Katie. »Neben elektrischem Licht, Zentralheizung, verständlichem Englisch, belgischen Restaurants, Sushi, Mojitos, Kinos, Weinlokalen, Radio, Fajitas ...«
»Ich hole die Drinks«, unterbrach Olivia sie.
Katies Fiat Punto kämpfte tapfer, aber es kostete trotzdem zwölf volle Stunden, viel Herumgekurbel und zwei Schreianfälle (eineinhalb von Louise und einen halben von Katie, die rote Augen und einen Stimmschaden lange nicht so schlimm fand wie Louises ausgewachsenen Wutausbruch über die Existenz unmarkierter Landstraßen, der nahtlos in eine ausufernde Tirade über Max’ Orientierungsschwierigkeiten übergegangen war und dann gleich weiter in die Vermutung, dass er längst am Fuße des Himalaya verloren gegangen sein dürfte, was Katie auf den Gedanken gebracht hatte, dass sie genau dort jetzt gern wäre, ein Gedanke, den sie - Riesenfehler - sogleich laut zum Ausdruck gebracht hatte), bis sie endlich spät abends in Fairlish ankamen.
Zu Katies Missfallen hatte die Forstverwaltung von Fairlish Olivias Angebot, die Unterkunft zu organisieren, höflich abgelehnt. Man würde etwas bereitstellen. Statt automatisch das schönste Hotel der Gegend zu bekommen und dem Kunden in Rechnung zu stellen, konnte sie sich nun allein auf ... tja, das Fax berufen, das sie in ihren Händen zerknitterte.
Darin war nicht die Rede von »Gleneagles«. Darin war überhaupt nicht die Rede von »Hotel«. Dort hieß es: »4 Water Lane. Bitte nicht nach acht Uhr abends ankommen.«
Es war halb zwölf in der Nacht. Als sie bei Killiemuir zum letzten Mal aus dem Auto ausgestiegen waren, war es so kalt gewesen, dass Louise die Seufzer in der Kehle eingefroren waren. Das Atmen hatte wehgetan.
Die Dunkelheit war überwältigend. Louise sah aus dem Fenster, konnte kein einziges Straßenschild mehr erkennen und klagte: »Ich sehe rein gar nichts mehr.«
Katie gab sich alle Mühe, geduldig zu sein, kam sich aber vor, als würde sie mit einer Sechsjährigen reisen.
»Streng dich halt ein bisschen an. Ich muss mich darauf konzentrieren, dass wir nicht weitere Eichhörnchen oder Ratten oder Dachse oder Igel oder Rehe überfahren. Okay?«
»Kein Grund, gleich schnippisch zu werden«, sagte Louise. »Es ist nicht meine Schuld, dass wir das Nachtsichtgerät nicht eingepackt haben.«
Ohne Vorwarnung fuhren sie in eine riesige Eiswasserpfütze hinein. Beide Frauen kreischten. Katie zog den Wagen noch ein Stückchen weiter, bevor er endgültig
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