No Sex in the City
Katie bewusst, dass der Raum zwischen ihnen verschwand. Der blonde Hühnerhaufen schien sich aufgelöst zu haben, tat-sächlich schien überhaupt niemand mehr in der Bar zu sein. Katie blickte auf seine starken Schultern und dann auf seine starken Hände und spürte plötzlich unmissverständlich einen Schauer ihren Rücken hinablaufen. Als die Musik sich zu einem tranceartigen Hintergrundnebel zusammenzog, spürte sie, wie sie einander Millimeter für Millimeter näher kamen.
»Okay«, rief Olivia. »Ich habe sie! Hatte nur einen kleinen Heulkrampf auf der Toilette, genau das, was nötig ist, um die Aura zu reinigen. Wir gehen jetzt!«
Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, schnellten Katie und Harry auseinander und bemühten sich um einen möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck. Was Olivia anging, war das verschwendete Energie, denn sie hatte genug damit zu tun, sich auf ihren hohen Hacken gerade zu halten und eine abgeschlaffte Louise zur Tür hinauszuschieben.
»Beeil du dich auch besser, Katie, du willst doch bestimmt noch deinen dämonischen grünäugigen Journalistenliebhaber anrufen, oder wartest du immer noch darauf, dass er sich meldet?«
Harry, der reflexhaft aufgesprungen war, als die Frauen sich genähert hatten, trat sofort einen Schritt zurück, als hätte ihn jemand geschubst.
»Wie bitte?«, fragte er und sah Katie weiterhin an.
Katie war vollkommen verwirrt, starrte auf den Boden und versuchte zu verarbeiten, was hier soeben passiert war. Sie hatte sich - wie bitte? Von Harry angezogen gefühlt? Wo kam das denn plötzlich her? Sie hätte . nun, was genau hätte sie wohl getan? Und überhaupt, sie war doch an Iain interessiert, oder? Was Harry wiederum nicht sonderlich zu gefallen schien. Er war wie vom Donner gerührt. Sein Gesicht war verschwitzt. Sie hatte ihm das doch nicht absichtlich verschwiegen. Er hatte nur nie gefragt, das war alles.
»Iain?«, sagte er, die Augen vor Überraschung aufgerissen.
Katie fand kaum Worte. »Kennst du denn nicht die Gerüchte in deiner Stadt?«, brachte sie schwach hervor.
»Nein, die kenne ich nicht«, sagte Harry. »Die kenne ich fürwahr nicht.«
Und er drehte sich um und ging rasch aus der Bar.
15. Kapitel
Louise blieb den ganzen Tag im Bett. Katie brachte ihr den Fernseher ins Zimmer und ermahnte sie, ja nicht die Talkshow zu verpassen. Katies Plan, früh schlafen zu gehen, war daran gescheitert, dass sie die halbe Nacht wach gelegen und gegrübelt hatte. Was um Himmels willen hatte sie sich nur dabei gedacht, mit ihrem Chef herumzumachen? Darauf war sie doch sicher nicht aus, wenn man bedachte, wie ätzend sie ihn fand. Zwischenzeitlich hatte sie eine Million Mal ihr Handy gecheckt - nun, da sie wieder Empfang hatte, fiel ihr gleich auf, wie lähmend sich das auswirkte. Nada. Nichts von Iain, überhaupt nichts. Sie war die einzige Frau auf der Welt, der es nicht gelang, in einer Stadt voller Männer zum Zuge zu kommen. Und jetzt, das war Louises Schuld. Ihr Ausbruch über schwelende Gefühle hatte bei Katie Panik ausgelöst, und sie war vorübergehend durchgedreht.
Nun, sie musste einfach gute Miene zum bösen Spiel machen und so tun, als wäre nie etwas passiert. Aber diese Demütigung! Harry wusste jetzt, dass sie zwar mit Iain schlief, der sich aber nicht meldete. Sie musste in seinen Augen eine miserable Figur abgeben. Natürlich war es nicht seine Sache, mit wem sie schlief, und schließlich ging sie ja auch nicht mit gegnerischen Informationen hausieren. Die beiden hatten eine Kindheitsfehde, und das war um Gottes willen nicht ihr Problem. Warum benahmen sie sich nicht einfach wie Erwachsene?
Drei starke Tassen Kaffee später war Katie schon wieder in Kampfstimmung. Der Wagen holte sie ab und brachte sie zum Fernsehstudio. Von diesem blöden Harry Barr hatte sie nie etwas gewollt, sie wollte nur von Iain etwas, und sobald die Sendung vorbei sein würde, würde sie ihn anrufen und ihm mitteilen, was für ein verdammter Idiot er war, und dann würde sie nach Fairlish zurückkehren und historischen Sex haben, so wie sie sich das schon seit geraumer Zeit vorstellte.
Vor lauter Begeisterung, dass sie ihre Garderobe frei wählen konnte und diese nicht mit Thermounterwä-sche, formlosen Pullovern und Gummistiefeln verunstalten musste, entschied sie sich für ihr absolutes Lieblingskleid, ein rotes Wickelkleid, das für den Nachmittag vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, sicher aber auffällig genug war, und ein Paar
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