No Sex in the City
schwindelerregende Highheels. Eine echte Londonerin. Harry würde es mit einer echten Londonerin zu tun bekommen, und er würde sie respektieren müssen. Grrr.
Bei den Studios angekommen, bestand sie darauf, sofort Frisur und Make-up machen zu lassen. Sie wurde natürlich eingekleistert, damit es im Scheinwerferlicht gut aussah, und sie hatte das Gefühl, das auch brauchen zu können. Dann bauschte die Friseurin ihr Haar am Hinterkopf zu einer steifen voluminösen Masse auf, was für Katies Geschmack ein wenig zu sehr nach Achtzigern und Maggie Thatcher aussah, aber die Dame versicherte ihr, dass man das jetzt so trug. Außerdem wirkten die Schuhe jetzt noch höher. Als sie in den Spiegel sah, erkannte sie sich praktisch nicht wieder, und sie erkannte auch keine Katie Watson, die gerne auf Regionalschauen ging, was genau der beabsichtigte Effekt war.
Harry saß im grünen Raum. Er sah auf, als sie eintrat, und sein Gesicht spiegelte augenblicklich seinen Schock wider. Das ärgerte sie gewaltig.
»Guten Morgen«, sagte sie freundlich.
»Treten jetzt die Nutten zum Frühschoppen zusammen«, kommentierte Harry, der so getan hatte, als wäre er in eine landwirtschaftliche Zeitschrift vertieft. »Das wird Iain sicher gefallen.«
»Ah, sexuelle Belästigung«, sagte Katie. »Ich werde in jedem Fall meine gewichtigen Londoner Rechtsanwälte informieren.«
Harry ignorierte sie einfach, aber Katie war wütend und unsicher. Wie konnte sich dieser gewaltige Depp etwas auf seine moralische Überlegenheit einbilden, nur weil sie einen winzigen Moment lang in einer Cocktailbar Mitleid mit ihm verspürt hatte? Es gab doch kein Gesetz, dass man Sex um jeden Preis meiden musste? Oder hatte sie da etwas verpasst? Sie warf Harry einen giftigen Blick zu, den er ebenfalls ignorierte.
Hortense kam herein und verbreitete eine unglaubliche Geschäftigkeit mit ihrem Headset auf dem Kopf und dem Klemmbrett unter dem Arm. Eine kleine Schar Leute folgte ihr auf dem Fuß.
»Okay, Kinder. Wie geht’s, wie steht’s?«
Beide knurrten etwas vor sich hin. Das bereitete Hortense Unbehagen, denn sie war es gewöhnt, dass die Leute begeistert waren, im Fernsehen zu sein.
»Ich fragte, wie geht’s?«
»Uns geht es großartig«, sagte Harry.
»Na, großartig! Fantastisch! Wir werden eine fantastische Show haben! Großartig! Lasst mich euch vorstellen, hier ...«
Sie starrte auf ihr Klemmbrett, und es konnte gar kein
Zweifel bestehen, dass sie nicht wusste, wen sie wem hier vorstellen sollte. Sie zeigte auf eine elegante, sehr schlanke Dame, die etwas ängstlich aussah. Ihre wilde Haarmähne trug sie hochgesteckt.
Harry sprang auf.
»... dies ist Fennellopy Crystal. Sie hat gerade ein Buch darüber geschrieben, dass sich ... äh, die Identität der Eigenschaften von Männern und Hunden in kreuzweisen Experimenten nutzbar machen lässt.«
Harry starrte sie an. »Sie kreuzen Hunde und Männer?«, fragte er ungläubig. »Wie soll das gehen?«
»Sie sollen zusammen trainiert werden«, sagte sie in aufreizend geduldigem Tonfall, als hätte man ihr diese Frage schon oft gestellt.
Katie schnaufte verächtlich.
»Sie brauchen alle dieselbe Behandlung. Auch mit Männern muss man ernst reden und sie mit irgendetwas belohnen«, sagte die Frau.
»Um sie wozu zu bringen? Deine Post aufzufressen?«
Die Frau lachte aufreizend schrill. »Es ist die neueste Art, sich einen Mann zu greifen.«
»Indem man ihn mit einer Ultraschallpfeife ruft?«
»Die Taschenbuchausgabe hat sich vierhunderttausend Mal verkauft.«
»Ja«, sagte Hortense nervös. »Und das hier ist Star Mackintosh.«
Star Mackintosh sah aus wie zwanzig, trug alte Stiefeletten mit einem Reißverschluss vorne, rosa Netzstrümpfe, eine Bomberjacke aus hellrosa Leder, die sich stramm um ihre enormen Titten spannte, und einen knappen Fransenrock, der gerade mal ihren Hintern bedeckte. Unter der Bomberjacke schien sie nichts zu tragen.
»Hallo!«, sagte sie in breitestem Manchesterdialekt. »Ich bin die Neue in Coronation Street. Ich sage immer dazu, was ich tue, sonst wird es für die Leute vielleicht peinlich.«
Katie nickte. Sie stand ebenfalls auf, denn Rumstehen schien hier jetzt angesagt zu sein.
»Darum habe ich meinen Namen auch in Star umgeändert. Von Tina. Da muss ich den Leuten nicht erst umständlich erklären, was ich so mache, hahaha.«
»Großartig, gut gemacht«, sagte Katie.
Star lehnte sich verschwörerisch herüber. »Du musst wissen, dass ich nichts unter meiner
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