No Sex in the City
Bar?«
»Mmph ...«
»Venedig. Bellinis. Du weißt schon.«
»Nein. Weiß ich nicht«, sagte Harry und sah verlegen aus. Katie war plötzlich ein wenig sauer, weil Olivia ihn so vorführte.
»Huh«, machte Olivia. »Was hältst du bisher so von London?«
»Nun, ich hatte noch nicht wirklich die Gelegenheit .«
Eine knochige überlange Blondine saß mit ihren ebenso ausgezehrten Freundinnen auf der Liege nebenan. Sie verschüttete fast ihren Drink, als sie sich herüberlehnte.
»Was für ein wunderbarer Akzent - wo kommst du her?«
Harry wurde rot. »Äh, Sutherland.«
Das Mädchen starrte ihn an. »Cool. Ist das in Frankreich?«
»Schottland.«
Einige der Mädchen, die sich auf dem türkischen Lustbett flegelten, reckten jetzt die Hälse nach dem Fremden, der, wie Katie zugeben musste, der einzige echte Mann hier im Raum war.
»Wow, cool! Komm rüber und erzähl uns was über Schottland. Bist du der Laird aus Monarch of the Glen?«
»Glaub nicht«, sagte Harry und schaute die anderen entschuldigend an. Er quälte sich offensichtlich damit ab, zwischen zwei Gruppen von Damen immer höflich zu bleiben.
»Geh nur«, sagte Katie und klatschte in die Hände. »Frisches Fleisch! Geier sei wachsam!«
Und Harry verschwand in dem kichernden blonden Schwarm. Er sah ängstlich aus, aber durchaus von Forschergeist beseelt.
»Okay«, sagte Olivia. »Die ganze Geschichte bitte.«
Louise war mit ihrem Martini schon am Ende, aber ein Model kam und ersetzte ihn unverzüglich. Gleich sah sie ein wenig glücklicher aus.
»Wir haben es getrieben!«, eröffnete sie.
»Warte«, sagte Olivia. »Von dir wurde mir berichtet. Aber du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass Katie sich auch an den Feuern der Liebe verbrannt hat?«
»Mann, hat sie das jemals getan?«
Katie verdrehte die Augen, obwohl sie wusste, dass es nicht ganz der Wahrheit entbehrte.
»Nicht mit ...?« Olivia deutete auf Harry.
»Gott, nein«, sagte Katie sofort.
»Warum nicht? Was stimmt nicht mit ihm? Er ist doch ein toller Typ.«
»Nein«, sagte Katie. »Er ist mürrisch, unhöflich und total herrisch.«
»Er sieht nicht wirklich mürrisch aus im Moment«, berichtete Louise. Eine der Hexen zeigte ihm gerade ihr Tattoo, und er versuchte, gleichzeitig wegzuschauen und genau hinzugucken.
»Nein, jedenfalls. Es war der andere Typ. Der ist großartig, aber ein bisschen verkorkst, glaube ich.«
»Aah, großartig und verkorkst«, sagte Olivia. »Das größte Geschenk der Natur.«
»Er ist großartig«, sagte Louise.
»Das Problem ist nur ...«, sagte Katie. »Weil es da oben keine Frauen gibt, sind sie alle ein wenig durch den Wind.
Man fühlt sich fast, als würde man sich mit jemandem von der Jungenschule treffen.«
»Wird ja immer besser«, sagte Olivia.
»Nein, ich meine, sie sind irgendwie in ihrer Entwicklung gehemmt, oder so.«
»Macht mir nichts aus«, sagte Louise entschieden. »Sie sind alle sehr dankbar und treu.«
»Halt«, sagte Olivia. »Seid ihr da in einer Stadt oder in einem Streichelzoo?«
»Hat von beidem etwas«, sagte Katie.
»Mmh«, sagte Olivia. »Vielleicht denken die Männer hier unten dasselbe über uns. Zu viele Frauen, die sich wie blöd vermehren und darüber alle schwachsinnig werden.«
»Interessante Theorie«, sagte Katie. »Hier war also alles ruhig?«
»Kein Mucks«, sagte Olivia. »Mein Aromatherapeut sagt, dass ich meine Chakras nicht hinreichend öffne.«
»Vermutlich meint er deine Brieftasche«, sagte Katie.
»Dann habe ich mich noch in Sachen Tapete beraten lassen. Tapeten, ich sage euch. Habt ihr je einen echten Mann im Tapetengeschäft getroffen ... Und bleib mir weg mit Malern und Dekorateuren. Das steht mir alles bis hier.«
Katie blickte sich um. Zigarettenqualm brach sich an Spiegeln und Glas, man fühlte sich wie in einem träumerischen Nebel, in dem junge, vollkommene, herausgeputzte Frauen hin und her liefen, hauptsächlich zur Freude anderer Frauen.
»Die Situation hat sich nicht im Mindesten verbessert, oder?«
»Doch, Katie. In den drei Wochen, in denen du nicht da warst, hat man London zum Kriegsgebiet erklärt und jede Menge amerikanische Soldaten mit Kaugummi und Nylonstrümpfen angekarrt. Es ist fantastisch.«
»Habt ihr etwas von Clara gehört?«, fragte Louise plötzlich aus dem Nichts. Irgendwie hatte sie sich mit einem neuen Martini versorgt. »Ist sie krank geworden und gestorben, und ihr habt nur vergessen, mir das mitzuteilen?«
Katie und Olivia sahen in ihre
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