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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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lieber zu wenig als zu viel.
    Smiley wartete auf eine Antwort. Ich schuldete ihm eine Erklärung. Kurz und so verständlich wie möglich.
    »Jemand hat ihre Mutter umgebracht. Sie denkt, ich war’s. Alle werden denken, ich war’s. Deshalb musste ich abhauen. Und weil mir niemand glauben wird, brauche ich eine Geisel.«
    Darüber musste Smiley erst einmal ziemlich lange nachdenken.
    »Und, warst du es?«, fragte er, als er mit dem Nachdenken fertig war. »Hast du die Frau … ich meine … hast du sie … umgebracht?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Oh, Mann«, stöhnte er. »Du steckst wirklich in der Scheiße.«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Und was wirst du jetzt tun?«
    »Verstecken. Mit der Geisel. Bis sie den haben, der’s gewesen ist. Wenn ich’s nicht war.«
    Auch darüber musste Smiley erst einmal nachdenken. »Das ist dein ganzer Plan?«, fragte er schließlich entgeistert. »Da sind ja mehr Löcher drin als in meinem Kopf.«
    »Sie müssen den Mörder suchen, weil ich eine Geisel habe, die ich erst rausrücke, wenn sie …«
    »Ja, ja, das habe ich kapiert«, unterbrach er mich. »Aber das ist kein Plan. Das ist einfach nur verrückt. Stell dich und erklär den Bullen, dass sie einen anderen Mörder suchen müssen.«
    Das war genauso kein Plan wie meiner. Ich konnte nicht zu den Bullen. »Ich geh nicht in den Knast«, sagte ich.
    »Musst du vielleicht auch nicht. Oder?«
    »Doch.«
    »Schöne Scheiße.« Smiley kratzte sich am Kopf. Dann wurde er praktisch. »Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen? Zum Beispiel im Kofferraum nachschauen, ob deine Geisel in Ordnung ist?«
    »Später«, wehrte ich ab. »Erst brauche ich ein sicheres Versteck.«
    Smiley kaute auf seiner Unterlippe herum. »Bei mir geht nicht. Zu nah an den großen Straßen. Außerdem gibt es Leute, die wissen, dass du bei mir gewohnt hast. Die schicken mir bestimmt Besuch vorbei. Du weißt schon, den in den Uniformen.«
    »Tut mir echt leid«, entschuldigte ich mich.
    »So, wie ich das sehe, sollten dir andere Dinge leidtun.« Er zeigte auf den Wagen. »Warum, Mick? Warum?«
    »Ich brauche sie.«
    Es klang wie eine Ausrede. Smileys linker Mundwinkel schob sich nach oben. Ein halbes Grinsen. Ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war.
    »Lass sie laufen«, sagte er.
    »Nein.« Ich stand auf. »Sie ist meine einzige Chance.«
    »Und wie sollen die Bullen erfahren, was du willst?«, fragte er mich.
    »Jemand … Jemand sollte sie anrufen, ich meine, die Bullen, anrufen, und es ihnen sagen.«
    »Wer denn?«
    Ich schaute ihn an. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er begriff, wen ich meinte, und dann noch einmal ein paar Sekunden, bis er die Sprache wiederfand. »Ich?«
    »Nun, ich dachte …«
    »Anonym und so, nehme ich an.«
    »Ja.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wird nicht gut enden«, murmelte er. »Das wird ganz und gar nicht gut enden, glaub mir. Lass sie laufen. Vielleicht geben dir die Bullen ein paar Bonuspunkte dafür.«
    Alle Bonuspunkte dieser Erde würden nicht reichen, wenn sie die Spuren am Tatort gesichert und ausgewertet hatten. Zusammen mit Jakes Zeugenaussage war die Sache ein klarer Fall. Ich würde in den Bau wandern.
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich noch einmal. »Ich zieh das durch. Egal, wie es endet. Aber ich kann verstehen, wenn du nicht mit reingezogen werden willst.«
    »Arsch«, antwortete Smiley.
    Ich wankte zum Wagen.
    »Arsch«, wiederholte Smiley, diesmal in meinem Rücken. »Denkst du echt, ich lass einen Freund hängen?«
    Zum Glück stand die Wagentür noch offen. Ich hielt mich daran fest, bis ich die Tränen weggeblinzelt hatte und wieder sehen konnte. Smiley drückte mich sanft auf den Fahrersitz. »Warte«, sagte er. »Ich hol dir was zu essen und mehr von meinem Spezialtrank. Und danach verrate ich dir, wo du dich verstecken kannst.«

 
    philosophin @philosophin
    Hast du den Mut, der Gefahr ins Auge zu sehen? Hast du die Weisheit, das Richtige zu tun?
     
     
     
    »Bin wieder da«, meldete sich Smiley nach einer halben Ewigkeit, in der sich der Zeiger auf der Uhr im Armaturenbrett in Mikrozeitlupe zehn Minuten vorgekämpft hatte. Er öffnete die Beifahrertür und ließ sich neben mir auf den Sitz fallen. In seinen Händen hielt er eine beachtliche Tüte, die er umständlich auf seinen Beinen deponierte. Nachdem er ein paarmal kräftig durchgeatmet hatte, war er wieder der Smiley, den ich kannte.
    Maschinengewehrschnell ratterte er Anweisungen herunter. Es ging um ein abgelegenes Haus

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