no_way_out (German Edition)
Smiley.
Das hatte er mir letztes Mal auch gesagt. Ein schlechtes Zeichen, wenn man an Zeichen glaubte. »Du auch.«
Er winkte mir zu, folgte ein paar Meter dem Weg zurück und verschwand dann zwischen den Bäumen in den Wald. Wahrscheinlich eine Abkürzung. Smiley kannte immer irgendeine Abkürzung.
Inzwischen war es fast hell. Trotzdem musste ich höllisch aufpassen. Der Weg war schon vorher schlimm genug gewesen, jetzt wurde er zum Albtraum. Der Wagen schlingerte hin und her und rutschte immer wieder auf der Seite ab. Ab und zu schlug der Fahrzeugboden auf Steinen auf. Ich klammerte mich ans Lenkrad und klebte mit dem Kopf beinahe an der Scheibe.
Purgatorium! , dröhnte die Stimme des schwarzen Mannes in meinem Kopf. Ich habe dir immer gesagt, dass du im Fegefeuer landen wirst.
Ich übersteuerte. Der Schlund auf der Seite kam näher, fast so, als ob er sein riesiges Maul öffnen und das Fahrzeug verschlingen wollte. Unter mir knirschte es, hinten im Kofferraum schrie Edy. Im letzten Augenblick riss ich das Lenkrad herum und wäre beinahe in den Fels auf der Hangseite gedonnert. Ich trat voll auf die Klötze. Der Wagen schrammte am Gestein entlang und blieb stehen.
Er ist tot, beschwor ich mich, der schwarze Mann ist tot, er kann dir nichts mehr tun, nie mehr, und wenn einer im Fegefeuer ist, dann er. Fahr weiter!
Ich brauchte ein paar Anläufe, bis der Motor wieder ansprang. So richtig gut klang er nicht, doch die Kiste fuhr, wenn auch ziemlich röchelnd und stotternd.
Nach einer scharfen Kurve wurde der Weg noch schmaler. Er schlängelte sich mehrere Meter über dem Fluss an einem felsigen Hang entlang. Ein Fehler, und ich brauchte nie wieder über etwas nachzudenken. Weder über das Fegefeuer noch über den Knast. Mir rann der Schweiß über das Gesicht und in meinen Nacken. Eins war jetzt schon klar: Wenn nicht irgendwo eine Stelle kam, an der ich wenden konnte, würden wir nicht mehr aus dieser Schlucht herauskommen. Nicht mit dem Wagen. Davon hatte Smiley kein Wort gesagt. Aber der konnte ja auch nicht Auto fahren. Wusste nur alles über sie. Theoretisch.
Irgendwann verlief der Weg nicht mehr parallel zum Fluss, sondern führte auf ihn zu. Je näher ich ihm kam, desto mehr schüttelte es den Wagen durch. Im Kofferraum ging das Schreien wieder los.
Edys Panik traf auf meine. Ich hätte beinahe mitgeschrien. »Halt die Klappe!«, brüllte ich.
»Lass mich raus! Bitte!« Sie zog das i endlos in die Länge. Es fühlte sich an, als würde sich eine Kreissäge durch meine Nerven fressen. Und dann war auch noch der Weg verschwunden. Ich bremste. Wasser rauschte. Der Wagen beugte sich nach vorn. Starr vor Angst schaute ich in den Abgrund. Mir wurde kalt und mein Körper begann zu zittern. Dann kapierte ich, dass der Weg nicht einfach aufhörte, sondern steil abfiel, direkt zum Fluss hinunter.
»Du musst durchs Wasser fahren«, hatte mir Smiley eingeschärft. »Ohne zu zögern. Tiefer Gang. Nicht mit Vollgas, aber auch nicht zu langsam. Sonst wirst du feststecken. Nennt man furten.«
Keine Ahnung, woher er das wusste. Sein Hirn sammelte jede Menge unwichtiger Informationen. Er hatte noch etwas von einer Wattlinie und Luftansaugstutzen gefaselt, aber ich hatte mir gedacht, er übertreibt maßlos. Nun, ich hatte mich geirrt.
Als Smiley von dieser Stelle geredet hatte, hatte ich mir ein seichtes Gewässer vorgestellt, das friedlich und langsam dahinplätscherte. Nicht das, was ich vor mir sah. Der Fluss war an dieser Stelle zwar breiter und es ragten keine Felsbrocken aus dem Wasser, aber es wälzte sich ziemlich schnell durch die einzige Stelle, an der ich auf die andere Seite gelangen konnte. Es sah auch ziemlich tief aus. Zu tief für einen, der Angst vor dem Wasser hat. Ich hatte Angst. Eine Höllenangst. Ich konnte da nicht rüber. Aber zurück ging auch nicht. Wenden war unmöglich. Und aussteigen und zu Fuß gehen, hätte bedeutet, durch das Wasser waten zu müssen.
Verdammt! Wozu hatte die Menschheit Brücken erfunden? Wie konnte man auf so einen durchgeknallten Plan kommen wie ich? Und warum zum Teufel hatte ich mir von Smiley dieses Wahnsinnsversteck andrehen lassen? Wütend schlug ich mit den Händen gegen das Wagendach. Hinten im Kofferraum rief Edy voller Panik, dass sie rauswolle. »Was machst du?«, schrie sie. »Wo sind wir?«
»In der Hölle!«, brüllte ich zurück.
»Lass mich raus!« Sie wiederholte sogar ihr »Bitte«. Diesmal ohne langes i , dafür sehr ängstlich.
Beinahe hätte
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