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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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blendete mich. Ich hielt mir schützend die Hand über die Augen und schaute mich um. Der abgesoffene Wagen ragte wie ein Wal aus dem Wasser, mit dem Wagendach als Rücken und dem Kofferraumdeckel als Flosse. Hinter dem Wal kämpfte sich eine Gestalt durch den Fluss.
    Edy!
    Sie lief nicht quer zur Strömung, sondern leicht schräg flussaufwärts gegen sie. Verdammt! Was dachte sich diese Irre? Ihre Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden! Wenn sie ausrutschte und hinfiel, war sie der Strömung ausgeliefert. Mit ihren gefesselten Händen konnte sie sich nicht über Wasser halten.
    Ich rannte los. Viel zu langsam hinkte ich am Ufer entlang. In meinen nackten Fuß bohrten sich Stacheln und spitze Steine. Weit vor mir erreichte Edy sicheren Boden und watete bei einer Felsplatte ans Ufer. Einen Moment lang stand sie wankend da, dann sank sie in die Knie.
    Im Gegensatz zu Smiley war ich nicht zum lautlosen Anschleichen geboren. Ich machte ziemlich viel Krach. Edy musste mich gehört haben, doch sie verharrte in ihrer Position. Erst als ich dicht bei ihr war, drehte sie sich mir zu. Ihr Blick ging ins Leere, in ihren Augen war nichts. Keine Angst, keine Verzweiflung, kein Schmerz, keine Erleichterung. Einfach nichts. Schminke lief über ihr Gesicht, ihre Haare klebten am Kopf. Blut tropfte aus ihnen. Was nicht von dem weißen Top aufgesogen wurde, rann auf die hellen Hotpants und die Felsplatte. Auch über die aufgescheuerten Handgelenke lief Blut. Sie war fertig, total fertig, und ich Idiot wollte kein Mitleid haben, nicht mit ihr, und deshalb dachte ich daran, wie ich an ihrem Pool gelegen hatte, nachdem sie das Foto meiner Schwester zerrissen hatte, und so fertig gewesen war wie sie jetzt. Ich beugte mich zu ihr hinunter, fuhr mit dem Zeigefinger über ihre nasse Wange und sagte: »Wow.«
    Ihre Augen füllten sich. Mit Hass. Ich war Weltmeister im Kassieren von hasserfüllten Blicken, aber so viel Hass wie in diesen Augen hatte ich noch nie gesehen. Er prallte nicht an mir ab, sondern ging direkt unter meine Haut. Ich wusste, ich hatte ihn verdient. Was ich nicht wusste, war, ob es genau das war, was ich mit dieser beschissenen Aktion provozieren wollte.
    »Du hast dich mit dem Falschen angelegt.« Sie schlug jedes einzelne Wort wie einen Eispickel in mich rein. »Jakes Leute werden kommen und dich umbringen.«
    Mir war so kalt, dass ich mich fragte, ob man mitten im Sommer erfrieren konnte.
    »Steh auf!«, befahl ich.
    Edy blieb knien.
    »Entweder stehst du auf oder ich zieh dich hoch, und dann wird’s wehtun.«
    »Fass mich nicht an!«
    Noch während sie redete, schoss sie hoch und warf sich gegen mich. Ich geriet ins Taumeln. Vielleicht wäre sie mir entkommen, wenn sie nicht das Gleichgewicht verloren hätte und hingefallen wäre. Mit einem Schrei warf ich mich auf sie, prallte hart gegen ihren Körper und begrub ihn unter mir. Sie versuchte mich zu beißen und als ihr das nicht gelang, spuckte sie mich an. Ich rollte sie auf den Bauch. Selbst jetzt gab sie nicht auf. Sie spannte jeden Muskel ihres Körpers an, als wolle sie sich gleich aufbäumen wie ein wildes Pferd und mich abwerfen.
    Ich verlagerte mein Gewicht, packte ihre Haare und zog ihren Kopf hoch. »Niemand wird kommen«, sagte ich hart. »Weil niemand weiß, wo wir sind.«
    »Du hast das Handy vergessen«, keuchte sie. »Freaks wie du wissen das vielleicht nicht, aber Handys kann man orten.«
    »Nicht kaputte. Das wissen sogar Freaks wie ich.«
    »Es ging erst im Fluss kaputt.«
    Hätte ich nicht gewusst, dass das Handy in Jakes Garage lag, hätte sie mich erwischt. Im Lügen war sie perfekt.
    »Dein Handy liegt bei euch in der Garage«, zischte ich ihr ins Ohr.
    »Wenn du es sagst.« Sie drehte ihren Kopf, so weit es ihr möglich war. »Und jetzt?«, fragte sie verächtlich. »Fickst du mich oder bringst du mich um?«
    Mein Körper verkrampfte sich, doch es war zu spät. Das Gift war in mir drin und verätzte mich von innen. Die Spinne. Sie stach selbst dann noch, wenn sie angeschlagen am Boden lag.
    Ich stach zurück. »Warum sollte ich dich umbringen? Du weißt doch, wie es geht. Richtig schneiden. Längs. Ist normalerweise eine todsichere Sache.«
    »Dein Ding in Frauen zu stecken, die deine Mutter sein könnten, auch.«
    Ich drückte ihr Gesicht gegen den Fels, immer heftiger, auch als ihr Widerstand gebrochen war. Erst ihre Schreie holten mich aus diesem Wahnsinn. Mein Körper bebte, meine Finger lösten sich aus ihren Haaren. Ich starrte

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