no_way_out (German Edition)
Himmels willen hatte ich getan? Was passierte mit mir?
Ich fand keine Antwort auf meine Fragen. Also versuchte ich, mich auf den steinernen Bau zu konzentrieren, der wie ein Gerippe aus der Waldlichtung vor mir ragte. Die Fenster hatten keine Scheiben, die Türe fehlte. An einigen Stellen waren ganze Teile der Fassade herausgebrochen und man konnte ins Innere sehen, in dem ein paar wenige Möbel vor sich hin rotteten. Obwohl die Sonne das Haus durch die Blätter der Bäume hindurch in ein warmes Licht tauchte, strahlte es eine unheimliche Kälte aus. Ich glaubte nicht, dass ich auf einem schlechten Trip war. Das Ding war wirklich gruselig.
Smiley hatte entweder einen queren Sinn für Romantik oder er war längere Zeit nicht mehr hier gewesen. In diesem Haus hielt sich kein Mensch freiwillig auf. Edy war nicht hier. Sie war weg. Mit einem Schnürsenkel um ihre Handgelenke. Mein Hirn quälte mich mit Bildern, in denen sie im Fluss ausrutschte und darin versank. Mir wurde elend. Meine Beine verweigerten ihren Dienst. Ich setzte mich hin und verbarg meinen Kopf in den Händen. Irgendwo rumpelte es. Beinahe gleichzeitig begann Edy zu schreien. Richtig. Nicht in meinem Kopf. Ich sprang auf und rannte los.
Jasper Candinas @jacandinas
Die Frage ist nicht, ob ihr eine Chance habt. Die Frage ist, ob ihr das Richtige tun wollt. #GfLeon
Nun, ich rannte nicht wirklich ins Haus. Dazu lag zu viel Gerümpel herum. Die Wunde am Bein machte mich auch nicht schneller. Das Einzige, das wirklich raste, war mein Puls. Ich stellte mir schreckliche Dinge vor. Schlangen, die sich in den Steinen im Haus eingenistet hatten. Eine Decke, die gleich einstürzen würde. Ein Holzboden, der langsam nachgab.
Kurz bevor ich mich durch eine Öffnung in der Wand ins Gebäude stürzte, fiel mir ein, dass Edy eine Menge Tricks draufhatte. Und sie konnte perfekt lügen. Vielleicht hatte sie mich kommen sehen und ich lief direkt in eine Falle. Ich blieb stehen.
»Was ist?«, schrie ich in das Kreischen hinein.
»Hol mich raus!«
»Warum?«
»Hilf mir!«
Der Boden unter meinen Füßen war voller Schutt, aber fest. Die Decke sah aus, als würde sie halten. Schlangen zogen die wärmenden Steine am Bachufer vor, und selbst wenn es welche hätte, hätten sie sich verkrochen. Es gab nichts, wovor Edy eine solche Angst haben musste. Dachte ich. Bis mir eine Wespe um den Kopf schwirrte. Und dann noch eine.
»Wo bist du?«, rief ich.
»Küche!«
Ihre Stimme kam aus dem hinteren Teil des Gebäudes. Eine weitere Wespe sirrte mir entgegen. Ich hob die Hände vor mein Gesicht und rannte auf einen Durchgang zu, in dem eine Tür schräg in den Angeln hing. Ich stieß sie mit dem Ellbogen auf. Ganz in der Nähe rumpelte und schepperte es. Edy kam aus einem Raum geschossen, verfolgt von einem Schwarm Wespen.
»Hier lang!«, schrie ich.
Sie taumelte mir entgegen. Ich packte sie am Arm, zerrte sie durch den Durchgang und knallte die Tür zu. Ein paar der aggressiven Viecher waren wir so los, aber nicht alle. Sie umschwirrten uns, während wir nach draußen flohen. Edy war viel schneller als ich. Sie rannte aus dem Gebäude, auf den Fluss zu. Ich versuchte, ihr zu folgen, aber irgendwo im Buschland gab mein Körper auf. Nach einem Sturz schaffte ich es nicht mehr, wieder auf die Beine zu kommen. Es ging einfach nicht. Ich blieb liegen. Über mir kreisten die Vögel. Dort, wo mich die Wespen erwischt hatten, brannte die Haut wie Feuer. Ich schloss die Augen und ließ mich wegtreiben.
Als ich jemanden auf mich zukommen hörte, fielen mir die kreisenden Vögel ein und ich wunderte mich, wie schnell mich die Bullen gefunden hatten. Oder waren es Jakes Männer? Diese Typen, von denen Edy behauptet hatte, sie würden kommen und mich umbringen? Ich überlegte, ob ich die Hände heben sollte. Vielleicht packten sie mich dann nicht so hart an. Oder sie ließen mich wenigstens leben.
Ich rappelte mich auf und reckte meine Arme in die Höhe. Sicherheitshalber. Etwas Nasses, Kaltes warf sich gegen mich. Wir fielen. Ein Körper wälzte sich auf mich. »Verdammtes Arschloch«, hörte ich Edy sagen. Wasser tropfte auf mein Gesicht. Starke Hände drückten meine Arme auf den Boden.
Hände? Wieso hatte Edy ihre Hände frei?
»Schau mich an!«, befahl sie.
Ich tat ihr den Gefallen nicht. Mit geschlossenen Augen wartete ich darauf, was sie tun würde. Sie konnte nicht ewig auf mir sitzen bleiben und mich auf den Boden drücken.
»Wenn du mich nicht sofort
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