no_way_out (German Edition)
Augen.
»Vertrau mir«, sagte ich.
Er lachte nervös. »Versuch ich ja. Aber ich merke gerade, wie schwierig das ist.«
Hinweisschilder warnten vor einer engen Kurve. Obwohl ich auf die Bremse trat, trug es uns beinahe über den Straßenrand hinaus. Bäume rasten bedrohlich nah an uns vorbei. Smiley gab röchelnde Laute von sich, ich umklammerte das Steuerrad und versuchte, nicht von der Spur zu kommen.
Ein paar Haarnadelkurven später führte die Straße aus dem Wald und schlängelte sich talabwärts. Ich sah den Fluss und Smileys Brücke.
»Soll ich dich zu Hause abladen oder möchtest du mitfahren?« Es war ein ziemlich missglückter Scherz.
»Mitfahren«, antwortete Smiley ernst.
»Dein Risiko.«
Erneut heulten Sirenen. Die Streifenwagen waren noch außer Sichtweite, aber sie würden jeden Moment um den Fuß des Hügels geschossen kommen. Wir hatten keine Chance, vor ihnen unten auf der Talstraße zu sein.
»Das schaffen wir nicht!«, schrie ich.
»Abkürzung«, japste Smiley. »Dort vorn. Nach dem Stall.«
»Dort ist nichts!«
»Doch! Ein Feldweg.«
Kurz bevor ich das Steuer herumriss, sah ich die Streifenwagen. Sie bogen von der Talstraße ab und kamen uns entgegen. Wir schlingerten über einen staubigen Kiesplatz in einen Weg, der mehr Feld als Weg war, und bretterten in der Falllinie den Hügel hinunter. Der Wagen hörte sich an, als würde er jeden Moment auseinanderbrechen.
»Gutes Timing«, brüllte Smiley über den Lärm hinweg. »Bis die Bullen wenden können, sind wir längst unten auf der Hauptstraße.«
»Und dann?«
»Fährst du in Richtung Brücke.«
Der Wagen hielt durch. Die Bremsen auch. Wir trafen auf die Hauptstraße. Beim Abbiegen brach das Heck aus und wir rutschten den Leitplanken entgegen. Ich konnte das Gefährt abfangen und wieder auf Kurs bringen.
»Oh, nein!«, stöhnte Smiley.
»Was?«
»Da vorne, bei der Brücke.«
Blinkende Lichter. Über die ganze Straßenbreite verteilt. Eine Blockade. Ich schaute in den Rückspiegel. Dort blinkte es auch. Die Streifenwagen, die uns entgegengerast waren, hatten einen Platz zum Wenden gefunden und waren hinter uns.
Ich verlangsamte das Tempo. Die Lichter im Rückspiegel kamen näher. Vor uns standen die Wagen quer auf der Straße. Es hatte keinen Sinn mehr. Ich bremste. Mitten auf der Brücke blieben wir stehen.
Hier hatten wir uns kennengelernt. Smiley grinste. Wie damals. »Bei drei öffnen wir die Tür, rennen zum Geländer und springen.«
Achtzehn Meter.
»Nein«, antwortete ich. »Es ist vorbei.«
Smiley legte seine Hand auf den Türgriff. »Füße voraus, gerade runter. Vertrau mir.«
Er begann zu zählen.
»Eins.«
Die Bullen kamen auf uns zu.
»Zwei.«
Hinter uns hielten die Wagen an. Die Lichter blinkten immer noch.
»Drei.«
Ich riss die Tür auf und rannte los. Achtzehn Meter. Ohne zu zögern schwang ich mich auf das Geländer und sprang.
Drama im Fall Linder – Spektakuläre Flucht vor der Polizei
Eine schwer verletzte Geisel und zwei vermisste jugendliche Tatverdächtige sind die tragische Bilanz im Mord- und Entführungsfall Linder.
Die dramatische Wende im Fall Linder wurde gestern Abend durch einen Anruf bei der Notzentrale eingeleitet. Ein offensichtlich aufgewühlter Jugendlicher meldete eine schwer verletzte Person in einer Jagdhütte. Den ausgerückten Rettungssanitätern fiel ein Wagen auf, der ihnen in überhöhtem Tempo entgegenkam. Sofort verständigten sie die Polizei, die in der Folge auf einer Brücke eine Sperre errichtete. Der Wagen der flüchtenden Personen konnte gestellt werden, doch statt sich zu ergeben, stürzten sich die zwei jugendlichen Insassen vor den Augen der Polizeibeamten in den Fluss. »Wir konnten nichts tun«, erklärte der Polizeisprecher Moritz Indermauer an der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. »Sie sprangen, bevor wir mit ihnen Kontakt aufnehmen konnten.«
Seither fehlt von den beiden Jugendlichen jede Spur. Die Suche musste gestern Abend abgebrochen werden, soll aber heute weitergehen.
In der abgelegenen Hütte bot sich den Rettungskräften ein erschütternder Anblick. Editha Linder lag bewusstlos auf dem Boden. Hätte die zufällig vorbeigekommene Wanderin Verena P. sie nicht gefunden und sofort Erste Hilfe geleistet, wäre sie jetzt wohl tot. Alles deutet auf einen heftigen Kampf hin, in dessen Verlauf Editha Linder durch einen Messerstich verletzt wurde. »Ein paar Millimeter weiter oben und wir hätten nichts mehr für sie tun können«,
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