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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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sagte Rettungssanitäter Reto F. »Sie hatte riesiges Glück im Unglück.«
Editha Linder wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht. Es wird voraussichtlich mehrere Tage dauern, bis sie Aussagen zu ihrer Entführung machen kann. Die Polizei muss sich ein paar kritische Fragen gefallen lassen. Hätte der Fall eine andere Wende genommen, wenn es ihr früher gelungen wäre, den Aufenthaltsort der Entführten aufzuspüren? Wie konnte es passieren, dass der Entführer samt Geisel aus der Wildbodenschlucht entkam? Warum wurden sie in ihrem Versteck nicht schneller gefunden? Fragen, auf die die Polizei die Antwort bisher schuldig geblieben ist.
Etwas mehr Klarheit herrscht mittlerweile in Bezug auf die beiden vermissten Jugendlichen. Einer der beiden ist mit ziemlicher Sicherheit Mick S., der mutmaßliche Mörder von Isabella Linder und Entführer ihrer Tochter Editha. Der siebzehnjährige Jugendliche wurde im Alter von sieben Jahren zusammen mit seiner Schwester in die Obhut einer Pflegefamilie übergeben. Nach einem tragischen Unglücksfall war er für die Familie nicht mehr tragbar und kam in ein Heim, aus dem er mit fünfzehn ausriss. Seither lebt er ohne festen Wohnsitz. Mehrere Male wurde er von der Polizei aufgegriffen und in Heimen untergebracht, aus denen er jedoch nach jeweils kurzer Zeit wieder verschwand. Die Identität der zweiten Person steht noch nicht fest. Recherchen haben ergeben, dass es sich um Kurt W. handeln könnte, einen jugendlichen Einzelgänger und Sonderling, der in einer Hütte am Fluss wohnt, ganz in der Nähe der Brücke, von der die beiden gesprungen sind.
Die ebenso dramatische wie brutale Wende im Fall Linder ruft Politiker und besorgte Bürger auf den Plan. Es scheint, als ob sich unsere Gesellschaft an einem Abgrund befinde. Begonnen hat es mit Protesten und kleineren Ausschreitungen jugendlicher Außenseiter. Es folgten mehrere gezielte, brutale Übergriffe aus diesem Lager. Die Tötung von Isabella Linder und die Entführung ihrer Tochter sind weitere traurige Höhepunkte einer Entwicklung, die besorgniserregende Ausmaße annimmt.
Politiker fordern härtere Maßnahmen, um weitere Verbrechen zu verhindern. In vereinzelten Städten haben sich erste Bürgerwehren gebildet. Ein jugendlicher Drogensüchtiger in Aarau wurde von aufgebrachten Menschen krankenhausreif geprügelt, nachdem er negativ aufgefallen war. Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Jugendlichen nehmen zu. Eine ganze Nation fragt sich, was schiefgelaufen ist und wie diese Gewalt gestoppt werden kann.

TEIL 2.

 
    Johanna Candinas @JoJoCan
    Hatten die beiden Brückenspringer überhaupt eine Chance? Oder wurden sie in den Tod getrieben? #GfLeon #no_way_out
     
     
     
    Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung, wo ich war. In irgendeinem Lagerschuppen am Rande irgendeiner Kleinstadt. Allein. Mehr wusste ich nicht. Smiley hatte mich gut versteckt zurückgelassen und mir befohlen, mich nicht vom Fleck zu rühren. Obwohl ich glühte, wusste ich nicht, ob mir eiskalt oder siedend heiß war. Meine Oberfläche brannte, doch in mir drin hatte sich ein eisiger Kern gebildet, der in unregelmäßigen Abständen ein Beben auslöste, das meinen ganzen Körper durchschüttelte. Dass ich überhaupt noch lebte, verdankte ich Smiley.
    An den Aufprall auf dem Wasser erinnere ich mich nicht. Eine mir gnädig gesinnte Schaltzentrale in meinem Hirn knipste vorher alles aus. Ich weiß nur noch, dass ich nicht flog, sondern in die Tiefe fiel wie ein Stein. Und dass ich keine schönen Filme oder überwältigenden Bilder sah, von denen man immer wieder hört, sondern einfach nur Schiss hatte. Erst unter Wasser sprang die Sicherung wieder an. Die freigeschalteten Nerven sprühten Funken. Ich ruderte wie wild mit den Armen, presste die Lippen aufeinander und fühlte einen überwältigenden Schmerz in den Lungen. Ich versuchte zu atmen. Aus den Funken wurde ein helles Licht. Und dann kamen die Bilder. Ich sah Sina, wie sie mir entgegenrannte, fühlte, wie sie sich an mich schmiegte und nach meiner Hand griff. Edy schwamm auf uns zu. Unverletzt und wunderschön wie eine Meerjungfrau. Sie lächelte und ich wusste, dass ich jetzt sterben musste. In jenem Moment war mir das egal.
    Smiley aber nicht. Er war nach mir getaucht und fand mich, kurz bevor ich endgültig im Licht verschwand. Seine Hände krallten sich in mich, er zog mich hoch an die Wasseroberfläche. Dort kam der Schmerz zurück. Und die Panik. Ich sah nichts und dachte, ich wäre blind.
    Smiley

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