Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
gern mit euch sprechen.«
»Noah!« Jacob raste im Batman-Schlafanzug auf mich zu und warf sich an mich. »Du bist noch da!«
»Ja«, sagte Joe. »Und er wird in Zukunft viel öfter hier sein.«
Jacob schaute Joe mit großen Augen an. »Ehrlich?«
»Ich schwör’s.« Joe klopfte mir auf die Schulter. »Ich lass euch Jungs dann mal alleine, damit ihr euch unterhalten könnt.«
Und damit ging er einfach so hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Ich war seit zwei Jahren nicht mehr mit meinen Brüdern allein gewesen. Meine Hand lag auf Jacob, während ich das Foto von meinen Eltern anstarrte. Sie würden nicht wiederkommen, und ich konnte nicht wiederherstellen, was sie geschaffen hatten, aber ich konnte nach vorn schauen und weitergehen.
Ich setzte mich auf den Boden und spürte ein maßloses Glücksgefühl, als Tyler im Stramplerschlafanzug zu mir rutschte und seine kleine Hand in meine schob. Den Daumen im Mund, den Zipfel einer Decke in der Faust.
Jacob klebte an meiner Seite. »Dad schwört nie etwas, wenn er es nicht wirklich meint, Noah. Er sagt, lügen ist eine Sünde.«
Ich nickte. »Ist es auch. Unsere Mom hat das auch immer gesagt.« Ich räusperte mich und setzte zum schwierigsten Gespräch meines Lebens an. »Vor ein paar Jahren habe ich euch etwas versprochen. Das habe ich auch wirklich gemeint, aber heute sieht es so aus, als ob das für uns alle drei nicht das Beste wäre.«
Ich schaute Tyler an. Er war noch zu jung, um sich zu erinnern, wie Mom lachte, wenn Dad, während sie den Abwasch machte, mit ihr tanzen wollte. Zu jung, um sich zu erinnern, wie Dad ihm Bilder von Bauwerken zeigte und verkündete, dass seine Söhne vor ihrem zehnten Geburtstag lernen würden, wie man einen Nagel einschlug.
Und Jacob. Alt genug, sich zu erinnern, aber zu jung, um zu verstehen, was er alles verloren hatte. Er würde nie das Gefühl kennen, voller Stolz an Moms Seite zur Schülerehrung zu gehen. Er würde nie dieses Glücksgefühl kennen, wenn Dad einen nach dem ersten Versuch mit der Bohrmaschine ein Naturtalent nannte.
Sie würden nie wissen, dass sie die zwei wunderbarsten Menschen auf diesem Planeten verloren hatten. Und sie würden nie wissen, wie mich dieser Verlust seither jeden Tag meines Lebens fast zerrissen hatte.
Ich holte tief Luft und nahm einen neuen Anlauf. »Wie würde es euch beiden gefallen, wenn ihr für immer hier wohnen bleiben würdet und ich euch bloß besuchen komme?«
Mrs Collins überfuhr das Stoppschild am Ende der Straße von Jacobs und Tylers Zuhause. Ich saß allein in meinem Auto.
Echo.
Ich hatte sie einfach so gehen lassen, und das nicht wegen des Sorgerechts für meine Brüder. Mrs Collins hatte recht. Tief in meinem Inneren hatte ich geglaubt, Echo zu lieben wäre ein Verrat an meinen Eltern und meinen Brüdern.
Aber ich liebte Echo. Und ich brauchte sie. Und ich würde sie zurückgewinnen.
Ich ließ den Motor an. Ein Dasein als Pflegekind war eine harte Schule – etwas in der Art von »fünf bis sieben Jahre mit Aussicht auf Bewährung«. Fragte sich nur, was ich mit all den Erkenntnissen, die ich gesammelt hatte, nun anfangen wollte.
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Echo
»Er will
was
?«, schrie ich. Ich stellte den Motor ab und sprang aus dem Auto. War denn jetzt die ganze Welt am Durchdrehen? Erst bekam Ashley zu früh die Wehen, und jetzt war auch noch Noah übergeschnappt.
»Verdammt, Beth. Ich hab dir doch gesagt, du sollst nichts rauchen. Noah wird echt angepisst sein.« Isaiah rieb sich den kahl geschorenen Schädel. Dieses eine Mal war ich heilfroh, dass Beth zu bekifft war, um klar denken zu können. Dank des Nebels in ihrem Hirn hatte sie sich verplappert.
»Was glaubt er denn, was er da findet?«, fragte ich. »Er weiß doch schon alles über seine Brüder, und er wollte sich doch an die Regeln halten. In Mrs Collins’ Büro einzubrechen, ist aber etwas anderes!«
Isaiah klatschte in die Hände. »Machen wir eine Spritztour.«
Hatte der jetzt auch noch den Verstand verloren? »Dein bester Freund … dein
Bruder
will in die Schule einbrechen, und du willst eine Spritztour machen?«
Isaiah rieb sich mit gespielter Begeisterung die Hände, doch aus seinen Augen sprach Frust. »Ja.«
»Nein.« Ich wedelte mit der Hand. »Nein. Wir müssen ihn aufhalten. Wenn er erwischt wird, kann er sich von seinen Brüdern verabschieden. Oh mein Gott, er kann so ein sturer Idiot sein. Was soll ihm das Ganze denn bringen?«
»Er will dich zurück«, warf Beth in trägem Ton
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