Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Erwartete sie vielleicht, dass ich jetzt protestierte, ihr vorschlug, sofort zu gehen, weil Beth sie angemacht hatte? Das hatten jedenfalls die anderen Mädchen immer gewollt.
Aber sie schien es ernst zu meinen. Als wir das Wohnzimmer betraten, bedeutete sie mir, ins Spiel einzusteigen. Nun, wenn es ein Test war, würde ich es bald rausfinden. Ich schnappte mir einen freien Platz auf der Couch und zog Echo auf meinen Schoß. »He, Rico, lass mal den Controller rüberwachsen.«
»Genau, Rico, gib das Ding jemandem, der damit umgehen kann«, rief Isaiah. Gelächter und noch mehr Beleidigungen.
»Du könntest besser spielen, wenn ich nicht auf deinem Schoß sitze«, raunte sie mir zu.
Ich schaltete mich in das Spiel ein. Während die anderen ihre Spieler wählten, strich ich mit den Lippen über Echos Ohrläppchen und genoss es, wie sie die Augen schloss und sich an mich schmiegte. »Aber dann müsste ich darauf verzichten.«
Eine halbe Stunde später lockte Antonio sie weg, indem er mit Wörtern wie
Technik
und
Schraffur
um sich warf. Ich hatte vor, mich zu ihr in die Küche zu gesellen, sobald das Spiel vorbei war, entschied mich jedoch anders, als ich sah, dass sie sich einen Bleistift schnappte, zu zeichnen anfing und dabei am Stück redete. Ich wollte, dass es ihr gut ging, und ich wollte mit meinen Freunden abhängen. Jetzt hatte ich beides.
Eineinhalb Stunden später war Antonio auf dem Küchenstuhl Echo gegenüber damit beschäftigt, sein Mädchen abzuknutschen. Hin und wieder machte er irgendeine Bemerkung zu Echo hin, während sie zeichnete und an einem Bier nippte.
Beth tauchte aus dem Keller auf, die Tüte mit dem Gras und Papers in der Hand. Ich warf den Controller auf die Couch. »Ich bin draußen.«
Ein paar von den Jungs stöhnten, als Rico sich meinen Controller schnappte. Isaiah warf seine leere Bierdose nach mir. »Jetzt komm, Mann, Rico ist ein Penner mit dem Ding. Du kannst mich doch nicht so hängen lassen.«
Ich ignorierte die Kommentare zu meiner Männlichkeit, mit denen sie mich umzustimmen versuchten. Echos Hand flog übers Papier, ihre Augen zuckten hin und her. Ich fuhr mit den Fingern durch ihre Locken und zog sie glatt, nur um zuzusehen, wie sie wieder zurückschnellten.
Sie war ein Genie. Sie zeichnete Antonio und Maria, die sich umschlungen hielten. Das Bild sah aus, als ob es im nächsten Augenblick zum Leben erwachen würde. Wie konnte sie so etwas in so kurzer Zeit zustande bringen?
Beth setzte sich auf den Tisch und fing an, einen Joint zu rollen. Ich wollte Echo so schnell wie möglich da raushaben. »Ich hab dir Isaiahs und mein Zimmer noch nicht gezeigt.«
»Sekunde, ich muss noch die Schattierung richtig hinkriegen.« Echo war ganz versunken in ihrer Welt und nahm nichts um sie herum wahr. Verdammt, Beth hatte noch nie so schnell eine Tüte gedreht. Sie steckte sie sich in den Mund und zündete sie an. Der vertraute Geruch driftete durch den Raum und entging niemandem. Auch Echo nicht.
Echo beobachtete, wie Beth inhalierte und den Atem anhielt. Seit ich hier wohnte, hatte ich nie einen Zug an einem Joint abgelehnt, aber auf keinen Fall würde ich das vor Echo machen. Beth blies den Rauch aus, zog die Lippen hoch und hielt den Joint Echo hin. »Willst du mal?«
Alle im Zimmer sahen zu und warteten geduldig darauf, an die Reihe zu kommen, sodass Echo auf einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Ihr Fuß fing an zu wippen, sie legte den Skizzenblock auf den Tisch und schob ihn zu Antonio hinüber. »Nein danke.« Dann richtete sie den Blick messerscharf auf mich. »Aber lass dich von mir nicht abhalten.«
Grandios. Genau das, was ich hatte vermeiden wollen. Ich streckte ihr die Hand hin. »Komm mit.«
[zurück]
Echo
Ich ergriff Noahs Hand und zwinkerte Beth zu, bevor ich ihm aus der Küche folgte. Zu Beth nett zu sein hatte nichts gebracht, und dieses eine Mal fühlte es sich gut an, gemein zu sein. Ihre Schmollmiene war es absolut wert, mir mein Karma zu versauen.
Noah zog die Tür zum Keller auf und ließ mich vorgehen. Die Temperatur fiel um mindestens zwanzig Grad, kaum dass ich den Betonboden betrat. Ein Lattenrost mit Matratze lag an einer Wand. Gegenüber vom Bett stand eine alte Couch und an der Wand dazwischen ein Fernseher. In zwei Wäschekörben lagen zusammengefaltete Jeans und T-Shirts.
Die Tür fiel hinter uns zu, und die Holztreppe knarrte unter Noahs schweren Schritten. Ich schob die Hände in die Hosentaschen und blickte misstrauisch zur Decke
Weitere Kostenlose Bücher