Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
und sie hatte Isaiah schon alles gegeben, was bis jetzt dabei zusammengekommen war. Ich wusste, dass ihr Vater das Geld hatte, aber er weigerte sich, ihr mit dem Auto zu helfen. »Sag ihr nichts davon. Kauf, was du brauchst, und ich bezahl’s.«
»Im Ernst?«
»Ja.« Echo wollte dieses Auto zum Laufen bekommen, und ich wollte ihr Sirenenlächeln sehen. Ein paar große Zeichenblätter mit ihrem Namen am unteren Rand lagen auf dem Tisch. Wie konnte sie bloß so schnell zeichnen? Da war eines von Beth und Isaiah, wie sie zusammen lachten. Beim letzten Bild stockte mir der Atem. Ich sah die Augen meiner Mutter.
Isaiah war hinter mich getreten und schaute mir über die Schulter. »Die hat echt was drauf, Mann. Das Bild da ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten.«
»Du hast doch wohl nicht im Ernst geglaubt, du könntest dich aus der Schule verdrücken, ohne dass ich es mitbekomme?« Mrs Collins sperrte ihr Büro ab und schlüpfte in ihren Mantel.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich durch die Seitentür in der Nähe der Schließfächer rauszuschleichen, aber Echos Kommentar über meine Kifferei hatte mich dazu gebracht, doch mal vorauszudenken – ein Reflex, den ich mir eigentlich abgewöhnt hatte. Wenn ich einen guten Eindruck machen wollte, dann war es besser, wenn ich anfing, mich an ein paar Regeln zu halten oder wenigstens so zu tun, als ob. »Ich habe eine schriftliche Entschuldigung von Shirley und Dale, dass ich früher wegmuss. Ist alles total legal.«
Sie rollte mit den Augen und fischte den Autoschlüssel aus ihrer enormen Handtasche. »Wann kapierst du endlich, dass ich auf deiner Seite bin? Ich fahr dich und bringe dich pünktlich zur letzten Stunde wieder zurück.«
Ich unterschrieb den Abwesenheitszettel und warf den Kuli auf die Theke. »Oder in die Notaufnahme«, murmelte ich. Mrs Collins rauschte bereits an mir vorbei, und ich folgte ihr zu ihrem Auto.
»Woher wissen Sie überhaupt davon?«, fragte ich, während ich die Beifahrertür zuschlug und mich sorgfältig angurtete.
»Mein Mann arbeitet ehrenamtlich für die Verbraucher-Rechtsberatung und hat mir geflüstert, dass du da einen Termin hast.«
Grandios. Konnte man diese Frau überhaupt nicht abschütteln? Ich hielt mich an der Armlehne fest, als sie auf der Schnellstraße den Motor aufheulen ließ und einen Minivan schnitt. »Das große, rote, glänzende Ding da ein paar Zentimeter von Ihnen weg war ein anderes Fahrzeug.«
Sie lachte und klopfte dabei aufs Lenkrad. »Jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe, wir reden aneinander vorbei, ziehst du mich auf. Das gefällt mir.« Rote Bremslichter leuchteten vor uns auf. Sie beschleunigte, anstatt zu bremsen.
»Baustelle«, sagte ich. Mrs Collins scherte vor einem Sattelschlepper ein, ohne in den Rückspiegel zu schauen, und schaffte es mit Ach und Krach noch in die Ausfahrt. Die Ampel am Ende der Rampe sprang auf Rot. Sie ließ sich mit dem Bremsen Zeit, bis wir zwei Meter davor waren. Ich wurde erst nach vorn und dann in meinen Sitz zurückgeschleudert. »Ich könnte Ihnen das Autofahren beibringen, wenn Sie zugeben, dass Sie es nicht können.«
Mrs Collins schaute endlich einmal in den Rückspiegel, allerdings nur, um ihren Lippenstift zu überprüfen. »Möchtest du mir vielleicht erzählen, was du mit einem Anwalt zu besprechen hast? Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass du Jacobs und Tylers Wohlergehen meine Sorge sein lässt.«
»Ich glaube, es wäre gut, wenn ich das nicht mit Ihnen bespreche.« Ich schaute stur auf die Straße vor uns. Mrs Collins mochte einem manchmal vorkommen, als lebte sie hinterm Mond, und die schlechteste Autofahrerin im ganzen Universum sein, aber sie wusste immer mehr, als sie durchblicken ließ, und ich hatte das Gefühl, dass es diesmal nicht anders war.
Die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale versprach kostenlose Hilfe bei juristischen Problemen, und das klang gut, weil ich nämlich Hilfe brauchte und weil sie kostenlos sein musste. Die Beratungsstelle lag im Stadtzentrum in einem dieser historischen Altbauten, die mein Vater so liebte. Ich erinnerte mich noch, wie er Mom gegenüber beklagte, dass die Stadt die ganzen alten Gebäude abreißen würde, wenn man nicht dagegen protestierte. Es hätte ihm gefallen, dass die Verbraucherzentrale das alte Wohnhaus zu Büroräumen umgebaut hatte.
Eine halbe Stunde lang saßen Mrs Collins und ich uns auf Holzstühlen im Wartezimmer gegenüber. Um uns herum hockten andere Leute und warteten
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