Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
nur zu. Ich bleib sogar über Nacht bei meiner Mom und überlasse Isaiah das Schlafzimmer, wenn du Privatsphäre brauchst. Aber ich warne dich, Noah: Echo mag vielleicht eine Außenseiterin sein, seit sie sich ritzt und so, aber sie ist trotzdem ’ne Prinzessin. Die benutzt dich nur und behandelt dich am Ende wie Dreck.« Sie zog an ihrer Zigarette. »Leute wie unsereins können es sich nicht leisten, sich andauernd das Herz brechen zu lassen. Und Echo ist eine Herzensbrecherin.«
Mein Nacken verspannte sich. »Zum letzten Mal, ich vögle weder sie noch sonst jemanden. Aber wenn du noch mal sagst, dass sie sich ritzt, dann zünde ich jedes einzelne Päckchen deiner Zigaretten an.«
Beth lachte. »Heilige Scheiße, Noah, dich hat’s ja richtig erwischt. Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
»Wenn ihr beide fertig seid, hätte ich gerne was zu essen. Das Einzige, was heute Morgen noch im Kühlschrank lag, war eine Scheibe Wurst und Senf«, sagte Isaiah.
Beth warf ihre Zigarette zur Tür hinaus. »Bloß Senf. Die Wurst hab ich gegessen.«
Sie erschien überhaupt nicht zum Mittagessen. Ihr ganzer Prinzessinnen-Tisch war da, aber nicht Echo. Ich blieb erst mal cool. Ich wartete geduldig die Physikstunde ab und dann Informatik. Keine Echo. Ihre Lieblingsfreundinnen gaben sich dafür umso mehr Mühe, mich von oben herab anzugucken. Jede Einzelne starrte hochnäsig in meine Richtung. Ich grinste zurück, um sie zu ärgern.
»Yo, was geht, Mann?«, fragte Rico Vega, als er sich in Spanisch zu mir in die hinterste Bank setzte.
»Was geht, Alter?«, gab ich zurück. »Wieso lassen die dich Spanisch nehmen, wenn du sowieso die meiste Zeit nichts anderes sprichst?«
»Und warum darf so eine Bande
gueros
Englisch nehmen? Seid ihr Gringos zu blöd, um das in achtzehn Jahren gebacken zu kriegen?«
Bevor ich Rico etwas entgegnen konnte, kam Echo ins Zimmer. Sie hatte diesen Scheues-Reh-Blick drauf, aber wenigstens guckte sie mich diesmal an. Bis ihre eingebildete Freundin hinter ihr auftauchte und Echo in eine der vorderen Bankreihen schob.
»Warum glotzt Lila dich so böse an,
hombre
?«, fragte Rico. »Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn so ein geiler
culo
mal meine Wenigkeit zur Kenntnis nehmen würde.« Rico machte einen Kussmund in Lilas Richtung. Ich musste lachen, als sie ihre goldblonden Haare nach hinten warf und demonstrativ nach vorn zur Tafel guckte.
Mrs Bates, eine wandelnde Werbung für Kondome, kam watschelnd zur Tür herein: Sie war mit Drillingen schwanger.
»Hola
. Heute üben wir spanische Konversation.«
Begeistertes Getuschel in den Reihen. Konversation bedeutete, sich einen Partner zu suchen und die ganze Stunde nichts zu tun. Rico und ich gaben uns die Gettofaust. Ich brauchte sowieso dringend Schlaf.
»Freut euch nur nicht zu früh. Ich teile die Partner zu, und ich will Spanisch hören in diesem Klassenzimmer.«
Ihr Stuhl ächzte, als sie sich hinterm Lehrerpult niederließ. »Lila McCormick, du übst mit Rico Vega.«
Lila stieß ein »Oh nein« hervor, während Rico sich zweimal mit der Faust aufs Herz klopfte und einen Finger in die Höhe streckte.
»Gracias a dios.«
Lila ging zum Lehrerpult. »Bitte, Mrs Bates. Ich mache alles, was Sie wollen, aber lassen Sie mich mit Echo zusammen üben.«
Mrs Bates’ Gesicht zuckte vor Schmerz, und sie strich sich über ihren dicken Bauch. »Lila, sehe ich so aus, als ob mich dein Gebettel kümmert? Such dir einen Platz neben Rico. Noah Hutchins, du übst mit Echo Emerson.«
Lila fasste sich ins Haar, und ihre Stimme fiel in den Keller. »Nein.«
Mrs Bates las die anderen Paare vor, während Lila neben ihr auf die Knie sank und sie anflehte, doch noch Gnade walten zu lassen.
Rico kicherte. »Sieht so aus, als müsste ich meine Partnerin vom Boden aufsammeln.« Er ging nach vorn zu Lila und rief:
»Casate conmigo, diosa.
«
Echo nahm ihre Bücher und machte sich auf den Weg zu mir nach hinten. Das Universum hatte schon einen komischen Humor. Im ersten Halbjahr hatten Echo und ich uns nicht mal zur Kenntnis genommen, jetzt brachte uns der Zufall andauernd zusammen. Nicht dass ich was dagegen gehabt hätte. Sie setzte sich auf Ricos Platz und starrte die Tischplatte aus billigem Holzfurnier an.
»Zum ersten Mal hinten?«, fragte ich. Um uns herum schoben die meisten ihre Tische zusammen, damit die anderen ihr lausiges Spanisch nicht hören konnten. Als sie nicht antwortete, fuhr ich fort: »Ich bin schwer
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