Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Leben anscheinend ziemlich viele Kühe umgebracht, um so schlechtes Karma angehäuft zu haben. Wer weiß, vielleicht war ich vor zwei Jahren gestorben und war dann, ohne es zu wissen, in der Hölle gelandet. Dazu verurteilt, bis in alle Ewigkeit mit meinem Vater und meiner Stiefmutter zusammenzuleben und immer und immer wieder den ACT -Test abzulegen.
»Wie war das Tanztraining?«, fragte Ashley. Die böse Hexe kam Hand in Hand mit meinem Vater ins Wohnzimmer. Gütiger Himmel, ich konnte nur hoffen, dass ich schon gestorben war, denn wenn das hier nicht die Hölle war, dann wollte ich die auf gar keinen Fall kennenlernen.
»Gut.« Ich blinzelte. Verdammt – ich blinzelte immer, wenn ich log. Aus Angst, sie könnten dahinterkommen, senkte ich den Kopf. Aber Moment. Dad hatte sowieso ein Aufmerksamkeitsdefizitproblem, und Mrs Spatzenhirn würde nicht mal ein Brett vor ihrem Kopf erkennen, wenn sie schnurstracks dagegenliefe.
Mein Vater ließ sich in seinen Lehnsessel fallen, und Ashley setzte sich auf seinen Schoß.
Lieber Gott, es tut mir wirklich leid, wenn ich was Böses getan habe, aber war es wirklich so schlimm, dass ich das hier verdient habe?
Dad küsste ihre Hand. Ich musste schlucken und starrte den Kamin an.
»Bist du bereit für den ACT am Samstag?«, fragte mein Vater.
Hatten Hühner Spaß daran, in einen Laster mit der Aufschrift KFC gesteckt zu werden? »Klar.«
»Du hast vorhin Vokabeln gelernt. Konzentrier dich ganz auf Mathematik. Da hast du Probleme.«
Probleme? Meine Mathe-Noten lagen weit über dem Durchschnitt. Aber das war natürlich nicht gut genug für ihn.
Dad gab nicht auf. »Hat Mrs Collins dir eine Entschuldigung geschrieben, damit du dich auf den Test vorbereiten kannst?«
»Ja.«
»Ich habe im Sekretariat Flyer für einen Schulball am Valentinstag gesehen. Gehst du mit Luke hin?« Wenn Ashley etwas aus mir herausbekommen wollte, nahm ihre Stimme einen noch höheren Tonfall an als sonst. Es war so nervtötend, dass es Hunde in Oklahoma zum Winseln brachte.
»Luke hat mich heute gefragt. Keine Sorge, der kostbare gute Ruf unserer Familie wird keinen Schaden nehmen. Mrs Collins wird nie erfahren, dass du gelogen hast, nur um selbst besser dazustehen.«
»Echo!«
Mist. Ich zuckte zusammen, als ich den empörten Ton meines Vaters hörte. Die Entschuldigung kam mir schon ganz automatisch über die Lippen. »Entschuldige, Ashley.« Aber es stimmte trotzdem.
»Schon gut. Wann sollen wir das Kleid kaufen gehen?«
Wie bitte? Ich riss meinen Blick vom Kamin los und schaute sie entgeistert an. Mein Vater rieb ihren dicken Bauch, während sie ihm die Wange streichelte. Widerlich. »Ich brauche kein neues Kleid.«
»Oh doch, Echo. Alles, was in deinem Schrank hängt, ist entweder schulterfrei oder hat Spaghettiträger. Du kannst doch nicht zum Ball gehen, wenn man deine Narben sieht.«
»Ashley«, flüsterte mein Vater. Seine Hand erstarrte auf ihrem Bauch.
Meine Kehle schwoll an, als hätte mich ein Geländewagen gerammt, und mein Magen krampfte sich zusammen wie nach einem Boxhieb. Ich setzte mich auf, und das Zimmer drehte sich. In vollkommener Orientierungslosigkeit zog ich meine Ärmel herunter. »Ich … geh dann mal … nach oben.«
Ashley löste sich von meinem Vater. »Echo, warte, so habe ich das doch nicht gemeint. Ich will doch nur, dass du einen tollen Abend hast. Einen, wo du später mal die Bilder anschauen kannst und dich daran erinnerst, wie viel Spaß du hattest.«
Ich rauschte an ihr vorbei zur Treppe. Ich wollte nur noch in mein Zimmer. Den einzigen Raum, der von Ashleys schlechtem Geschmack halbwegs verschont geblieben war. Wo die farbenfrohen Bilder meiner Mutter hingen und auf dem Schreibtisch Fotos von Aires und mir standen. Dem einzigen Ort im Haus, an dem ich mich wohlfühlte.
Mir war zum Heulen zumute. Ich brauchte mehr als mein Zimmer, aber das Zimmer war alles, was ich hatte. Ich brauchte meine Mutter. Sie war vielleicht verrückt, aber sie hatte mich nie im Stich gelassen. Und ich brauchte Aires. Den einen Menschen, der mich liebte.
Ashley rief vom Fuß der Treppe aus nach mir. »Bitte lass es mich erklären.«
Ich blieb im Türrahmen stehen. Wenn sie uns nie begegnet wäre, wären meine Mutter und Aires noch da, ich wäre nicht ein entstelltes Monster, und ich wüsste, was Liebe ist und müsste nicht ständig diesen Hass in mir spüren. »Wärst du doch bloß meine Babysitterin geblieben. Ich hoffe, ich werde nie so ein gemeines Biest wie
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