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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie McGarry
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sie da war, dann war sie richtig da, verstehen sie?«
    »Nein. Erkläre es mir.«
    Mein Fuß fing an zu wippen. »Sie … hm … ich weiß nicht.«
    »Was meinst du damit, wenn deine Mutter ›da‹ war?«
    Mein Mund war auf einmal so trocken, als hätte ich seit Tagen nichts getrunken. Ich hasste es, über sie zu sprechen. »Wenn ich es mir recht überlege, dann waren meine Lieblingsmomente mit meiner Mutter die, wenn sie ihre manischen Phasen hatte. Das ist schade, weil dadurch die einzigen schönen Erinnerungen, die ich an sie habe, einen falschen Beigeschmack bekommen. So, wie sie mich dann anlächelte, gab sie mir das Gefühl, was Besonderes zu sein. Sie malte Sternbilder an meine Zimmerdecke, mit Farben, die im Dunkeln leuchten. Wir lagen zusammen im Bett, und sie erzählte mir immer wieder die Geschichten. Manchmal rüttelte sie mich wieder wach, wenn ich einschlief.«
    Mrs Collins tippte sich mit dem Bleistift gegen das Kinn. »Sternbilder, sagst du? Glaubst du, du würdest sie immer noch erkennen?«
    Ich zuckte die Achseln und rutschte auf meinem Stuhl herum. Mein Fuß tippte immer wieder auf den Boden. Auf welche Temperatur hatte sie eigentlich das Thermostat hier drinnen eingestellt? Dreißig Grad? »Ich schätze schon. Ich hab lange nicht mehr in den Sternenhimmel geguckt.«
    »Warum nicht?« Mrs Collins’ Ton verwandelte sich von freundlicher Labrador zu rein geschäftlich.
    Schweißperlen bildeten sich in meinem Nacken. Ich schlang meine Haare zu einem Knoten und hielt ihn in die Höhe. »Hm … keine Ahnung. Vielleicht war es zu wolkig? Oder weil ich nicht oft abends ausgehe?«
    »Tatsächlich?«, fragte sie trocken.
    Ich spürte Ärger in mir aufkeimen. Ich wünschte mir, meine Augen hätten Laserstrahlen aussenden können. »Vermutlich habe ich das Interesse daran verloren.«
    »Ich würde dir gerne ein paar Bilder zeigen, die vielleicht Erinnerungen in dir wachrufen. Sofern du damit einverstanden bist, Echo?«
    Äh … eigentlich nicht. Aber wie konnte ich jetzt noch Nein sagen? Ich nickte.
    »Deine Kunstlehrerin hat mir ein paar Zeichnungen gegeben, die du in der Zehnten gemacht hast. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das könnten Sternbilder sein.«
    Mrs Collins hielt die erste hoch. Das hätte ein Erstklässler erkannt. »Der kleine Wagen, Ursa Minor in der griechischen Mythologie.«
    Auch das nächste Bild war mir vertraut, wenn es auch weniger bekannt war. »Wassermann, Aquarius.«
    Beim dritten hing ich eine Sekunde lang. Mein Verstand suchte in diesem grauen Nebel, den ich so hasste. Ich schnappte mir die Antwort, bevor das schwarze Loch sie verschlingen konnte. Mir war schwindlig, und ich konnte nur flüsternd antworten. »Andromeda.«
    Mein Herz pochte, und ich ließ meine Haare los, um mir den Schweiß von der Stirn zu wischen. Mein Magen hob sich. Oh Gott, gleich müsste ich mich übergeben.
    »Echo, atme durch die Nase und senk den Kopf.«
    Ich hörte kaum, was Mrs Collins sagte, weil es in meinen Ohren so rauschte. Das schwarze Loch wuchs und drohte, mich zu verschlingen. Ich durfte das nicht zulassen. »Nein.« Es durfte nicht noch größer werden. Es war schon viel zu groß, und das war schon einmal passiert. Damals hatte ich beinahe den Verstand verloren.
    »Nein was, Echo?« Warum kam ihre Stimme von so weit her?
    Ich presste mir die Hände an die Schläfen, als könne ich dadurch verhindern, dass ich in diesen schwarzen Abgrund stürzte. Ein helles Licht blitzte in der Schwärze auf, und ein paar kurze Sekunden lang sah ich meine Mutter. Sie lag neben mir auf dem Boden ihres Wohnzimmers. Rote Locken, zusammengefasst mit einer goldenen Spange. Ihre Pupillen geweitet – viel zu weit. Mein Herz schlug schneller und schneller. Sie streckte die Hand nach mir aus und flüsterte: »Und Perseus rettete Andromeda vor dem Tod. Aires war unser Perseus. Bald werden wir wieder bei ihm sein.«
    Nackte Angst – nervenzerreißende Horrorfilmkategorie-Angst – pumpte Adrenalin durch meine Blutbahnen. »Nein!«, schrie ich und streckte die Hände aus, um sie davon abzuhalten, mich zu berühren.
    »Echo! Mach die Augen auf!«, schrie Mrs Collins. Ihr warmer Atem berührte mein Gesicht.
    Ich zitterte am ganzen Körper, streckte die Hände aus, um mich irgendwo festzuhalten, doch Mrs Collins griff nach mir. Ich blinzelte und schüttelte den Kopf. Das durfte nicht noch einmal passieren. Ich konnte mich nicht erinnern, aufgestanden zu sein, doch jetzt lagen mehrere Aktenstöße

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