Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
er mich ja in der Cafeteria nicht gehört, aber auf dem Gang bestimmt. Ich hatte kaum die Kraft, ihm hinterherzurennen, als die drei die Schließfächer im unteren Stock ansteuerten. Ans Geländer geklammert, schleppte ich mich die Treppen hinunter. »Noah, bitte.«
Sie gingen weiter, doch er blickte sich kurz um und blieb wie angewurzelt stehen. Er ließ seine Bücher fallen und rannte sofort zu mir, gerade als ich die letzte Stufe hinuntertaumelte. »Was ist passiert? Du siehst schrecklich aus.«
Meine Beine gaben unter mir nach, und mit Noahs Hilfe ließ ich mich auf die Treppe sinken. Er setzte sich neben mich und streichelte mir mit seiner starken Hand übers Gesicht. »Mann, du machst mir Angst.«
»Peterson. Tylers und Jacobs Pflegeeltern heißen Carrie und Joe Peterson. Es tut mir leid, Mrs Collins kam rein, bevor ich noch mehr herausfinden konnte.« Ich ließ meinen heißen Kopf gegen die kühle Betonmauer sinken. Ah, das tat so gut.
»Keine Entschuldigung. Ich könnte dich küssen.« Dem Ausdruck seiner schokobraunen Augen nach zu urteilen, meinte er das ernst.
»Lieber nicht. Ich glaube, ich muss mich übergeben.« Ich mochte, wie er die Mundwinkel hochzog – halb schelmisch, halb geheimnisvoll.
»Noah«, rief Isaiah. Er und Beth warteten am anderen Ende des Gangs.
Er löste die Hand von meinem Gesicht, und ich holte scharf Luft. Wir waren keine Freunde mehr. Warum tat mir das so weh? »Geh schon. Ich bin okay.«
»Ich komm in ein paar Minuten nach«, rief er, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Du hast also in deine Akte geguckt?«
»Nicht einen Blick. Ich hab erst deine angesehen.«
Noah rieb sich übers Gesicht. »Wieso? Wieso zuerst meine?«
»Die lag näher bei mir.« Weil ich das tun musste – für ihn. »Außerdem hatte ich eine Erinnerung an diese Nacht. Nicht viel, aber genug, um mir eine Höllenangst einzujagen.« Und meinen Albträumen für Wochen neue Nahrung zu geben. Wer brauchte schon mehr als drei Stunden Schlaf pro Nacht? Ich jedenfalls nicht.
Es klingelte, die Mittagspause war vorbei. Noah stand auf und half mir auf die Beine. »Komm, ich begleite dich zum Klassenzimmer.«
Ich hielt seine warme Hand fest, einfach weil ich es wollte. »Ich gehe nach Hause. Bin ein bisschen durch den Wind, ehrlich gesagt. Mrs Collins hat Ashley angerufen und ihr gesagt, dass ich unterwegs bin, und die flippt wahrscheinlich aus, wenn ich nicht bald zu Hause einlaufe. Ich wusste ja nicht, dass ich dir über die Distanz eines ganzen Fußballfelds hinterherrennen muss.«
Er drückte meine Hand. »Stimmt. Tut mir leid. Das war … total daneben von mir.«
Wenigstens gab er es zu. Ich ließ seine Hand los und schob die Seitentür auf. »Schon gut. Sag mir am Montag, was ich in der Schule verpasst habe.«
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Noah
»Vergiss nicht, ihnen von mir zu erzählen. Ich will doch, dass deine Brüder mich kennen, wenn sie bei dir einziehen.« Beth verschwand hinter einer Dampfwolke, während sie mit dem Bügeleisen sorgfältig über die langen Ärmel meines weißen Hemds fuhr.
»Mach ich.« Ich schmierte Schuhcreme auf die schwarzen Stiefel, die ich aus einer Altkleidersammlung gefischt hatte. Sie passten zwar, waren aber gnadenlos verkratzt.
Isaiah kam die Kellertreppe herunter, schnappte sich den zweiten Schuh und einen Lappen und ließ sich neben mir auf die Couch plumpsen. »Wieso machst du das, Mann? Das sind deine Brüder, denen ist es doch scheißegal, wenn du in einer zerrissenen Jeans und einem alten T-Shirt auftauchst.«
»Das ist nicht für sie. Sondern für die Tante vom Jugendamt und dieses eingebildete Pärchen. Alles, was ich tue, wird bewertet. Die müssen den Eindruck bekommen, dass ich ein aufrechter Bürger bin.« Damit sie mir die Sorge für die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben anvertrauten.
»Und …« Isaiah wechselte einen vielsagenden Blick mit Beth. »Was ist jetzt mit dir und Echo?«
Das Bügeleisen gurgelte, als Beth es auf dem Brett absetzte. Sie untersuchte das Hemd auf eventuell übersehene Falten und reichte es mir. »Genau, was ist denn jetzt aus ›strikt geschäftlich‹ geworden? Du wolltest doch ab jetzt die Finger von ihr lassen. Keine Gefühle mehr und so.«
Ich schlüpfte in das Hemd. Die Wärme des Bügeleisens löste ein wenig von der Spannung in meinem Nacken. »Das ist nach wie vor der Plan.«
Beth ließ sich neben Isaiah aufs Sofa fallen und lehnte den Kopf an seine Schulter. »Und was zum Teufel war das dann gestern?«
Dass ich
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