Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
wollen?«
Sie hatte es kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Ich liebte niemanden – nur meine Brüder. Echo hatte was Besseres verdient. Was Besseres als mich.
Eine Chance. Ergreif sie, oder geh nach Hause
. Küss sie, jetzt, und riskiere eine echte Beziehung, oder geh weg und guck zu, wie ein anderer genießt, was mir hätte gehören können.
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Echo
Ich hatte fest vor, nach meinem Highschool-Abschluss eine Tafel für Mrs Collins zu malen:
Therapie stinkt zum Himmel
. Weiß mit rosaroten Tupfen, passend zu den Vorhängen.
»Tut mir leid, dass ich unsere Stunde verschieben und dich aus dem Informatikunterricht holen musste. Die Konferenz in Cincinnati war großartig! Und, bist du bereit für den Valentinsball morgen? Als ich in deinem Alter war, hatten wir Bälle immer freitags, nicht wie ihr am Samstag.« Mrs Collins kämpfte sich auf der Suche nach meiner Akte durch die beständig wachsende Papierflut auf ihrem Schreibtisch. Wie konnte sie das Ding nur verlegt haben? Dank ihrer üppigen Notizen war es inzwischen von acht auf zehn Zentimeter angewachsen.
Sie legte einen Ordner zur Seite, und mir sprang ein Name ins Auge – Noah Hutchins. Wir hatten seit eineinhalb Wochen kein Wort gewechselt. Okay, das stimmte nicht ganz. Letzte Woche hatte er mir vor Mathe ungefähr dreißig Sekunden lang seinen Schlachtplan erläutert. Er wollte meine Stunde bei Mrs Collins mit dem Vorwand unterbrechen, dass er dringend irgendein Formular bräuchte. Seine Hoffnung war, dass sie ihr Büro verlassen würde und ich währenddessen einen Blick in unsere Akten werfen konnte. Es war aber nicht dazu gekommen. Noah war zehn Minuten vor Ende seiner Sitzung aus ihrem Büro gestürmt und hatte sich nicht mehr blicken lassen.
Als er am Montag mit Beth und Isaiah zum nächsten Nachhilfe-und-Autoreparaturtermin kam, wollte ich mit ihm sprechen, aber er beschränkte die Unterhaltung strikt auf Mathe. Als wir fertig waren, gesellte er sich zu Isaiah und Beth und blieb gezielt auf Distanz zu mir.
Im Grunde konnte ich ihm keinen Vorwurf machen. Schließlich hatte ich ihm in der Garage einige ziemlich gemeine Sachen an den Kopf geworfen, und ich wusste nicht, wie ich die wieder zurücknehmen sollte. Und wie hätte ich ihm auch erklären sollen, was mich in diese miese Laune versetzt hatte?
Ich hatte an dem Vormittag erfahren, dass Ashley einen kleinen Jungen in ihrem Bauch trug. Sie hatte von der Liege aus auf den schwarz-weißen Ultraschallmonitor gestarrt und gerufen: »Oh, Echo. Du wirst wieder einen Bruder bekommen!« Als ob ich ein Hündchen verloren hätte und sie mir ein neues aus dem Hut zauberte. Ich war nicht interessiert an einem Ersatz.
An dem Nachmittag war Noah zu mir nach Hause gekommen und hatte auch noch Isaiah mit seinem ganzen Autowissen mitgebracht, und irgendwie hatte mich das alles umgehauen. Dazu hätte er Isaiah gar nicht mitbringen oder mir von seiner Familie erzählen müssen. Wieder hatte er mir gezeigt, was für ein prima Kerl er war, und was tat ich? Ich warf ihm an den Kopf, dass er mit jedem Mädchen ins Bett stieg, das sich ihm anbot. Ich warf ihm vor, nicht lieben zu können, weil er mir nicht das sagte, was ich so unbedingt von ihm hören wollte – nämlich dass er mehr von mir wollte als Sex. Dass er mich wollte.
»Ja, ich bin bereit für den Ball«, antwortete ich auf Mrs Collins’ Frage.
»Prima. Ah, hier ist sie ja.« Sie schlug meine Akte auf und belohnte sich dafür mit ihrer neuen Droge – Diet Coke. »Ich würde heute gerne mit dir über deine Mutter sprechen.«
»Wie bitte?« Niemand sprach über meine Mutter.
»Deine Mutter. Ich möchte mit dir über deine Mutter sprechen. Also, genau genommen würde ich gerne etwas mit dir ausprobieren. Kannst du sie in fünf Worten oder weniger beschreiben?«
Bipolar. Schön. Sprunghaft. Talentiert. Unberechenbar. Ich entschied mich für die sichere Antwort. »Sie liebte griechische Sagen.«
Mrs Collins lehnte sich zurück. Sie trug heute Jeans und eine blaue Bluse. »Wenn ich an meine Mutter denke, dann fallen mir Schokoladenkekse ein.«
»Ich glaube, Sie wissen sehr wohl, dass meine Mutter nicht der hausfrauliche Typ ist.« Oder der mütterliche Typ.
Sie lachte leise. Ich fand das eigentlich nicht lustig. »Hat sie dir die Sagen erzählt?«
»Ja, aber sie ging dabei immer von den Sternbildern aus.«
»Du lächelst gerade. Das machst du nicht besonders oft in meinem Büro.«
Meine Mom. Meine verrückte, verrückte Mutter. »Wenn
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