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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Kompliment gemeint, aber wenigstens hat es mir die richtige Richtung gezeigt. Ich bin vor dem Kunstraum vorbei und habe dort an der Wand ein Foto entdeckt, das er gemacht hat. Chuck hat mir geholfen, es mitgehen zu lassen.«
    Der kleine Diebstahl von Joni lässt mich ziemlich kalt– wir nehmen häufiger mal irgendwo was von einer Wand und hängen es irgendwann später wieder hin. Aber mein inneres Alarmsystem hat registriert, wie oft Joni in den paar Sätzen Chucks Namen fallen ließ. Wenn sich früher zwischen Ted und ihr alles wieder einrenkte, konnte ich das daran erkennen, dass sie allmählich wieder anfing, seinen Namen in ihre Sätze einzuflechten. Die Tatsache, dass sie stattdessen jetzt Chuck erwähnt hat, lässt mich das Schlimmste vermuten.
    Joni zieht eine kleine gerahmte Fotografie aus ihrer Schultasche. Der Rahmen hat die Farbe von Buddy Hollys Brille und auch denselben Effekt.
    » Du musst genau hinschauen«, sagt Joni.
    Ich halte mir das Foto vors Gesicht, achte nicht auf mein eigenes Spiegelbild und versuche zu erkennen, was darunter zu sehen ist. Zuerst sehe ich den Mann auf dem Stuhl im Hintergrund des Fotos. Er ist etwa so alt wie mein Großvater, sitzt in einem Schaukelstuhl und lacht sich halb tot. Dann bemerke ich, dass er in einem Zimmer voller Schneekugeln sitzt. Hunderte– vielleicht sogar Tausende– dieser kleinen durchsichtigen Plastikhalbkugeln zum Schütteln, jede mit einem anderen schneebedeckten Schauplatz.
    Die Schneekugeln sind überall: auf dem Fußboden, der Kommode, den Regalbrettern, der Tischplatte, auf die der alte Mann seinen Arm gelegt hat.
    Es ist ein ziemlich cooles Bild.
    » Du kannst das Foto nicht behalten«, sagt Joni.
    » Ich weiß, ich weiß.« Ich betrachte es noch eine Minute, dann gebe ich es ihr zurück.
    Infinite Darlene war während dieser ganzen Aktion auffällig still. Jetzt platzt sie vor lauter Neugierde.
    » Nur so ein Junge«, sage ich.
    » Erzähl«, sagt sie.
    Also erzähle ich ihr. Von ihm.
    Und während ich ihr von ihm erzähle, spüre ich ganz genau, dass er viel mehr als » nur so ein Junge« ist. In den zwei Minuten, die wir beieinander standen, lag etwas in der Luft. Es fühlte sich so an, als könnte das zwischen uns viele Jahre andauern. Und wenn ich Infinite Darlene jetzt davon erzähle, hat das überhaupt nichts damit zu tun, mich mit irgendwelchen Geschichten wichtig machen zu wollen.
    Nein, es fühlt sich so an, als würde ich mein Herz entblößen.

Stolz und Freude
    Bei der Homecoming-Parade am Nachmittag sitzen Joni, Ted und ich nebeneinander. Es ist die erste Parade, bei der ich auf der Tribüne sitze und nicht unten mit dabei bin. An unserer Schule gibt es so viele Klubs, AGs, Mannschaften und Aktivitäten, die jedes Jahr bei der Homecoming-Parade vorgeführt werden können, dass die Auswahl schwerfällt und immer nur höchstens ein Dutzend drankommen können. Trotzdem hatten sie mich mit meiner Schauspiel-AG gefragt, aber ich fand, dass so viel Aufmerksamkeit unserer Kunst nur schaden würde– schließlich soll es um die Bühnenleistung und nicht vorher schon um einen Starkult gehen.
    Das Ergebnis ist, dass ich jetzt hier auf einer Zuschauerbank in der Turnhalle sitze und versuche, den derzeitigen Stand des Joni-und-Ted-Beziehungsbarometers einzuschätzen. Im Moment scheint der Druck ziemlich hoch zu sein. Ted blickt andauernd zu Joni, aber Joni blickt nur ab und zu mal zurück.
    Da dreht Ted den Kopf auf einmal zu mir.
    » Hast du den Typen, in den du verknallt bist, schon entdeckt?«, fragt er.
    Voller Panik schaue ich ringsum, ob Noah sich in unmittelbarer Nähe befindet. Zum Glück nicht.
    Allmählich frage ich mich, ob er überhaupt existiert.
    Die Sekretärin des Direktors tritt ans Mikrofon, um die Veranstaltung zu eröffnen. Jeder weiß, dass sie an unserer Schule die Zügel in der Hand hält, deshalb ist es nur folgerichtig, dass sie auch jetzt das Sagen hat.
    Die Türen der Turnhalle öffnen sich und die Cheerleader kommen auf ihren Harleys hereingedonnert. Die Menge tobt.
    Wir sind, glaube ich, die einzige Highschool in ganz Amerika mit einem Motorrad-Cheerleader-Team. Aber vielleicht täusche ich mich auch. Die Motorräder wurden vor ein paar Jahren eingeführt, weil man eine Horde Harleys, die knatternd um das Spielfeld rast, für wirkungsvoller hielt als sämtliche akrobatischen Kunststückchen und Pompons zusammen. Jetzt brausen die Harleys in einem kunstvoll choreographierten Auftritt kreuz und quer durch die

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