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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wäre ein Sherry angebracht.«
    Es war Hiraga ziemlich schwergefallen, durch den Kreis der Samurai aus dem Garten zu entkommen und sich zur Herberge ›Zu den siebenundvierzig Ronin‹ zurückzuschleichen. Als er sie endlich erreichte, hörte er zu seinem Schrecken, daß die Gruppe der Attentäter bereits zum Ort des Überfalls aufgebrochen war.
    »Einer von unseren Leuten hat berichtet, daß die Delegation genau wie gestern die Burg verlassen hat«, erklärte Ori hilflos, »mit Bannern wie gestern, mit fünf Sänften wie gestern, also vermuteten wir, daß Herr Yoshi in einer davon sitzen würde.«
    »Es war verabredet, daß sie warten sollten.«
    »Das haben sie, Hiraga, aber wenn… wenn sie nicht aufgebrochen wären, hätten sie’s nie rechtzeitig geschafft.«
    Hastig kleidete sich Hiraga in einen billigen Kimono um und holte seine Waffen. »Warst du beim Arzt?«
    »Die Mama-san und ich hielten es heute für zu gefährlich. Morgen wird’s bestimmt besser klappen.«
    »Dann sehen wir uns in Kanagawa.«
    »Sonno-joi!«
    »Geh nach Kanagawa! Hier bist du ein Risiko!«
    Hiraga stieg über den Zaun und schlich durch dunkle Gassen und über wenig benutzte Pfade und Brücken auf Umwegen zur Burg. Diesmal hatte er mehr Glück und konnte allen Patrouillen aus dem Weg gehen.
    Die meisten Daimyo-Paläste außerhalb der Burgmauern lagen verlassen. Geschickt jede sich bietende Deckung ausnutzend, huschte er von einem Garten zum anderen, bis er die ausgebrannte Ruine eines Daimyo-Palastes erreichte, der durch das Erdbeben vor drei Tagen zerstört worden war. Wie geplant, hatten sich seine Shishi-Freunde für den Hinterhalt in der Nähe des zerbrochenen Haupttors versammelt, das auf den Hauptweg zum Burgtor führte. Es waren neun Männer, statt elf.
    »Eeee, Hiraga, wir hatten dich schon aufgegeben!« flüsterte der Jüngste, der von allen am aufgeregtesten war. »Von hier aus können wir ihn mühelos töten.«
    »Wo sind die Mori-Samurai?«
    »Tot.« Akimoto, sein Vetter, zuckte die Achseln. Er war der Älteste von ihnen, ein stämmiger Vierundzwanzigjähriger. »Wir sind getrennt hierhergekommen, aber ich war in ihrer Nähe, und wir stießen zu dritt auf eine Patrouille.« Er strahlte. »Ich bin hierhin geflohen, sie dorthin, ich sah noch, wie einer von einem Pfeil getroffen wurde und fiel. Ich wußte gar nicht, daß ich so schnell laufen kann. Vergeßt die beiden. Wann wird Yoshi hier vorbeikommen?«
    Zu ihrer größten Enttäuschung teilte Hiraga ihnen mit, daß sich ihr Opfer nicht bei dem Zug befand. »Und was machen wir nun?« fragte ein hochgewachsener, sehr hübscher Sechzehnjähriger. »Dieser Hinterhalt ist perfekt – ein halbes Dutzend wichtiger Bakufu-Sänften sind hier vorbeigekommen, und zwar fast ganz ohne Bewachung.«
    »Dieser Platz hier ist zu gut, um ihn ohne triftigen Grund aufs Spiel zu setzen«, entschied Hiraga. »Wir ziehen uns zurück, einer nach dem anderen. Akimoto, du zuer…«
    Der Shishi, der Wache stand, stieß einen warnenden Pfiff aus. Augenblicklich gingen sie noch tiefer in Deckung und preßten die Augen an die Öffnungen des zerbrochenen Zauns. In etwas über dreißig Meter Entfernung sahen sie eine kostbare Sänfte mit acht halbnackten Trägern und einem Dutzend Samurai-Bannerwachen, die sich gemächlich dem Burgtor näherten. Sonst war in beiden Richtungen niemand zu sehen.
    Das Emblem erkannten sie sofort: Nori Anjo, Vorsitzender des Ältestenrates. Ihre Entscheidung: »Sonno-joi!«
    Mit Hiraga an der Spitze griffen sie den kleinen Zug an, erschlugen die vordersten beiden Reihen der Wachen und stürzten sich auf die Sänfte. In ihrer Erregung hatten sie sich jedoch um wenige Sekunden verschätzt und dadurch den übrigen acht Wachen, handverlesenen Kriegern, Zeit zum Reagieren gegeben. In dem hektischen Durcheinander kreischten die Sänftenträger vor Angst, ließen ihre Stangen fallen und flohen – jedenfalls jene, die den ersten Angriff überlebt hatten –, und das verschaffte Anjo den Augenblick, den er benötigte, um die abgewandte Tür der Sänfte aufzuschieben und sich in der Sekunde hinauszurollen, als Hiragas Schwert durch das dünne Holz fuhr, um das Kissen aufzuspießen, auf dem er eben noch geruht hatte.
    Fluchend zog Hiraga das Schwert heraus, wirbelte herum, als er von hinten bedroht wurde, tötete den Mann unter wildem Waffengeklirr und sprang dann über die Stangen hinweg auf Anjo zu, der sich, inzwischen von drei Wachen gedeckt, aufgerappelt und ebenfalls das Schwert

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