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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hatte er sofort verärgert zurückgegeben, »jetzt nicht zur Verfügung haben, falls dieser Einsatz im Anschluß an eine einfache Beschießung notwendig werden sollte, um die Stadt und ihre Umgebung zu erobern.«
    Nun schürzte Ketterer die Lippen und funkelte Seratard, der seine Abneigung erwiderte, aufgebracht an. »Ich bin überzeugt, daß Sir William eine Lösung finden wird, aber ich sage Ihnen offen, wenn ich sehe, daß die Flagge eingeholt wird, wird Edo, bei Gott, in Rauch und Flammen aufgehen!«
    »Ganz meine Meinung«, erklärte Seratard. »Eine Frage der nationalen Ehre.«
    Von Heimrichs Miene verhärtete sich. »Die Japaner sind nicht dumm – wie einige andere Leute. Ich kann nicht glauben, daß sie die Kampfmacht ignorieren werden, über die wir jetzt verfügen.«
    Der Wind frischte plötzlich auf und ließ einige Spieren ächzen; das Meer wurde grauer, die Wolken dunkler. Aller Augen richteten sich auf eine schwarze Böenlinie am östlichen Horizont. Der Sturm nahm Richtung auf die Küste und bedrohte ihre exponierten Ankerplätze.
    »Marlowe, schicken Sie ein… Marlowe!« brüllte der Admiral.
    »Jawohl, Sir?« Marlowe kam herbeigelaufen.
    »Verdammt noch mal, bleiben Sie in Rufweite! Signal an alle Schiffe: ›Klarmachen zum Auslaufen. Sollten sich Wetterbedingungen sehr schnell verschlechtern, übernimmt jeder auf mein Kommando hin selbst die Initiative. Treffpunkt Kanagawa, sobald es das Wetter erlaubt.‹ Die Kapitäne begeben sich jetzt wieder auf ihre Schiffe, solange das Wetter es noch zuläßt.«
    Froh, endlich erlöst zu sein, eilten alle davon.
    »Ich werde ebenfalls auf mein Schiff zurückkehren«, sagte der französische Admiral. »Bonjour, Messieurs.«
    »Wir kommen mit, M’sieur l’Amiral«, sagte Seratard. »Danke für Ihre Gastfreundschaft, Admiral Ketterer.«
    »Und was ist mit Graf Alexej? Er ist doch mit Ihnen gekommen, nicht wahr?«
    »Lassen Sie ihn schlafen. Es ist besser, wenn der russische Bär schläft, n’estce pas?« sagte Seratard eiskalt zu von Heimrich, denn beiden waren Preußens geheime Vorschläge an die Adresse des Zaren bekannt, bei einer Konfrontation neutral zu bleiben, damit Preußen innerhalb Europas expandieren sowie eine deutsche Nation schaffen konnte.
    Marlowe, der den Signalgast holen lief, sah sein Schiff, die Pearl, vor Anker liegen und machte sich Sorgen um sie; es ärgerte ihn, daß er nicht an Bord sein und das Kommando führen konnte. Voller Unruhe warf er noch einmal einen Blick seewärts, taxierte die Böenlinie, die Schwere der immer schwärzer werdenden Wolken, den Geruch und den Geschmack des Salzes im Wind. »Das wird ganz schlimm werden.«
    Im Konferenzzimmer der Gesandtschaft saß Sir William, flankiert von einem schottischen Offizier, Phillip Tyrer und mehreren Wachen, gelassen drei japanischen Beamten gegenüber, die, mit ihren Leibwachen hinter sich, in aller Ruhe Platz nahmen: Adachi, der grauhaarige Älteste und Daimyo von Mito, Misamoto, der falsche Samurai und Fischer, und schließlich ein kleiner, dickbäuchiger Bakufu-Beamter, der insgeheim fließend Holländisch sprach und dessen Auftrag darin bestand, Yoshi unter vier Augen von den Verhandlungen und dem Verhalten der beiden anderen zu berichten. Wie üblich nannte keiner seinen richtigen Namen.
    Genau wie gestern waren fünf Sänften gekommen, mit derselben Feierlichkeit, wenn auch mit einer verstärkten Anzahl von Wachen. Nur drei davon waren besetzt, was Sir William seltsam beunruhigend fand. Das, zusammen mit der verstärkten Samurai-Tätigkeit während der Nacht rings um den Tempel und die Gesandtschaft, veranlaßte ihn, ein teilweises Alarmsignal an die Flotte zu senden, indem er den Wimpel auf halbmast setzte und hoffte, Ketterer werde die Botschaft verstehen.
    Draußen im Vorhof war Hiraga, wieder als Gärtner verkleidet, ebenfalls beunruhigt gewesen – um so mehr, weil Toranaga Yoshi sich nicht unter den Beamten befand. Das hieß, daß der so sorgfältig ausgearbeitete Plan, Yoshi bei seiner Rückkehr in der Nähe des Burgtors in einen Hinterhalt zu locken, abgeblasen werden mußte. Er hatte sofort versucht, sich heimlich davonzumachen, aber die Samurai hatten ihn ärgerlich an die Arbeit zurückgewiesen. Wütend hatte er gehorcht und wartete nun auf eine Gelegenheit zur Flucht.
    »Sie kommen zweieinhalb Stunden zu spät«, sagte Sir William eisig zur Eröffnung des Gesprächs. »In zivilisierten Ländern werden diplomatische Verhandlungen pünktlich begonnen.«
    Sofort

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