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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nicht nur der Schmerz, der dich zerreißt. Es ist das Medikament oder vielmehr die Tatsache, daß es dir fehlt. Und die Post von heute. Du hast einen Brief von deiner Mutter bekommen, nicht wahr?«
    »Ja«, hatte er bedrückt geantwortet, während er halb angezogen auf seiner Bettkante saß. »Sie… Naja, sie ist wütend, ich hab sie noch nie so zornig erlebt. Sie ist strikt gegen meine Verlobung, meine Heirat… In ihren Augen ist Angélique der Teufel in Menschengestalt. Sie…« Es brach aus ihm heraus. »Sie hat meinen Brief ignoriert, einfach ignoriert, und sagt – hier, lesen Sie: Bist du wahnsinnig geworden? Dein Vater ist erst knapp sechs Wochen tot, Du bist noch nicht einundzwanzig, diese Frau ist hinter Deinem Geld und unserer Compagnie her, sie ist die Tochter eines geflüchteten Bankrotteurs, die Nichte eines anderen Übeltäters, und außerdem – Gott helfe uns – Katholikin und Französin! Hast Du den Verstand verloren? Du sagst, Du liebst sie? Dummes Zeug! Du bist verhext. Du wirst sofort mit diesem Unsinn aufhören! Sie hat dich verhext. Offensichtlich bist du in einem Zustand, in dem Du Struan’s auf gar keinen Fall leiten kannst! Du wirst sofort, wenn Dr. Hoag es gestattet, zurückkehren, und zwar ohne diese Person.«
    »Wenn ich es gestatte. Wirst du tun, was sie verlangt?«
    »Was Angélique betrifft – nein. Nichts von allem, was sie sagt, ist wichtig für mich, überhaupt nichts! Sie scheint meinen Brief nicht gelesen zu haben, kümmert sich einen Dreck um meine Gefühle. Was zum Teufel soll ich tun?«
    Hoag zuckte die Achseln. »Was du bereits beschlossen hast: Du wirst dich verloben und später heiraten. Du wirst gesund werden. Du wirst viel ruhen, viel gute Suppen essen und vor allem die Finger von Schlaf- und Schmerzmitteln lassen. Während der nächsten zwei Wochen wirst du hier bleiben; dann wirst du nach Hause zurückkehren und…«, hier hatte er freundlich gelächelt, »… der Zukunft zuversichtlich entgegensehen.«
    »Ich kann von Glück sagen, Sie als Arzt zu haben.«
    »Ich kann von Glück sagen, dich als Freund zu haben.«
    »Haben Sie auch einen Brief von ihr bekommen?«
    »Ja.« Ironisches Lachen. »Ist mir eben wieder eingefallen.«
    »Und?«
    Hoag verdrehte die Augen. »Reicht das?«
    »Ja. Danke.«
    Als Malcolm sie jetzt beim Tanzen beobachtete, Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit und Begierde, die Brüste, der Mode entsprechend, weitgehend entblößt, mit schlanken Fesseln, die dazu einluden, unter den weiten Reifen aus apricotfarbener Seide nachzuforschen, spürte er, wie er hart wurde. Gott sei Dank, dachte er, und sein Zorn verrauchte zum größten Teil, das wenigstens funktioniert noch. Aber, o Gott, ich kann nicht mehr bis Weihnachten warten. Ich weiß genau, daß ich es nicht kann!
    Inzwischen ging es auf Mitternacht zu. Angélique trank Champagner, versteckte sich hinter ihrem Fächer, ließ ihn gekonnt flattern, reichte sodann ihr Glas weiter wie ein Geschenk, entschuldigte sich und schwebte zu ihrem Platz bei Struan zurück. Unmittelbar neben ihnen stand eine angeregte Gruppe, zu der Seratard, Sir William, Hoag, andere Gesandte und Poncin gehörten. »La, M’sieur André, Sie spielen superb. Nicht wahr, Liebling?«
    »Jawohl, superb«, bestätigte Struan, dem es nicht gut ging, obwohl er das zu verstecken versuchte. Hoag warf einen Blick zu ihm hinüber.
    Angélique sagte auf französisch: »André, wo haben Sie die letzten Tage gesteckt?« Über den Fächer hinweg sah sie ihn an. »Wenn wir jetzt in Paris wären, würde ich schwören, daß Sie Ihr Herz an eine neue Freundin verloren haben.«
    »Nur Arbeit, M’selle«, gab Poncin leichthin zurück.
    »Ach, wie traurig! Paris ist im Herbst besonders schön, fast so atemraubend wie im Frühling. Ach, warte nur, Malcolm, ich werd’s dir zeigen. Wir sollten eine Saison dort verbringen, nicht wahr?« Sie stand dicht neben ihm und spürte, wie er ihr ganz leicht den Arm um die Taille legte; daraufhin stützte sie ihren Arm ebenso leicht auf seine Schulter und spielte mit seinem langen Haar. Sie genoß die Berührung, sein Gesicht war so schön, seine Kleidung war so schön, und der Ring, den er ihr an diesem Vormittag geschenkt hatte, ein großer Brillant umgeben von kleineren Brillanten, war herrlich. Sie betrachtete ihn, drehte ihn, bewunderte ihn und fragte sich, wieviel er wohl gekostet haben mochte. »Ach Malcolm, Paris wird dir gefallen, in der Saison ist es wirklich wundervoll. Könnten wir das

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