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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Sie steht auf dem Programm! Haben Sie’s nicht gelesen?«
    »Nein, ich hatte andere Sorgen«, verkündete Tyrer fröhlich, der ihm liebend gern erzählt hätte, wie schlau er gewesen war, und noch lieber, daß er an diesem Abend über die Brücke zum Paradies in die Arme seiner Geliebten eilen würde. Nur daß er in beiden Fällen leider Geheimhaltung geschworen hatte. »Tanzt wie ein Traum, nicht wahr?«
    »He, junger Herr Tyrer…« Das war Dimitri Syborodin, pomadisiert und schweißüberströmt, einen Krug Rum in seiner Faust. »Ich hab den Kapellmeister gebeten, einen Cancan einzuschieben. Guy hat gesagt, ich sei der fünfte, der diesen Wunsch äußert.«
    »Großer Gott, wird er es tun?« erkundigte sich Tyrer entgeistert. »Ich hab ihn einmal in Paris gesehen. Es ist nicht zu glauben, aber die Mädchen haben drunter keine Unterhosen getragen.«
    »Ich glaub’s!« Dimitri lachte. »Aber Angel Tits trägt heute eine und scheut sich auch nicht, sie zu zeigen!«
    »Also, jetzt hören Sie aber mal…«, begann Marlowe empört.
    »Lassen Sie nur, John, das war ein Scherz. Dimitri, Sie sind unmöglich. Das wird der Kapellmeister doch wohl nicht wagen!«
    »Nicht ohne Malcolms Zustimmung.«
    Sie sahen sich im Ballsaal um. Malcolm Struan saß mit Dr. Hoag, Babcott, Seratard und mehreren Gesandten zusammen und sah den Tanzenden zu, hatte aber nur Augen für Angélique, die zu der gewagten modernen Musik, die sie alle begeisterte, über die Tanzfläche schwebte. Seine Hand ruhte auf einem schweren Stock, der goldene Siegelring funkelte, als seine Finger sich im Takt bewegten. Gekleidet war er in einen eleganten, seidenen Abendanzug, mit Eckenkragen, cremefarbener Krawatte, Brillantnadel und feinen Lederstiefeln aus Paris.
    »Schade, daß er noch immer so behindert ist«, sagte Tyrer, dem der Mann leid tat, obwohl er für das Glück, das er selbst gehabt hatte, dankbar war.
    Struan und Angélique waren erst spät eingetroffen. Malcolm konnte nur sehr mühsam und tief gebeugt gehen, obwohl er versuchte, sich aufzurichten, und mußte sich schwer auf seine beiden Stöcke stützen, während Angélique strahlend an seinem Arm hing. Sie wurden von Dr. Hoag begleitet. Hochrufe für Malcolm ertönten, dann auch für sie, und dann hatte er sich erleichtert niedergelassen, sie alle willkommen geheißen und aufgefordert, sich das Buffet schmecken zu lassen, das auf den Tischen aufgebaut worden war. »Aber zuerst, meine Freunde«, sagte er, »wollen wir die Gläser heben und auf das schönste Mädchen der Welt trinken, auf M’selle Angélique Richaud, meine zukünftige Ehefrau.«
    Hochrufe über Hochrufe. Chinesische Diener in Livree trugen Kisten voll eisgekühlten Champagner herein, Jamie McFay sprach ebenfalls ein paar nette Worte, und das Fest begann. Weine aus Bordeaux und Burgund, ein in Asien bevorzugter, spezieller Chablis, Brandys, Whiskys – alles Struan-Importe –, Gin, Bier aus Hongkong. Außerdem australisches Roastbeef, ganze Lämmer, Hühnerpasteten, kaltes Pökelfleisch vom Schwein, Schinken, Shanghai-Kartoffeln, gebacken und mit Pökelfleischscheiben und Butter gefüllt. Puddings und Schokolade, der neueste Import aus der Schweiz. Nachdem das Essen abgeräumt und sieben Betrunkene entfernt worden waren, nahm André Poncin seinen Platz ein, und die Kapelle begann zu spielen.
    Steif und förmlich bat Sir William Malcolm um den ersten Tanz mit Angélique. Dann kam Seratard, dann die anderen Gesandten bis auf von Heimlich, der mit Ruhr im Bett lag, sowie der Admiral und der General, die sich auch bei den beiden anderen Damen abwechselten. Nach jedem Tanz war Angélique von geröteten, strahlenden Gesichtern umgeben, fächelte sich kokett Luft zu und kehrte an Malcolms Seite zurück. Sie war zu allen liebenswürdig, schenkte ihre volle Aufmerksamkeit aber nur ihm, lehnte jedesmal die Aufforderung zum Tanz erst einmal ab, um sich schließlich von ihm überreden zu lassen: »Aber Angélique, ich sehe dir so gern beim Tanzen zu, mein Liebling, du tanzt so wundervoll.«
    Jetzt beobachtete er sie, hin und her gerissen zwischen Glück und Frustration, verzweifelt darüber, daß er noch immer so behindert war.
    »Keine Sorge, Malcolm«, hatte Hoag an diesem Abend gesagt, um ihn zu beruhigen, da für ihn schon das Ankleiden ein Alptraum war. »Du bist heute zum erstenmal auf. Seit dem Überfall ist erst ein Monat vergangen, mach dir keine Gedanken…«
    »Wenn Sie mir das noch einmal sagen, speie ich Blut!«
    »Es ist doch

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