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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Club herein, wo anscheinend noch immer keine Ruhe einkehren wollte.
    Sie seufzte und wünschte sich, noch auf dem Ball zu sein. Ihre Haarbürste bewegte sich heftiger.
    »Missy will was, heya?«
    »Nein. Will schlafen.«
    »Nacht, Missy.«
    Angélique verriegelte die Tür hinter ihr. Die Verbindungstür zu Struans Suite war geschlossen, aber nicht verriegelt. Gewöhnlich klopfte sie an, sobald sie ihre Toilette beendet hatte, ging hinein und gab ihm einen Gutenachtkuß, plauderte vielleicht noch ein wenig und kehrte – die Tür für den Fall, daß er in der Nacht einen Krampf bekam, angelehnt lassend – in ihr Zimmer zurück. Diese Anfälle waren inzwischen zwar seltener geworden, doch weil er vor einer Woche aufgehört hatte, die abendliche Medizin zu nehmen, war er ruhelos und konnte kaum schlafen.
    Wieder setzte sie sich vor den Spiegel und war zufrieden mit dem, was sie sah. Ihr Negligé aus Seide und Spitze war pariserisch – die hier angefertigte Kopie eines anderen, das sie mitgebracht hatte: … und Du glaubst nicht, wie wundervoll diese chinesischen Schneider arbeiten, Colette, und wie schnell, hatte sie an diesem Nachmittag in einem Brief geschrieben, den der Postdampfer morgen mitnehmen sollte.
    Jetzt kann ich mir alles kopieren lassen. Bitte, schick mir ein paar Muster oder Ausschnitte aus La Parisienne oder L’Haute Couture im modernsten Stil oder sonst etwas Wundervolles – mein Malcolm ist so großzügig und reich! Ich kann mir alles bestellen, was ich will!
    Und mein Ring!!!! Ein Brillant, umgeben von vierzehn kleineren Diamanten. Ich habe ihn gefragt, wie in aller Welt er ihn aufgetrieben hat, aber er hat nur gelächelt. Ich muß wirklich vorsichtiger sein und keine dummen Fragen stellen. Ach Colette, alles ist so wundervoll, nur daß ich mir Sorgen um seine Gesundheit mache. Es geht ihm nur ganz langsam besser, und er hat große Schwierigkeiten beim Gehen. Aber seine Energie nimmt zu, und ich muß mich vorsehen… jetzt muß ich mich für die Feier anziehen, aber morgen, noch ehe die Post abgeht, werde ich mehr schreiben. Vorerst sende ich Dir meine niemals endende Liebe.
    Wie froh Colette sein kann! Ihre Schwangerschaft ist ein Gottesgeschenk.
    Halt! Nicht weiter, sonst kommen die Tränen und die Angst zurück. Schieb das Problem beiseite. Du hast entschieden, was du tun wirst, falls es eintrifft. Es ist eingetroffen, also wird der Plan ausgeführt – was bleibt dir sonst übrig?
    Sorgfältig ein Tupfer Parfüm hinter die Ohren und auf den Busen, die Spitze zurechtgerückt. Dann leise an seine Tür geklopft. »Malcolm?«
    »Komm herein – ich bin allein.«
    Zu ihrem Erstaunen lag er nicht im Bett, sondern saß im Lehnsessel. In einem rotseidenen Schlafrock und mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Sofort ließ ihr Instinkt sie wachsam werden. Wie immer verriegelte sie die Tür und ging zu ihm. »Noch nicht müde, mein Liebster?«
    »Ja und nein. Du raubst mir den Atem.« Er streckte beide Hände aus, und sie kam mit klopfendem Herzen näher. Seine Hände zitterten. Er zog sie näher und küßte ihre Hände, Arme und Brüste. Sekundenlang vermochte sie nicht zu widerstehen, genoß seine Bewunderung, begehrte ihn, beugte sich nieder, küßte ihn und ließ sich von ihm liebkosen. Dann, als die Hitze allzu heftig stieg, sank sie mit hämmerndem Herzen neben seinem Sessel in die Knie und löste die Umarmung.
    »Wir dürfen nicht«, hauchte sie atemlos.
    »Ich weiß, aber ich muß, ich begehre dich so sehr…« Seine Lippen pulsierten, waren heiß, drängend, und die ihren reagierten. Jetzt streichelte seine Hand ihren Schenkel, fachte das Feuer in ihren Lenden noch weiter an, und dann glitt die süße Qual noch höher und höher, und sie wollte mehr, riß sich aber von dem verlockenden Abgrund fort, wich zurück und flüsterte: »Nein, chéri!« Doch diesmal war er zu ihrem Erstaunen stärker, sein anderer Arm hielt sie in liebevoller Umklammerung, seine Stimme und seine Lippen lockten, immer näher, immer näher, doch dann drehte er sich unbewußt zu schnell, und der Schmerz durchfuhr ihn wie ein Pfeil.
    »O Gott!«
    »Was ist? Alles in Ordnung?« fragte sie verängstigt.
    »Ja, ja, ich glaube schon. Großer Gott!« Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder erholt hatte; der heiße Schmerz vernichtete sein Begehren, der dumpfe Schmerz blieb, und der andere Schmerz verstärkte ihn noch. Mit den Händen hielt er sie noch immer fest, mit seinen Händen, die noch zitterten, aber keine Kraft

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