Noble House 02 - Gai-Jin
Bakufu-Schweine und findet heraus, wer zum Teufel das hier zu verantworten hat!«
»Ja, ja, natürlich, tut mir leid, George«, sagte McFay, außer sich vor Angst und Sorge und entsetzt über diesen Ausbruch von Babcott, der normalerweise unerschütterlich war. Und setzte hastig hinzu: »Wir werden’s versuchen – Dimitri ist mitgekommen – aber wir wissen, wer es getan hat, wir haben uns an den chinesischen Ladenbesitzer im Dorf gehalten. Es ist verdammt merkwürdig, die Samurai waren alle aus Satsuma und…«
»Wo zum Teufel ist denn das?«
»Das ist ein Königreich in der Nähe von Nagasaki auf der Südinsel, hat er gesagt, sechs- bis siebenhundert Meilen entfernt, und…«
»Was zum Teufel haben die hier zu suchen?«
»Das wußte er nicht, aber er hat geschworen, daß sie in Hodogaya übernachten – das ist eine Station an der Tokaidō knapp zehn Meilen von hier entfernt, Phillip –, und sie hatten ihren König bei sich.«
3
Sanjiro, Herr von Satsuma – ein massiger, bärtiger Mann von zweiundvierzig Jahren –, sah seinen zuverlässigen Ratgeber aus unerbittlichen Augen an. »War dieser Überfall gut oder schlecht?«
»Gut, Herr«, antwortete Katsumata leise, denn er wußte, daß überall Spione lauerten. Die beiden Männer waren allein; sie knieten einander im besten Quartier einer Herberge in Hodogaya gegenüber, einer dörflichen Station an der Tokaidō, kaum zwei Meilen landeinwärts von der Niederlassung.
»Warum?« Sechs Jahrhunderte lang hatten Sanjiros Vorfahren über Satsuma geherrscht, dem – abgesehen von seinen verhaßten Feinden, der Toranaga-Sippe – reichsten und mächtigsten Lehen ganz Japans, und fanatisch seine Unabhängigkeit verteidigt.
»Er wird Zorn säen zwischen dem Shōgunat und den Gai-Jin«, erklärte Katsumata, ein magerer, stahlharter Mann, Schwertmeister und berühmtester aller jensei – Lehrer – für Kriegskunst in der Provinz Satsuma. »Je mehr diese Hunde in Streit geraten, desto schneller wird es zum Kampf kommen, je schneller es zum Kampf kommt, desto besser, denn das wird dazu beitragen, die Toranagas und ihre Marionetten endlich zu stürzen, und wird Ihnen die Möglichkeit geben, ein neues Shōgunat einzusetzen, einen neuen Shōgun, neue Beamte, wobei Satsuma vorrangig vertreten sein wird und Sie selbst einer der neuen roju werden.« Roju war eine andere Bezeichnung für den Rat der Fünf Ältesten, der im Namen des Shōgun regierte.
Einer der roju! Warum denn, dachte Sanjiro insgeheim. Warum nicht Oberster Minister? Warum nicht Shōgun – ich verfüge über die erforderliche Abstammung. Zweieinhalb Jahrhunderte Toranaga-Shōgunat ist mehr als genug. Nobusada, der vierzehnte, sollte endlich der letzte sein – und beim Haupte meines Vaters – er wird der letzte sein!
Dieses Shōgunat war 1603 vom Kriegsherrn Yoshi Toranaga nach dem Sieg in der Schlacht von Sekigahara eingesetzt worden, in der Yoshis Legionen vierzigtausend Feindesköpfe erbeutet hatten. So hatte er jede Opposition eliminiert und Nippon, das Land der Götter, wie die Japaner ihr Land nannten, zum erstenmal in der Geschichte unter seiner Herrschaft vereint.
Unverzüglich akzeptierte dieser brillante General und Administrator, in dessen Hand nun die absolute weltliche Macht lag, von einem machtlosen Kaiser dankbar den Titel Shōgun oder Kronfeldherr, den höchsten Rang, den ein Sterblicher erreichen kann, und wurde dadurch legal als Diktator bestätigt. Umgehend machte er sein Shōgunat erblich und verfügte, daß forthin sämtliche weltlichen Angelegenheiten einzig in die Zuständigkeit des Shōgun, die geistlichen hingegen in die des Kaisers fallen sollten.
Während der letzten acht Jahrhunderte lebte der Kaiser, der Sohn des Himmels, mit seinem Hofstaat weltabgeschieden in seinem ummauerten Kaiserlichen Palast zu Kyōto. Nur einmal im Jahr verließ er die Mauern, um den heiligen Ise-Schrein aufzusuchen, aber auch dann blieb er den Augen der Menschen verborgen und zeigte sich nicht in der Öffentlichkeit. Selbst innerhalb der Mauern wurde er von fanatischen Erbbeamten und uralten, mystischen Protokollen von allen außer seiner unmittelbaren Familie abgeschirmt.
So gebot der Kriegsherr, der über die Palasttore herrschte und bestimmte, wer ein und aus gehen durfte, de facto auch über den Kaiser und besaß somit seinen Einfluß und seine Macht. Und obwohl alle Japaner fest an seine Göttlichkeit glaubten, in ihm den Sohn des Himmels sahen und akzeptierten, daß er in ununterbrochener
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