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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Jahrhunderten in Frieden unter der strengen Toranaga-Herrschaft lebte, die jede kriegsähnliche Betätigung verbot, während Jahrhunderte zuvor der totale Bürgerkrieg geherrscht hatte.
    Vorsichtig begannen sich die Shishi zu treffen, zu diskutieren und zu planen. Schwertkampfschulen wurden zu Zentren der Unzufriedenheit. Eiferer und Radikale tauchten in ihrer Mitte auf, einige gut, andere schlecht. Eines jedoch vereinte sie alle – sie waren fanatische Shōgunats-Gegner und strikt dagegen, den Ausländern und ihrem Handel die japanischen Häfen zu öffnen.
    Aus diesem Grund hatten sie während der letzten vier Jahre sporadische Überfalle auf die Gai-Jin verübt und eine Revolte gegen den Shōgun Nobusada, den allmächtigen Rat der Ältesten und die Bakufu anzuzetteln begonnen, die theoretisch seinen Befehlen gehorchten und alle Aspekte des Lebens regelten.
    Die Shishi hatten einen Schlachtruf erfunden, sonno-joi – Ehret den Kaiser und vertreibt die Barbaren –, und hatten geschworen, jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, zu beseitigen.
    »Selbst wenn sie wirklich Shishi sind«, gab Sanjiro verärgert zurück, »kann ich einen so öffentlich verübten Ungehorsam, und sei er noch so verdienstvoll, nicht ungestraft lassen – ich gebe zu, die Gai-Jin hätten absitzen, niederknien und sich wie zivilisierte Menschen verhalten sollen, jawohl, sie haben meine Männer provoziert. Aber das ist für die beiden keine Entschuldigung.«
    »Ich stimme dem zu, Herr.«
    »Dann geben Sie mir Ihren Rat«, befahl Sanjiro gereizt. »Wenn sie Shishi sind, wie Sie sagen, und ich sie vernichte oder ihnen befehle, seppuku zu begehen, werde ich noch vor dem Ende dieses Monats ermordet werden, trotz meiner Wachen – versuchen Sie nicht, es abzustreiten, ich weiß es. Schlimm genug, daß ihre Macht so groß ist, obwohl sie fast alle gemeine goshi sind.«
    »Vielleicht ist das gerade ihre Stärke, Herr«, erwiderte Katsumata. Die Goshi waren der unterste Rang der Samurai, stammten zumeist aus mittellosen Familien vom Land, waren kaum mehr als die Bauernkrieger alter Zeiten mit so gut wie gar keiner Hoffnung auf eine Ausbildung und daher ohne Hoffnung auf ein Fortkommen. »Sie haben nichts zu verlieren als ihr Leben.«
    »Wenn jemand eine Beschwerde hat, dann höre ich zu, selbstverständlich höre ich zu. Und besondere Männer erhalten eine besondere Ausbildung, zumindest einige von ihnen.«
    »Warum erlauben wir ihnen nicht, den Überfall auf die Gai-Jin anzuführen?«
    »Und wenn es keinen Überfall gibt? Den Bakufu kann ich sie nicht übergeben, unvorstellbar, und auch nicht den Gai-Jin!«
    »Die meisten Shishi sind junge Idealisten, ohne Hirn und ohne Ziel. Ein paar sind Unruhestifter und Gesetzlose, die wir auf dieser Erde nicht brauchen. Einige aber könnten, falls richtig eingesetzt, recht wertvoll sein – ein Spion berichtete mir, Shorin, der Ältere, habe zu der Gruppe gehört, die den Obersten Minister Ii ermordet hat.«
    »So ka!«
    Das war vor vier Jahren gewesen. Gegen alle Ratschläge hatte Ii, der alles so manipuliert hatte, daß man den Knaben Nobusada zum Shōgun wählte, darüber hinaus eine höchst unpassende Ehe zwischen dem Knaben und der zwölfjährigen Halbschwester des Kaisers angeregt und, was am schlimmsten war, die verhaßten Verträge ausgehandelt und unterzeichnet. Sein Hinscheiden wurde von niemandem bedauert, am wenigsten von Sanjiro.
    »Lassen Sie sie herbringen.«
    Im Audienzraum servierte eine Dienerin Sanjiro Tee. Katsumata saß neben ihm. Umgeben waren sie von zehn Männern seiner Leibwache. Alle waren bewaffnet. Die beiden Jugendlichen, die etwas tiefer vor ihnen knieten, waren es nicht, doch ihre Schwerter lagen griffbereit auf der Tatami. Ihre Nerven waren gespannt, aber sie ließen es sich nicht anmerken. Die Dienerin verneigte sich ängstlich und zog sich zurück. Sanjiro bemerkte es nicht einmal.
    Er nahm die kostbare, kleine Porzellantasse vom Tablett und trank einen Schluck Tee. Der Geschmack des Tees tat ihm gut, und er war froh, Herrscher zu sein und nicht Beherrschter, und während er tat, als bewundere er die Tasse, galt seine eigentliche Aufmerksamkeit den jungen Männern. Die beiden warteten regungslos; sie wußten, daß ihre Zeit gekommen war.
    Er wußte so gut wie nichts von ihnen, nur das, was Katsumata ihm berichtet hatte; daß sie, wie ihre Väter vor ihnen, Goshi waren, Fußsoldaten. Jeder bekam einen Sold von einem koku jährlich – ein Maß für trockenen Reis, ungefähr

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