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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Morgen, hat er mir versprochen, wird er mir einen Atlas zeigen.«
    »Woher weißt du, daß der nicht gefälscht ist?«
    »Es ist unwahrscheinlich, daß man einen Atlas fälscht. Vielleicht könnte ich sogar eine Kopie bekommen, und wir könnten sie übersetzen lassen – genau wie einige ihrer Schulbücher.« Hiraga begann sich zu begeistern. »Taira sagt, sie haben ganz neue Methoden beim Rechnen, die in jeder Schule gelehrt werden, und astronomische Maße, die Längengrade und Breitengrade genannt werden.« Die englischen Ausdrücke bereiteten Hiraga Schwierigkeiten bei der Aussprache. »Damit können sie sich phantastisch genau auf den Meeren zurechtfinden, sogar eintausend ri von ihrem Land entfernt. Baka, daß ich so wenig weiß! Baka, daß ich nicht englisch lesen kann!«
    »Du wirst es lernen«, versicherte Ori, »ich niemals. Du wirst unserer neuen Regierung angehören. Ich niemals.«
    »Warum sagst du das?«
    »Ich verehre sonno-joi, ich habe mir schon mein Todesgedicht ausgedacht und gesprochen. Ich habe es Shorin gesagt, in der Nacht nach dem Überfall. Baka, daß er viel zu früh sterben mußte.« Ori leerte seine Tasse, goß die letzten Tropfen aus und bestellte eine neue Flasche. Dann sah er Hiraga lauernd an. »Wie ich hörte, will Herr Ogama jeden Choshu-Shishi begnadigen, der sonno-joi öffentlich abschwört.«
    Hiraga nickte. »Das hat mir mein Vater geschrieben. Es hat keine Bedeutung für uns, für uns Choshu-Shishi.«
    »Es wird gesagt, daß Ogama die Tore kontrolliert und alle anderen davon ausschließt, ja sogar, daß es zu neuen Kämpfen zwischen seinen Truppen und Satsumas gekommen ist.«
    »Viele Daimyos lassen sich von Zeit zu Zeit irreleiten«, erwiderte Hiraga gelassen, aber die Richtung, die das Gespräch jetzt nahm, behagte ihm nicht, denn wenn er trank, war Ori ein rauchender Vulkan. »Wir haben vor langer Zeit beschlossen, uns nicht an die Taten oder Untaten unserer erblichen Führer gebunden zu fühlen.«
    »Wenn Ogama die Tore beherrscht, könnte er dem Kaiser die Macht zurückgeben und sonno-joi in Kraft setzen.«
    »Vielleicht tut er das ja, vielleicht hat er es schon getan.«
    Ori leerte seine Tasse. »Ich bin froh, wenn ich Yokohama verlassen kann. Die Luft hier ist vergiftet. Du solltest nach Kyōto mitkommen. Sonst wirst du noch von diesem Lügennetz angesteckt.«
    »Ohne mich bist du auf dem Weg nach Kyōto weniger gefährdet. Mich würden sie auch ohne mein Haar erkennen.«
    Ein plötzlicher Windstoß zerrte am Strohdach und rüttelte an einem halb offenen Fensterladen. Die beiden blickten sekundenlang auf; dann widmeten sie sich wieder dem Trinken. Der Saké hatte sie entspannt, nicht aber die Unterströmungen beseitigt, die Gedanken an den Tod und an das Netz, das sich um sie herum zusammenzog, an den geplanten Überfall auf Shōgun Nobusada, an Shorin und Sumomo und vor allem: Was ist mit dem Gai-Jin-Mädchen? Hiraga hatte sie noch nicht erwähnt, und Ori hatte nicht nach ihr gefragt, aber beide warteten, beide umgingen dieses zentrale Problem, beide waren ungeduldig und noch immer unentschlossen.
    Ori brach das Schweigen. »Wenn Akimoto morgen kommt – wieviel wirst du ihm erzählen?«
    »Alles, was wir wissen. Er wird mit dir nach Kyōto gehen.«
    »Nein, es ist besser, wenn er bleibt. Du wirst hier einen Kämpfer brauchen.«
    »Warum?«
    Wieder zuckte Ori die Achseln. »Zwei sind besser als einer. Und nun«, setzte er fast tonlos hinzu, »erzähl mir, wo sie ist.«
    Hiraga beschrieb es ihm. Genau. »Die Fenster und die Seitentür haben, soweit ich sehen konnte, keine Gitter.« Er hatte den ganzen Tag überlegt, was er mit Ori machen sollte: Wenn Ori in das Haus einbrach und sie tötete, würde die ganze Niederlassung, ob er nun dabei starb oder nicht, in Aufruhr geraten und ihr Gift an jeden erreichbaren Japaner verspritzen. »Ich finde auch, daß sie ein perfektes Ziel für sonno-joi ist, aber nicht jetzt – nicht, solange ich von ihnen akzeptiert werde und so viele von ihren Geheimnissen erfahre.«
    »Ein so perfektes Ziel sollte sofort erledigt werden; Katsumata hat gesagt, wer zögert, verliert. Ihre Geheimnisse können wir in ihren Büchern nachlesen.«
    »Ich habe dir bereits gesagt: Ich bin anderer Meinung.«
    »In dem Moment, in dem ich sie töte, legen wir Feuer an die Yoshiwara und damit die Niederlassung, und in dem entstehenden Chaos fliehen wir. Und zwar heute in zwei Tagen.«
    »Nein.«
    »Ich sage ja! Zwei bis drei Tage, länger nicht!«
    Hiraga dachte

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