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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gebohrt hatten. Gemeinsam huschten sie davon, durch das Geheimtor im Zaun zu Oris Wohnung.
    »Saké.«
    Halb im Schlaf stellte die Dienerin das Tablett vor sie hin, schenkte ein und schlurfte davon; es fiel ihr immer noch schwer, nicht die Köpfe der beiden anzustarren. Sie tranken einander zu und schenkten nach; das Zimmer war klein und hübsch, im Nebenraum waren bereits die Futonbetten gemacht. Die Schwerter ruhten auf niedrigen Lackgestellen: Weil sie Shishi waren, wegen Hiragas Steckbrief und weil beide bei sonno-joi geschworen hatten, die Waffen gegen keinen der Hausbewohner oder Gäste und ausschließlich zur Verteidigung zu benutzen, hatte Raiko die Yoshiwara-Vorschrift übertreten, die Waffen innerhalb der Mauern ausdrücklich verbot.
    »Ich kann nicht glauben, daß Taira sich von ihrem vorgetäuschten Augenblick mit den Göttern hat irreführen lassen! Ihre Schauspielerei war erbärmlich. Ist er wirklich so dumm?«
    »Anscheinend.« Hiraga lachte und rieb sich ausgiebig den Hinterkopf und die Seiten. »Eeee, wenn ich eine so große Waffe hätte – ich hätte sie wirklich zum Schreien gebracht. Sind alle Gai-Jin so gebaut?«
    »Wen kümmert das. In seinem Fall ist es ohnehin verschwendet.«
    Beide lachten. »Keine Finesse, Ori! Vielleicht sollte ich ihm ein Kopfkissenbuch verschaffen wie einer jungfräulichen Braut, eh?«
    »Am besten bringen wir ihn und sie alle um und legen Feuer an die Niederlassung.«
    »Nur Geduld, das werden wir tun. Wir haben viel Zeit.«
    »Er ist ein perfektes Opfer, es ist eine einmalige Gelegenheit«, behauptete Ori, in dessen Ton sich eine gewisse Schärfe schlich.
    Hiraga musterte ihn mit plötzlich eiskalt gewordenem Blick. »Ja, aber nicht jetzt. Er ist zu wichtig.«
    »Du hast selbst gesagt, wenn wir sie nur wütend genug machen können, werden sie Edo beschießen, und das wäre eine wundervolle Hilfe für unsere Sache.«
    »Ja, du hast recht. Aber wir haben noch Zeit.« Hiraga ließ sich seine Besorgnis nicht anmerken, sondern versuchte ihn zu beruhigen, damit er die Kontrolle über ihn nicht verlor. »Taira beantwortet alle meine Fragen. Zum Beispiel hat uns niemand gesagt, daß sich die Gai-Jin ständig wie die tollwütigen Hunde bekämpfen, schlimmer als die Daimyos vor dem Großen Diktator. Das haben uns die Holländer verschwiegen, eh?«
    »Sie sind allesamt Lügner und Barbaren.«
    »Ja, aber es muß Hunderte von derartigen Informationen geben, die uns die Möglichkeit bieten, mit ihnen zu spielen, sie zu beherrschen. Wir müssen alles über sie in Erfahrung bringen, Ori, und dann, wenn wir zur neuen Bakufu gehören, werden wir die Deutschen gegen die Russen, gegen die Franzosen, gegen die Engländer, gegen die Amerikaner ausspielen…« Hiraga erschauerte, wenn er an das wenige dachte, was Tyrer ihm über diesen Bürgerkrieg erzählt hatte, über die Schlachten und Verluste, all die modernen Waffen und die Hunderttausende von Bewaffneten und die unglaubliche Ausdehnung der Gai-Jin-Länder. »Heute abend hat er gesagt, daß die englische Navy die Weltmeere beherrscht, daß sie Hunderte von Kriegsschiffen hat und Tausende von Kanonen.«
    »Lügen. Übertreibungen, um dich einzuschüchtern. Er und sie alle wollen uns entmutigen. Er will auch unsere Geheimnisse!«
    »Ich gebe ihm nur, was er meiner Meinung nach wissen sollte.« Hiraga rülpste gereizt. »Wir müssen mehr über sie in Erfahrung bringen, Ori! Diese Hunde haben den größten Teil der Welt erobert, sie haben China gedemütigt und Peking niedergebrannt, und dieses Jahr sind die Franzosen die Beherrscher Cochin-Chinas geworden und sind entschlossen, Kambodscha zu kolonisieren.«
    »Ja, aber die Franzosen haben, wie die Engländer in Indien, eingeborene Fürsten gegen eingeborene Fürsten ausgespielt. Wir sind in Japan. Wir sind anders – dies ist das Land der Götter. Sie werden uns nicht erobern können – nicht mit allen Kanonen der Welt.« Oris Gesicht verzerrte sich seltsam. »Selbst wenn sie einige Daimyos auf ihre Seite herüberziehen können, selbst dann werden wir anderen sie abschlachten.«
    »Nicht ohne Kanonen und Kenntnisse.«
    »Ich bin wieder anderer Meinung, Hiraga-san.«
    Hiraga zuckte die Achseln und schenkte beiden nach; er wußte, daß es zahlreiche Shishi gab, die Oris Eifer teilten – und sun-tzu vergessen hatten: »Kenne deinen Feind wie dich selbst, und du wirst hundert Schlachten gewinnen.« – »Hoffentlich hast du recht; bis dahin werde ich so viel wie möglich herausfinden.

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