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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sich da abspielt. Befehlen Sie ihnen, bei Einbruch der Nacht wieder zurück zu sein, und befehlen Sie allen Samurai, sich auf den Kampf vorzubereiten.«
    »Jawohl, Herr.« Geschickt verbarg Katsumata sein Lächeln.
    Als die jungen Männer Sanjiro verließen und die Reihen der Leibwächter passiert hatten, holte Katsumata die beiden ein. »Folgt mir.« Er führte sie durch den Garten zu einer Seitentür, die unbewacht war.
    »Geht sofort nach Kanagawa, in die Herberge ›Zu den Mitternachtsblüten‹. Das ist ein sicheres Haus, und dort werden weitere Freunde sein. Schnell!«
    »Aber, Sensei«, wandte Ori ein, »wir müssen erst unsere Schwerter und Rüstungen und Geld holen, und…«
    »Schweig!« Zornig langte Katsumata in seinen Kimonoärmel und reichte ihnen einen kleinen Beutel mit einigen Münzen. »Nehmt das und zahlt für eure Unverschämtheit das Doppelte zurück. Bei Sonnenuntergang werde ich einigen Männern befehlen, euch zu verfolgen und zu töten, wenn sie euch innerhalb eines ri antreffen.« Ein ri waren etwa drei Meilen.
    »Jawohl, Sensei, ich entschuldige mich für meine Unhöflichkeit.«
    »Deine Entschuldigung wird nicht akzeptiert. Ihr seid beide Dummköpfe. Ihr hättet alle vier Barbaren töten sollen, nicht nur den einen – und vor allem das junge Mädchen, denn dann wären die Gai-Jin rasend vor Wut gewesen! Wie oft habe ich es euch schon gesagt? Das sind keine zivilisierten Menschen wie wir, sie sehen die Welt, die Religion und die Frauen ganz anders! Ihr seid unfähig! Ihr seid Dummköpfe! Ihr habt einen guten Angriff begonnen und es dann versäumt, unbarmherzig und ohne Rücksicht auf euer eigenes Leben nachzustoßen. Gezögert habt ihr! Und verloren. Dummköpfe!« wiederholte er. »Alles habt ihr vergessen, was ich euch gelehrt habe.« Wütend versetzte er Shorin mit dem Handrücken einen heftigen Schlag ins Gesicht.
    Sofort verneigte sich Shorin, entschuldigte sich mit ein paar zerknirscht gemurmelten Worten, der Anlaß dafür gewesen zu sein, daß der Sensei sein wa, die innere Harmonie, verloren habe, und versuchte verzweifelt, den Schmerz zu unterdrücken. Ori stand stocksteif daneben und wartete auf den zweiten Schlag, der eine rote, heiß brennende Spur hinterließ. Sofort entschuldigte auch er sich zerknirscht und duckte den schmerzenden Kopf voller Angst so tief wie möglich. Einmal hatte ein Kommilitone, der beste Schwertkämpfer von ihnen, Katsumata bei einem Übungskampf eine unhöfliche Antwort gegeben. Ohne Zögern hatte Katsumata das Schwert in die Scheide gesteckt, ihn mit bloßen Händen angegriffen, entwaffnet, gedemütigt, ihm beide Arme gebrochen und ihn auf ewig in sein Dorf verbannt.
    »Bitte, entschuldigen Sie, Sensei«, flüsterte Shorin. Er meinte es ernst.
    »Geht in die Herberge ›Zu den Mitternachtsblüten‹. Wenn ich euch eine Nachricht sende, gehorcht sofort und tut, was ich verlange, eine zweite Chance wird es nicht geben! Sofort, verstanden?«
    »Ja, ja, Sensei, bitte verzeihen Sie«, murmelten beide, schürzten ihre Kimonos und liefen davon, froh, aus seiner Reichweite zu sein, denn sie fürchteten ihn noch mehr als Sanjiro. Katsumata war jahrelang ihr oberster Lehrer gewesen, sowohl in der Kriegskunst als auch, heimlich, in anderen Dingen: warum die Bakufu ihre Pflicht verletzt hatten, warum die Toranagas die ihre, warum etwas verändert werden müsse und wie man das anstellt. Katsumata war einer der wenigen heimlichen Shishi, die hatomoto waren – geehrte Vasallen mit unmittelbarem Zugang zu ihrem Herrn –, ein alter Samurai mit einem persönlichen Jahressold von eintausend Koku.
    »Eeee, so reich zu sein!« hatte Shorin Ori zugeflüstert, als sie es erfuhren.
    »Geld ist nichts. Wenn man Macht hat, braucht man kein Geld.«
    »Du hast recht, aber denk doch an deine Familie, deinen Vater und meinen, die könnten sich ein bißchen eigenes Land kaufen und müßten nicht mehr für andere auf dem Feld schuften.«
    »Du hast recht«, sagte Ori.
    Da lachte Shorin. »Kein Grund zur Sorge, wir werden niemals so viel haben, und wenn, dann würden wir’s nur für Mädchen und Saké ausgeben und Daimyos der Schwimmenden Welt werden. Eintausend Koku ist alles Geld auf der Welt!«
    »Ist es nicht«, hatte Ori entgegnet. »Vergiß nicht, was der Sensei zu uns gesagt hat.«
    Bei einer von Katsumatas geheimen Sitzungen hatte er zu ihnen gesagt: »Satsumas Steuereinkünfte belaufen sich auf siebenhundertfünfzigtausend Koku und gehören unserem Herrn, dem Daimyo, der

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