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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sie verteilt, wie er es für richtig hält. Das ist auch ein Brauch, den die neue Administration abschaffen wird. Wenn die große Veränderung stattgefunden hat, werden die Steuereinkünfte des Lehens von einem Staatsrat aus klugen Männern verteilt werden, die aus allen Rängen der Samurai kommen, hoch und nieder, jeden Alters, vorausgesetzt, der Mann besitzt die notwendige Weisheit und hat sich als Mann von Ehre erwiesen. So wird es in allen Lehen sein, denn das Land wird von einem Obersten Staatsrat in Edo oder Kyōto regiert werden, ebenfalls gebildet aus Samurai von Ehre – geleitet vom Sohn des Himmels.«
    »Sagten Sie, aus allen Rängen, Sensei? Darf ich fragen, ob das auch die Toranagas einschließt?« hatte Ori ihn gefragt.
    »Es wird keine Ausnahmen geben – wenn der Mann ehrenwert ist.«
    »Bitte, Sensei, wegen der Toranagas. Kennt irgend jemand ihren wahren Reichtum, die Gebiete, die sie wirklich beherrschen?«
    »Nach Sekugahara hat Toranaga seinen toten Feinden für sich und seine Familie Ländereien im Werte von ungefähr fünf Millionen Koku jährlich abgenommen, das ist ungefähr ein Drittel des Reichtums, den Nippon besitzt. Auf ewig.«
    In die verblüffende Stille hinein hatte Ori für sie alle gesagt: »Bei einem solchen Reichtum könnten… könnten wir die größte Flotte der Welt haben, mit so viel Kriegsschiffen und Kanonen und Geschützen, wie wir nur wollen. Wir könnten die besten Truppen mit den besten Gewehren haben, wir könnten alle Gai-Jin vertreiben!«
    »Wir könnten den Krieg sogar zu ihnen tragen und unsere Küsten ausdehnen«, hatte Katsumata leise entgegnet. »Und vergangene Schande tilgen.«
    Sofort hatten sie gewußt, daß er den taikō meinte, General Nakamura, Toranagas unmittelbaren Vorgänger und Lehnsherrn, den großen Bauerngeneral, der dann über die Tore gebot und vom Kaiser aus Dankbarkeit den höchsten Titel verliehen bekam, den ein Niedriggeborener erreichen konnte: taikō, das heißt Diktator, statt den des Shōgun, an dem sein Herz hing, den er aber niemals erringen würde.
    Nachdem er das ganze Land befriedet hatte, vor allem indem er Toranaga, seinen Hauptfeind, überredete, ihm und seinem noch kindlichen Erben Treue zu schwören, hatte er eine riesige Armada gesammelt und einen Feldzug gegen Chosen oder Korea, wie es zuweilen genannt wurde, begonnen, um dieses Land zu befreien und als Trittstein zum Drachenthron von China zu benutzen. Doch seine Truppen hatten versagt und schon bald schmählich den Rückzug angetreten – genau wie schon Jahrhunderte zuvor zwei andere japanische Versuche katastrophal gescheitert waren.
    »Eine solche Schande muß getilgt werden – genau wie jene Schande, die die Söhne des Himmels wegen der Toranagas erleiden mußten, die Nakamuras Macht an sich rissen, seine Frau und seinen Sohn gemeuchelt, das Schloß Osaka dem Erdboden gleichgemacht haben und das Erbe des Himmelssohnes nun lange genug plündern! Sonno-joi!«
    »Sonno-joi!« hatten sie geschlossen erwidert. Begeistert.
    Als es dämmerte, ermüdeten die jungen Männer zusehends. Da aber keiner das als erster zugeben wollte, hetzten sie weiter, bis sie den Waldrand erreichten. Vor ihnen lagen nunmehr die Reissümpfe auf der einen Seite der Tokaidō, die zum Ortsrand von Kanagawa ganz in der Nähe führte – und zu der bewachten Straßensperre. Die Küste lag zu ihrer Rechten.
    »Laß uns… laß uns einen Augenblick ausruhen«, schlug Ori vor, dessen verletzter Arm schmerzte, dessen Kopf schmerzte, dessen Brust schmerzte, ohne daß er es sich anmerken ließ.
    »Na schön.« Shorin keuchte ebenso schwer und litt unter nicht weniger Schmerzen, aber er lachte. »Du bist schwach wie ein altes Weib.« Er suchte sich einen trockenen Fleck Erde und ließ sich erleichtert nieder. Aufmerksam blickte er um sich und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
    Da das Reisen bei Nacht von den Bakufu im allgemeinen verboten war, war die Tokaidō so gut wie leer. Mehrere Lastträger und die letzten Reisenden hasteten auf die Kanagawa-Sperre zu, alle anderen hatten in irgendeiner Herberge, deren es in den Stationen eine große Anzahl gab, Zuflucht gesucht, wo sie in Sicherheit badeten oder sich amüsierten. Im ganzen Land wurden die Straßensperren bei Einbruch der Nacht geschlossen, nicht vor Morgengrauen wieder geöffnet und stets von einheimischen Samurai bewacht.
    Auf der anderen Seite der Bucht konnte Shorin entlang der Promenade sowie in einigen Häusern der Niederlassung und auf den vor

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