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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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den Wirt und die beiden anderen Männer und streckten ihre Zungen schon ebenso gierig nach der Kassette aus.
    Kurz entschlossen wagte sich Ori durch die Flammen, packte sie und stürzte zum Fenster; die verrotteten Läden waren schnell aufgestoßen, dann war er draußen, auf der Gasse und an der frischen Luft. Sofort duckte er sich, lief zu dem gegenüberliegenden Zaun, kletterte hinüber und huschte durch den Müll und das wuchernde Unkraut des Niemandslandes zu dem verlassenen Brunnen.
    Dort blickte er sich keuchend und vorsichtig um. Die Flammen aus der Herberge loderten zum Himmel, und es wimmelte von laut rufenden Gestalten. Zwei Männer sprangen aus den oberen Fenstern. Andere, mit Wassereimern bewaffnet, übergossen die angrenzenden Schuppen und Häuser und brüllten nach Helfern.
    Er war nicht bemerkt worden.
    Vom Lärm gedeckt, hob er ein zerbrochenes Brecheisen auf und stemmte, immer wieder schwärmende Moskitos und Nachtinsekten abwehrend, den Deckel von der Kassette. Der Schatz, den sie enthielt, verschlug ihm den Atem. Rasch stopfte er sich zwei Beutel voll Münzen in die Hosentasche und einen weiteren in den Kittel. Die etwa zwölf übrigen Beutel wie auch die Kassette vergrub er umsichtig an verschiedenen Stellen.
    Am nächsten Vormittag wanderte er in Drunk Town umher, bis er, weit von der ausgebrannten Ruine entfernt, eine abgelegenere Herberge entdeckte. Zehn Mexe für den Eigentümer sowie das Gewicht der übrigen Münzen im Beutel sicherten ihm unverzügliche, zuvorkommende Bedienung und ein geräumiges Zimmer seiner Wahl. Der Wirt, ein Mann mit tiefliegenden, leuchtend blauen Augen – genau wie ihre, hatte er gedacht und plötzlich einen Stich in seinen Lenden verspürt –, hatte auf den Beutel gezeigt. »Mit dem da werden Sie ausgeraubt werden, junger Mann.«
    Ori hatte ihn nicht verstanden, doch die Bedeutung seiner Worte wurde schon sehr bald klar und rief Timee auf den Plan. Zusammen mit der Erkenntnis, daß Ori – wenn Timee und der Wirt gut bezahlt wurden – hier und auf der Straße sicher sein und sein Zimmer, wenn er ausging, unangetastet bleiben würde. Da Ori wußte, wie gefährlich es war, diesen Männern Vertrauen zu schenken, machte er ihnen zur Sicherheit mit Zeichensprache und viel Geduld klar, daß diese beiden Beutel nur einen kleinen Teil seines Reichtums ausmachten, der gut bewacht im Dorf versteckt war, den er aber bereitwillig und großzügig für seinen persönlichen Schutz und alles, was sonst nötig wurde, auszugeben bereit sei.
    »Sie sind der Guv, was Sie sagen, kriegen Sie. Ich heiße Bonzer und bin Australier.« Genau wie nahezu alle in Drunk Town kratzte er sich beständig Floh- und Läusebisse, hatte nur wenige schiefe Zähne und stank. »Guv? Das bedeutet Ichiban! Nummer eins. Wakarimasu ka?«
    »Hai, domo.«
    Die Tür ging auf und riß ihn aus seinen Gedanken. Timee brachte einen Krug Bier. »Ich geh mir jetzt was zu essen holen, Guv.« Er hustete. »Hap-hap, wakarimasu ka?«
    »Hai.« Das Bier löschte Oris Durst, ließ sich aber nicht mit dem Bier im Dorf vergleichen. Oder zu Hause in Satsuma oder in der Yoshiwara, oder in der Herberge ›Zu den Mitternachtsblüten‹ in Kanagawa. Oder sonstwo.
    Ich werde offenbar verrückt, dachte er verunsichert. Diese Gai-Jin-Hure mit ihrer Krötenbauchhaut und dem Fischgeruch war schlimmer als die schlimmste alte Vettel, die ich jemals gehabt habe, und dennoch habe ich zweimal die Wolken und den Regen genossen und immer noch mehr davon haben wollen.
    Was haben die bloß an sich? Sind es ihre blauen Augen und hellbraunen Schamhaare – darin hat sich diese Hure nicht sehr von ihr unterschieden, in allem anderen aber doch. Unbewußt spielten seine Finger mit dem Kreuz, das er halb verborgen am Hals trug. Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. Im Tunnel hatte er Hiraga übertölpelt. Das Stück Metall, das er hinabgeworfen hatte, war sein letzter Gold-Oban gewesen. Ich bin froh, daß ich ihr Kreuz behalten habe – um mich ständig an sie zu erinnern. Und auch auf andere Art hat es sich mehr als nützlich erwiesen, weil es diese dummen Gai-Jin davon überzeugt, daß ich Christ bin. Was haben ihre Frauen an sich, das mich so rasend macht?
    Es ist Karma, sagte er sich energisch, Karma, daß es keine Lösung gibt, niemals eine Lösung geben wird, es sei denn… es sei denn, sie hinüberzuschicken.
    Der Gedanke an seine Männlichkeit tief in ihr ließ seinen ganzen Körper prickeln und weckte ein Sehnen, als

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