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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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waren. »Wie ich hörte, war ›der Eingeborene‹ einer davon, Hiraga-san«, sagte der Shoya unbekümmert.
    »Ein Jammer, daß nicht die ganze üble Gegend verbrannt ist mitsamt allen Gai-Jin, die darin sind.«
    »Ja.«
    So wurde das Leben wieder ruhig. Hiraga verbrachte weiterhin viel Zeit mit Tyrer und war es zufrieden, zu lernen und zu lehren, ohne zu ahnen, wie wichtig und informativ sein Wissen für Tyrer, Sir William und Jamie McFay war. Einen halben Tag lang hatte er mit Tyrer an Bord der britischen Fregatte verbracht. Das Erlebnis hatte ihn erschüttert und seinen Entschluß gefestigt, herauszufinden, wie diese Menschen, die er verachtete, so unglaubliche Maschinen und Kriegsschiffe erfinden konnten, wie so verächtliche Menschen von einer so winzigen Insel den immensen Reichtum anhäufen konnten, der nötig war, um so viele Schiffe, Armeen und Fabriken zu besitzen und zugleich sämtliche Seewege sowie einen großen Teil der Gai-Jin-Welt zu beherrschen.
    An jenem Abend hatte er sich sinnlos betrunken; er war völlig durcheinander, einmal himmelhochjauchzend, dann wieder todtraurig, denn sein Glaube an die absolute Unbesiegbarkeit des Bushido und des Landes der Götter war schwer angeschlagen.
    Die Abende verbrachte er zumeist in der Yoshiwara oder in ihrer Dorfunterkunft mit Akimoto, mit dem er Pläne schmiedete und dem er sein Gai-Jin-Wissen mitteilte. Wie tief beunruhigt er war, verbarg er allerdings vor ihm, während er das Netz um Tyrer ständig enger zog und regelrecht mit ihm Katz und Maus spielte: »Oh, tut mir leid, Taira-san, Fujiko-Vertrag sehr schwer, braucht viele Wochen, Raiko sehr schwieriger Verhandler, Vertrag teuer, sie hat viele Kunden, viele, tut mir leid, sie beschäftigt heute abend, aber Raiko sagen Fujiko warten auf Sie Abend nach morgen…«
    Zu Hiragas Zorn hatte der Shoya vor etwas über zwei Wochen entdeckt, daß Ori bei dem Brand nicht umgekommen war: »…und tut mir leid, Hiraga-san, aber ich habe gehört, daß Ori-san plötzlich sehr reich geworden ist und Geld verschwendet wie ein Daimyo. Er bewohnt jetzt mehrere Räume in einem anderen Trinkhaus.«
    »Ori – reich? Wie ist das möglich?«
    »Tut mir leid, ich weiß es nicht, Herr.«
    »Aber du weißt, wo dieses neue Haus liegt?«
    »Ja, Sire. Hier. Hier ist der Plan, tut mir leid, daß…«
    »Macht nichts«, hatte Hiraga wütend erwidert. »Heute abend räuchere ich ihn wieder aus.«
    »Tut mir leid, Hiraga-san, aber das ist nicht mehr so einfach.« Äußerlich war der Shoya zerknirscht, innerlich aber wütend darüber, daß seine erste, schnelle Lösung hinsichtlich des wahnsinnigen Ronin nicht den Zweck erfüllt hatte, für den er bezahlt hatte. »Es ist nicht mehr so leicht, weil dieses Haus abseits liegt und er, wie es scheint, viele Leibwachen hat – Gai-Jin-Leibwachen!«
    Eiskalt hatte Hiraga die Konsequenzen erwogen. Durch einen Dorfbewohner, der in Drunk Town Fisch verkaufte, schickte er Ori einen zuckersüßen Brief, in dem er schrieb, wie hocherfreut er sei zu hören, daß Ori noch lebe und nicht, wie er gefürchtet habe, bei diesem furchtbaren Brand umgekommen, sondern überdies sehr wohlhabend geworden sei; ob sie sich am Abend nicht in der Yoshiwara treffen könnten, da Akimoto ebenfalls äußerst wichtige Shishi-Angelegenheiten zu besprechen habe.
    Ori hatte ihm umgehend geantwortet: »Weder in der Yoshiwara noch sonstwo, sondern erst dann, wenn unser sonno-joi -Plan ausgeführt, das Mädchen tot und die Niederlassung abgebrannt ist. Wenn du, Akimoto oder irgendein anderer Verräter-Shishi vorher hierherkommt, wird er erschossen.«
    »Er weiß, daß der Brand kein Unfall war«, stellte Akimoto fest.
    »Selbstverständlich. Woher kann er nur das Geld haben?«
    »Eigentlich nur durch Diebstahl, neh?«
    Weitere Botschaften zeitigten dieselbe Antwort. Ein Giftanschlag war fehlgeschlagen. Also hatte er den Revolver gekauft und sich einen Plan ausgedacht. Und jetzt, heute abend, war der perfekte Zeitpunkt für die Ausführung. Die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs zeigten ihm den Weg durchs Niemandsland und durch die stinkenden Straßen, die mit gefährlichen Schlaglöchern durchsetzt waren. Die wenigen Männer, die ihm begegneten, hatten kaum einen Blick für ihn übrig, höchstens Flüche, damit er ihnen aus dem Weg ging.
    Ori langte in den kleinen Beutel voll Münzen, der auf dem Tisch an seinem Bett stand, und zog eine heraus. Es war ein beschnittener Mex, kaum mehr wert als die Hälfte seines normalen

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