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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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eine Ecke fehlte. Gegenüber, zehn Meter entfernt, lag die trostlose Fassade einer weiteren heruntergekommenen, aus Holz erbauten Herberge. Die Luft roch modrig, seine Haut fühlte sich schmutzig an, und er erschauerte bei dem Gedanken an den schweißnassen Kontakt mit dem Körper dieser Frau, ohne Gelegenheit zu einem zivilisierten japanischen Bad hinterher, obwohl er im Dorf, zweihundert Meter entfernt hinter dem Niemandsland, ohne weiteres eins hätte haben können.
    Aber das hieße, Hiraga und seine Spione riskieren, die mich bestimmt erwarten, dachte er, Hiraga und Akimoto und all die Dorfbewohner, die wie gemeine Verbrecher dafür gekreuzigt werden müßten, daß sie meinen großartigen Plan durchkreuzen wollen. Abschaum! Alle zusammen. Wagen es, mich verbrennen zu wollen, wagen es, den Fisch zu vergiften – eeee, Karma, daß die Katze ihn gestohlen hat, bevor ich das Vieh daran hindern konnte, und auf der Stelle an meiner Statt sterben mußte.
    Seitdem hatte er nur wenig gegessen, und nur Reis, den er sich selbst auf dem Rost kochte, mit etwas Fleisch- oder Fischeintopf, der für die anderen Haus- und Bargäste gekocht worden war, und den Timee vorsichtshalber vor seinen Augen vorkosten mußte.
    Der Fraß ist widerlich, dieses Haus ist widerlich, die Frau ist widerlich, und wenn ich noch länger warten muß, werde ich durchdrehen. Dann fiel sein Blick wieder auf den Geldbeutel. Und seine Lippen zogen sich zu einem bösartigen Lächeln von den Zähnen zurück.
    In der Nacht, als die andere Herberge in Brand gesteckt wurde, hatte er auf einem Feldbett in einem winzigen, dreckigen Loch hinter der Bar geschlafen, das ihn den letzten Rest seines Geldes gekostet hatte. Lange bevor die anderen Gäste erwachten, hatte ihn sein durch zahlreiche Brände seit seiner Kindheit geschärfter Sinn für Gefahren gewarnt. Als er aus dem Schlaf hochfuhr, sah er, daß die Flammen oben schon an der Holztreppe leckten, während eine weitere Flasche voll Öl mit einem brennenden Lappen im Hals in den Hauptbarraum geschleudert wurde.
    Ein hysterischer Hund kam die Treppe heruntergejagt, zwei Katzen suchten angstvoll das Weite, und die drei Tiere begannen im Barraum herumzuschießen und Flaschen mit Alkohol umzustürzen, daß sie auf dem Kopfsteinboden zerplatzten und mit ihrem Inhalt das Feuer nährten. Im oberen Stock waren Schreie und Tumult zu hören. Halbnackte Männer kamen, vor den Flammen fliehend, die Treppe herunter und stürzten auf die Straße hinaus.
    Die Treppe fing Feuer. Dann schoß plötzlich eine Flammenzunge an den zundertrockenen Wänden und dem Geländer entlang empor. Im Barraum war es erstickend heiß, die Luft glühte, während ein Feuersturm den Brand anfachte. Die Seiten der Haustür begannen so stark zu brennen, daß die Flammen fast den Ausgang versperrten. Immer mehr Männer kamen schreiend die Treppe herunter, stolperten in Panik übereinander und durch die Flammen nach draußen, bei einigen hatten bereits die hastig übergeworfenen Kleider zu brennen begonnen. Nur Minuten waren seit der Brandstiftung vergangen, und doch war das Feuer schon unkontrollierbar geworden, das Haus dem Untergang geweiht.
    Ori, in seinem Alkoven, hatte keine Angst – schließlich war er branderfahren –, sondern drückte sich außerhalb des dichten Qualms, einen in Bier getauchten Lappen vor dem Mund, dicht an den Boden; einen Fluchtweg für den Notfall hatte er sich automatisch in dem Moment gemerkt, da er den Raum betreten hatte. Sicherheit bot immer nur der Wille, nicht in Panik auszubrechen, und diesmal außerdem ein kleines, mit Läden gesichertes Fenster auf der anderen Seite des Barraums, in einiger Entfernung von der brennenden Treppe, das auf die Hintergasse hinausführte.
    Gerade wollte er davonrennen, als er sah, wie sich der dicke Wirt in Nachthemd und Schlafmütze zusammen mit anderen verängstigten Männern durch die Flammen die Treppe hinunterkämpfte; fest unter den Arm geklemmt trug er eine eiserne Kassette. Wütend stieß der Mann einen anderen beiseite und in die Flammen, um gleich darauf von denselben Flammen in eine schreiende Fackel verwandelt und mit zwei anderen in die brennenden Ruinen der Treppe geschleudert zu werden, die krachend einstürzte und damit jede weitere Flucht von oben unmöglich machte. Die Kassette flog ihm aus den hilflosen Armen und rutschte über den Fußboden. Ein schwer verbrannter Mann kam aus dem Hexenkessel gewankt und strebte taumelnd zur Tür. Gierig verschlangen die Flammen

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