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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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jagte Jamie McFay die Treppe hinauf. In seiner Hand pendelte eine Öllampe, denn im ganzen Treppenhaus verbreitete nur der Kronleuchter Licht, und der schwang nach den Erdstößen noch immer wie wild hin und her. Oben angekommen, rannte er den Gang entlang und stieß Struans Zimmertür auf. »Alles in Ordnung, Tai-Pan?«
    Das Zimmer lag im Dunkeln; nur ein unheimlich flackerndes Licht tanzte auf den Gardinen am Fenster. Struan lag benommen, halb zum Dinner angekleidet, auf dem Boden und schüttelte den Kopf, um wieder zu sich zu kommen. Beide Öllampen waren zertrümmert, der offene Docht der einen, die unter die Kommode gerollt war, zischte auf dem ölgetränkten Teppich. »Glaub schon«, keuchte er. »Ich bin gefallen und muß mir irgendwo den Kopf angeschlagen haben. Großer Gott, Angélique!«
    »Kommen Sie, ich helfe Ihnen…«
    »Ich schaff’s schon. Sehen Sie lieber nach ihr, Jamie!«
    Jamie drückte auf die Klinke der Verbindungstür. Von der anderen Seite verriegelt. In diesem Moment fing der Teppich Feuer. Vor Schmerzen fluchend, kroch Struan davon; doch ehe sich die Flammen verbreiten konnten, hatte Jamie sie schon ausgetreten. In seiner Hast, Struan aus der Gefahrenzone zu ziehen, packte er zu fest zu.
    »O Gott, Vorsicht, Jamie!«
    »Tut mir leid, Verzeihung, ich hatte nicht…«
    »Macht nichts«, keuchte Struan. Er hatte Schmerzen in der Seite, wo er beim Sturz schwer aufgeschlagen war, einen pochenden Schmerz im Magen, wo er zuvor nichts gespürt hatte, und die üblichen Schmerzen unter der verheilten, aber noch hochempfindlichen Narbe. »Wo brennt’s denn?«
    »Keine Ahnung, ich war unten mit…«
    »Später – Angélique!«
    Jamie lief den Korridor entlang; der Rauch, der vom anderen Ende herüberquoll, nahm ihm den Atem. Er hämmerte an ihre Tür und drückte die Klinke nieder: ebenfalls von innen verriegelt. Mit der Schulter warf er sich gegen das Holz neben dem Türrahmen, und die Tür flog auf. Ihr Boudoir war leer, eine brennende Öllampe war umgekippt und ergoß ihr Öl über die vorhanggesäumte Kommode, eine andere lag zerschmettert auf dem Boden, und überall war Öl verspritzt. Er löschte den brennenden Docht und lief ins Schlafzimmer. Angélique saß leichenblaß in ihrem Himmelbett und starrte auf den schwingenden Ölkronleuchter, der widersinnig und munter brannte.
    »Alles in Ordnung, Angélique?«
    »Ach Jamie…«, sagte sie zögernd, mit ganz ferner Stimme. »Ja, alles in Ordnung, ich hatte mich nur… nur ein bißchen hingelegt, bevor ich mich zum Dinner umziehen wollte, dann fing alles an zu wackeln. Ich… Ich dachte, ich träume, aber dann zersprangen die Lampen und… mon Dieu, es war das Geräusch, mit dem sich das Haus bewegte, das mich am meisten erschreckt hat… Ach ja, ist Malcolm…«
    »Ja. Ziehen Sie sich so schnell wie möglich an. Beeilen…«
    In der nahen Hafenmeisterei begann der Feueralarm zu schrillen; sie zuckten zusammen. Plötzlich verängstigt, roch sie den Rauch, hörte die gedämpften Rufe draußen und sah das Glühen durch die Fenstervorhänge. Erschrocken keuchte sie auf. »Brennt’s bei uns?«
    »Vorerst brauchen Sie keine Angst zu haben, aber kleiden Sie sich sofort an und kommen Sie nach nebenan. Ich entriegle die Verbindungstür.« Er lief hinaus. Sie glitt aus dem Bett. Unter ihrem Negligé trug sie Pantalons und ein Fischbeinkorsett. Hastig stieg sie in ihre Krinoline, die für sie zurechtgelegt worden war, und griff sich einen Schal.
    »Alles in Ordnung mit ihr, Tai-Pan«, hörte sie Jamie sagen, als er die Verbindungstür öffnete. »Sie zieht sich an. Kommen Sie, ich helfe ihnen hinunter.«
    »Erst, wenn sie auch fertig ist.«
    Jamie wollte etwas sagen, änderte aber seine Meinung, denn in beiden schwelte noch der Streit beim Lunch, und keiner war zum Kompromiß bereit. Er öffnete das Fenster. Im Vorgarten und auf der Straße unten wimmelte es von Büroangestellten und Dienern, darunter Vargas; Neugierige und Leute aus den verschiedenen Gesandtschaften sammelten sich, einen Brand aber konnte er nirgends entdecken. »Vargas!« rief er. »Wo brennt’s bei uns?«
    »Wir wissen es nicht genau, Senhor, irgendwo auf dem Dach, glauben wir. Die Männer mit dem Brandmeister sind schon hier, aber bei Brock’s steht das ganze obere Stockwerk in Flammen.«
    Da Jamie von hier aus nicht zum Nachbarhaus hinübersehen konnte, eilte er in Angéliques Boudoir zurück und zog die Vorhänge auf. Der Brand hatte sich über die ganze Vorderseite von Brock’s

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