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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nähernde Rascheln eines Kimonos, und ein Mädchen flüsterte: »Blauer Regenbogen… Blauer Regenbogen.« Dann Stille. Wieder die Geräusche aus der Herberge.
    Sofort winkte er Tora neben sich. Lautlos eilte der junge Mann zu den anderen Einheiten, nannte ihnen die Parole und kam zurück. Auf Saigos Signal nahm jedes Paar die Leitern, die sie angefertigt, getarnt und sorgfältig im hohen Unterholz versteckt hatten, und lehnte sie an den Zaun. Wieder beobachtete er den Himmel. Als auch der letzte Schein der Sonne verschwunden war, gab er ein weiteres Signal, und alle kletterten gleichzeitig über den Zaun, sprangen auf den Boden hinab, der weich und geharkt war, und kauerten sich, jeden Moment zum Frontalangriff bereit, regungslos in die liebevoll gepflegten Büsche.
    Erstaunlicherweise gab es noch keinen Alarm. Vorsichtig sahen sie sich um. Vor ihnen, sechzig Meter entfernt, lag der Bereich des Shōgun, über dessen hoher, dichter Tannenhecke gerade noch die etwas höheren Strohdächer der zentralen Schlaf- und Baderäume zu sehen waren. Der Haupteingang, weit von ihnen entfernt, stand noch offen. Alles war so, wie sie es erwartet hatten. Bis auf die Wachen, die weit zahlreicher waren als geplant. Bittere Galle stieg ihnen in den Mund.
    Zu ihrer Rechten lag der Hauptküchentrakt mit den großen, dampfenden Kesseln und vielen Hilfskräften – auch hier wieder Wachen. Links und auf dem ganzen Gelände verteilt lagen in anderen Gärten mit Bächen und Brücken die Gästehütten, jede mit einem gepflegten Zugangsweg, der sich durch die Büsche schlängelte. Wieder Enttäuschung, denn sie hatten erwartet, daß sie belegt seien und ihnen als Deckung und notwendige Ablenkung dienen könnten.
    Karma, dachte Saigo. Dennoch: sowohl unsere Positionen als auch die des Feindes sind genau wie vorausgesehen, der Plan ist gut, und wir kennen die Parole. Während der vorangegangenen Wochen hatte er sich, als normaler Samurai-Reisender verkleidet, die richtige Kurtisane ausgesucht und sich in ihre Gefühle geschlichen, bis sie ihm auf einem heimlichen Rundgang das ganze Gelände zeigte – sogar die Hütten, in denen sich die Erhabenen Reisenden ausruhen sollten.
    »Warum nicht?« hatte er geflüstert. »Wer soll denn schon davon erfahren? Es dauert doch noch Tage, bis sie eintreffen – oh, du bist so wunderschön! Komm, wir wollen uns dort vereinigen, wo ein Shōgun und eine Schwester des Sohnes des Himmels sich vereinigen werden! Das wird etwas, wovon wir noch unseren Enkeln erzählen können, eh? Ich glaube, ich werde dich niemals verlassen…«
    Ebenso einfach war es gewesen, eine Badehausdienerin zu finden, die eine Anhängerin der Shishi war, und sie zu überzeugen, daß es völlig ungefährlich sei, zu lauschen und ein paar Worte in die Nacht hineinzuflüstern.
    Er spürte, wie Tora seinen Arm berührte. Aufgeregt deutete der junge Mann nach vorn. Durch das ferne Tor war eine Patrouille gekommen und begann einen Rundgang über das Gelände. Kleine Lichtteiche unter den Laternen. Die Patrouille würde unweigerlich auch hier vorbeikommen, und zwar sehr nah. Mit seinem Signal, dem Ruf eines Nachtvogels, gab er den Befehl.
    Sofort duckten sie sich tiefer in die Büsche und hielten, kaum atmend, den Kopf gesenkt. Die Patrouille näherte sich und ging vorüber, ohne sie zu sehen – genau wie Katsumata es vorausgesagt hatte, als er diesen Angriffsplan erläuterte: »Anfangs wird es nicht schwerfallen, in der Nacht unsichtbar zu bleiben. Vergeßt nicht, daß die Überraschung für euch arbeitet. Niemand ist darauf gefaßt, daß ihr dort eindringt. Denn wer würde es wagen, den Shōgun zu überfallen, der doch von so vielen Männern beschützt wird? In einer Herberge? Unmöglich! Denkt daran, mit Lautlosigkeit, Überraschung und grausamer Geschwindigkeit werden einer oder zwei von euch bis ins Zentrum vordringen können – einer genügt.«
    Saigo beobachtete, wie die Feinde davonmarschierten. Eine wundervolle Wärme durchstrahlte ihn, und seine Zuversicht kehrte zurück. Noch eine kurze Wartezeit, bis die feindliche Patrouille um die Ecke gebogen war, dann winkte er dem Angriffstrupp, sich auf die vorgesehenen Positionen zu begeben. Im Schutz der Büsche glitten vier Mann an seine rechte, zwei an seine linke Seite. Als alle an Ort und Stelle waren, holte er tief Luft, um seinen Herzschlag zu verlangsamen; dann gab sein Signal, wieder der Ruf eines Nachtvogels, den Einsatzbefehl. Sofort schlich sich das Paar ganz rechts aus dem

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