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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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davon.
    Der Hauptmann war zufriedener als sonst. Auf seinem Rundgang durch die Herberge und das Gelände innerhalb des hohen, riesigen Bambuszauns und vor allem durch seinen Sektor, den von Hecken begrenzten Bereich mit einem einzigen Tor, hatte er sich vergewissert, daß die Hüttengruppe des Shōgun leicht zu verteidigen war, daß kein anderer Reisender die Nacht in dieser Herberge verbringen durfte, daß die Wachen die Parole kannten und wußten, was ihre oberste Pflicht war: niemanden unaufgefordert näher als fünf Meter an den Shōgun und seine Frau heranzulassen, schon gar nicht mit irgend welchen Waffen – niemanden, bis auf den Vormund, den Ältestenrat und ihn selbst sowie die ihn begleitenden Wachsoldaten. Diese Vorschrift war allen bekannt, die Strafe für bewaffnete Annäherung der Tod, sowohl für den Bewaffneten wie für die unaufmerksamen Wachen, es sei denn, der Shōgun begnadigte sie persönlich.
    »Ah, Kammerherr! Irgendeine Änderung der Pläne?«
    »Nein, Hauptmann.« Der alte Mann seufzte und trocknete sich die Stirn. »Die Erhabenen baden, wie gewöhnlich; dann werden sie ruhen, wie gewöhnlich, bei Sonnenuntergang ihr richtiges Bad mit Massage nehmen, wie gewöhnlich, um anschließend zu Abend zu essen, wie gewöhnlich, Go zu spielen, wie gewöhnlich, und dann ins Bett. Alles in Ordnung?«
    »Hier, ja.« Innerhalb der Einzäunung, auf einem Gelände von etwa zweihundert Quadratmetern, stand dem Hauptmann, wann immer er wollte, eine Truppe von hundertundfünfzig Samurai zur Verfügung. Eine Einheit von zehn Mann bewachte den einzigen Zugang, eine hübsche Brücke über einen Bach, die zu hohen, dekorativen Balken und ebenso reich geschmückten Toren führte. Rings an der umgebenden Hecke war alle zehn Schritt ein Samurai postiert. Diese würden von frischen Einheiten der sechshundert Samurai in der Kaserne gleich außerhalb des Haupttors oder in anderen nahen Herbergen abgelöst werden. Der Garten und der Außenzaun wurden von sehr diskreten Patrouillen bewacht, denn Lärm und eine allzu offensichtliche Präsenz von Samurai erzürnte die Prinzessin und somit ihren Ehemann.
    Über ihnen zogen sich dicke Wolken zusammen; die blasse, dunstige Sonne berührte noch nicht den Horizont, ein kräftiger Wind spielte mit den Wolken. Es war kalt und drohte kälter zu werden. Diener entzündeten Laternen, deren Lichter sich schon in den Teichen spiegelten und auf den Steinen glänzten, die kurz zuvor zu diesem Zweck befeuchtet worden waren.
    »Diese Herberge ist wunderschön«, lobte der Hauptmann. »Eindeutig die beste, obwohl auch die meisten anderen gut waren.« Es war das erste Mal, daß er eine solche Reise mitmachte. Sein ganzes Leben hatte er in oder nahe der Burg Edo verbracht, bei oder in der Nähe von Nobusada oder dem vorherigen Shōgun. »Wunderschön, ja. Aber mir wäre es lieber, der Herr Shōgun und seine Frau wären in der Burg Sakamoto abgestiegen. Sie hätten darauf bestehen sollen.«
    »Ich hab’s versucht, Hauptmann, aber… aber sie war fest entschlossen.«
    »Ich bin froh, wenn wir in unserer eigenen Kaserne sind und sie innerhalb der Palastmauern, und sogar noch froher, wenn wir alle sicher wieder in der Burg Edo sind.«
    »Ja«, stimmte ihm der Kammerherr zu, der seinen Herrn und seine Herrin mit ihren ständigen Nörgeleien, ihrem Jammern und Kritisieren insgeheim gründlich satt hatte. Immerhin, dachte er, während sein Rücken schmerzte und auch er sich nach einem Bad, einer Massage und der Zuwendung seines jugendlichen Freundes sehnte, wenn ich so hochstehend wäre wie sie, von Geburt an so verhätschelt und erst sechzehn, würde ich wohl genauso sein. »Darf ich Sie um die Parole bitten, Hauptmann?«
    »Bis Mitternacht ›Blauer Regenbogen‹.«
    Zweihundert Meter entfernt am östlichen Ortsrand des Dorfes stand nicht weit von der Tokaidō und der Otsu-Sperre ein altes, verfallenes Bauernhaus am Ende einer Gasse. Drinnen starrte der Anführer der Shishi-Angriffstruppe, ein junger Choshu namens Saigo, wütend den Bauern, seine Frau, die vier Kinder, Vater und Mutter, Bruder und eine Magd an, die verängstigt in einer Ecke knieten. Dies war der einzige Raum der Hütte und diente ihnen zum Wohnen, Essen, Arbeiten, Schlafen. Ein paar kümmerliche Hühner gackerten nervös in einem Holzkäfig. »Vergeßt nicht, was ich euch gesagt habe. Ihr wißt nichts und habt nichts gesehen.«
    »Jawohl, Herr, bestimmt, Herr«, wimmerte der alte Mann.
    »Halt den Mund! Dreht euch zur Ecke, den

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