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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Leibwache, dem Vorsitzenden des Ältestenrats und dem Vormund des Erben weder Samurai noch Waffen geduldet wurden.
    Es ging auf Mittag. Die beiden Männer hatten sich verspätet und nahmen keine Notiz von der Schönheit, die sie umgab, von den Teichen und Brücken, den blühenden Büschen und Bäumen, die seit Jahrhunderten gehegt und gepflegt worden waren. Jeder Gärtner, der sie sah, machte Kotau, bis sie aus seiner Sichtweite verschwanden. Über ihrer Rüstung trugen sie regenabweisende Strohumhänge. Den ganzen Morgen über hatte es leichte Schauer gegeben. Yoshi beschleunigte seinen Schritt.
    Es war nicht das erstemal, daß sie zu einem geheimen Treffen innerhalb der Palastmauern eilten – gesichert, aber nie wirklich sicher. Es war so schwer, irgendwo eine wirklich sichere geheime Zusammenkunft abzuhalten, beinah unmöglich, weil es überall Spione, Informanten oder Feinde gab und man ständig auf einen Hinterhalt, Gift, versteckte Bogenschützen oder Musketiere gefaßt sein mußte. Dasselbe galt für alle Daimyos. Sein Sicherheitsfaktor war, wie er wußte, sehr gering. Im Grunde so gering, daß sein Vater und sein Großvater ihn gelehrt hatten, die Tatsache zu akzeptieren, daß ein Tod aus Altersschwäche keinen Raum in ihrem Karma hatte.
    »Wir sind hier so sicher, wie es nur möglich ist«, sagte er. »Hier einen Waffenstillstand zu brechen wäre unvorstellbar.«
    »Ja, aber nicht für Ogama. Er ist ein Lügner und Betrüger, und er sollte den Aasgeiern zum Fraß vorgeworfen werden.«
    Yoshi lächelte; ihm war wohler. Seitdem die erschreckende Nachricht von dem Shishi-Überfall mitten in der Nacht eingetroffen war, hatte er sich nervöser denn je gefühlt – schlimmer als damals, als er nach dem Tod seines Onkels bei der Wahl zum Shōgun übergangen und an seiner Stelle Nobusada eingesetzt worden war, mehr als damals, als taikō Ii ihn, seinen Vater und ihre Familien hatte verhaften und in kellerähnlichen Räumen dahinvegetieren lassen. Er hatte Vorbereitungen getroffen, der Reisegesellschaft zweihundert Mann bis zur Straßensperre von Kyōto entgegenzusenden, und bei Morgengrauen Akeda heimlich zu Ogama geschickt, damit er ihm berichte, was geschehen war und warum eine starke, zum Krieg gerüstete Truppe seine Quartiere verließ.
    »Berichten Sie Ogama alles, was wir erfahren haben, und beantworten Sie all seine Fragen. Machen Sie keinen Fehler, Akeda.«
    »Von mir wird es keinen Fehler geben, Sire.«
    »Gut. Dann bringen Sie ihm das Schreiben und verlangen Sie sofort eine Antwort.« Was in dem Brief stand, hatte Yoshi Akeda nicht erklärt, und der General hatte nicht danach gefragt. Als Akeda zurückkehrte, hatte Yoshi von ihm verlangt: »Berichten Sie mir haargenau, wie er sich verhalten hat.«
    »Ogama hat das Schreiben zweimal gelesen, ausgespuckt, zweimal geflucht, es seinem Berater Basuhiro zugeworfen, der es mit einem unbewegten Ausdruck auf dem pockennarbigen Gesicht gelesen und dann gesagt hat: ›Ich denke, Sire, darüber sollten wir unter vier Augen sprechen.‹ Ich habe erklärt, daß ich warten werde; nach einiger Zeit kam Basuhiro wieder heraus und sagte: ›Mein Herr ist einverstanden, wird aber, genau wie ich, bewaffnet kommen.‹ Was hat das alles zu bedeuten, Sire?«
    Als Yoshi es ihm erklärte, wurde der Alte puterrot. »Sie haben ihn gebeten, sich allein mit Ihnen zu treffen? Mit mir als Leibwache? Das ist Wahnsinn! Nur weil er sagt, daß er nur mit Basuhiro…«
    »Das reicht!« Yoshi wußte, daß sein Risiko groß war, mußte aber wieder hoch spielen, brauchte eine Antwort auf seinen Vorschlag bezüglich der Tore. Doch als er gerade gehen wollte und einer der zahlreichen Shōgunats-Spione von gewissen Gesprächen berichtete, die zwischen Katsumata und anderen Shishi in der Herberge ›Zu den Flüsternden Tannen‹ stattgefunden hatten, war er von freudiger Erregung gepackt worden und hatte um die Zusammenkunft gebeten. »Da ist er!«
    Ogama stand, Basuhiro neben sich, im Schatten des weit ausladenden Baumes, unter dem sie sich verabredet hatten. Beide waren deutlich mißtrauisch und erwarteten Verrat, aber nicht so unverkennbar nervös wie Akeda. Yoshi hatte vorgeschlagen, daß Ogama durch das Südtor kommen sollte, während er selbst das Osttor benutzen, seine Sänfte wie seine Leibwachen zurücklassen und seine Sicherheit garantieren würde. Nach dem Treffen sollten sie alle vier zusammen durch das Osttor hinausgehen.
    Wie schon einmal, schritten die beiden Gegner aufeinander zu,

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