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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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kleidete er sich an. Ein kurzer Blick. Der Kutter war fast am Ufer. Er öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus, als der Bootsmann auf den Landungssteg kletterte und zu laufen begann, so schnell es sein dicker Bauch erlaubte.
    »He, Bootsmann!«
    Der grauhaarige Mann keuchte, als er unter dem Fenster ankam. »Empfehlung von Captain Marlowe«, ächzte er, »Sie und die… und die Dame werden gebeten, an Bord zu kommen.«
    Struan stieß einen Freudenschrei aus, schickte nach Ah Soh und befahl ihr, Angélique rasch zu wecken und ihr beim Ankleiden zu helfen. Dann wandte er sich mit leiser Stimme an Chen: »Hör zu, Chen, und unterbrich mich nicht, sonst werde ich wütend wie ein Knallfrosch.« Dann gab er ihm Anweisungen, was er einpacken sollte, was er Ah Soh einzupacken befehlen sollte und daß er die Koffer bei Sonnenuntergang an Bord der Prancing Cloud bringen sollte. »Missy und ich werden an Bord zu Abend essen, und ihr beide werdet auch an Bord bleiben und mit uns nach Hongkong zurückkehren…«
    Chen strahlte. »Hongkong! Ayeeyah, Tai-Pa…«
    »…und ihr beide werdet den Mund so fest geschlossen halten wie eine Fliege ihren After, sonst werde ich Noble House Chen bitten, eure Namen aus dem Familienbuch zu löschen.« Er sah, wie Chen bleich wurde. Diese Drohung hatte er nie zuvor angewandt. Das Familienbuch war die Verbindung jedes Chinesen mit der Unsterblichkeit, mit seinen Vorfahren in der mystischen Vergangenheit und mit seinen Abkömmlingen in entfernter Zukunft. Wo immer auf der Welt ein Chinese geboren wurde, wurde er in die Ahnenregister seines Dorfes eingetragen. Ohne das existierte er nicht.
    »Ja, Master. Aber Ah Tok?«
    »Ich werde mich um sie kümmern. Geh sie holen.«
    Chen ging zur Tür, öffnete sie, und Ah Tok kam hereingeschlendert. Struan sagte ihr, er habe beschlossen, daß sie im nächsten Boot folgen sollte, und damit sei der Fall erledigt.
    »Oh ko, mein Sohn«, sagte sie mit honigsüßer Stimme. »Was du für deine alte Mutter beschließt, ist nicht das, was deine alte Mutter für sich und ihren Sohn gut findet. Wir werden nach Hause gehen. Wir werden ruhig sein. Keine stinkenden fremden Teufel werden es erfahren. Nimmst du deine Hure mit?« Sie hielt seinem Rüffel stand, als er ihr befahl, dieses Wort nie wieder zu benutzen, sonst…
    »Ayeeyah«, murmelte sie, als sie ging, »deine alte Mutter wird diese Hure nicht wieder Hure nennen, aber alle Götter sind Zeugen, wie soll ich sie denn nennen, wenn nicht Hure? Hure ist die richtige Bezeichnung. Ist mein Sohn übergeschnappt…«
    Als Malcolm Angélique sah, verflog seine Wut. »Donnerwetter!«
    Sie trug Reitkleidung, Stiefel, einen langen, eng taillierten Rock, Weste, Krawatte, Mantel und Hut mit grüner Feder, Handschuhe, aber keine Reitgerte. »Ich dachte, so sei es am besten, chéri, für eine Schiffsreise«, sagte sie mit strahlendem Lächeln.
    »Willkommen an Bord.« Marlowe, der am Ende der Gangway stand, sah in Uniform prächtig aus.
    Ehe er an Deck trat, hielt sich Malcolm unbeholfen mit der linken Hand fest, während Angélique seine Krücken nahm, und lüftete förmlich den Zylinder. »Gestatten Sie, daß wir an Bord kommen?«
    Marlowe salutierte und grinste. »Willkommen, Sie sind beide höchst willkommen an Bord. Darf ich?« Er nahm Angéliques Arm, ganz schwach von der Intensität ihres Lächelns und dem Schnitt ihrer Jacke, die ihre Figur betonte, und führte sie zur Brücke vor dem Schornstein. Dann wartete er, bis Malcolm in einem Deckstuhl untergebracht war. »Ablegen, Lieutenant Lloyd«, sagte er zu seinem Ersten Offizier. »Viertelkraft voraus, und dann immer weiter so. Sobald wir klar sind, machen wir schnellere Fahrt«, erklärte er an Malcolm gewandt. »Der Admiral hat uns angewiesen, Dampfversuche in Sichtweite des Flaggschiffs zu machen.«
    Struans Glück verpuffte. »In seiner Sichtweite? Wir fahren nicht auf See hinaus, außer Sichtweite vom Land?«
    Marlowe lachte. »Vermutlich hat er seine ›Kinder‹ gern an der kurzen Leine. Es wird Spaß machen, das verspreche ich Ihnen.«
    Also sind wir an Bord, aber nicht aus dem richtigen Grund, dachte Struan. Der Bastard ist ein Sadist! Wäre der Admiral an Bord, würde ich ihn umbringen! Nun, nicht wirklich, aber ich möchte, daß sich jemand um den Kerl kümmert. Er wird sich noch wünschen, er hätte mir geholfen. Wenn ich wiederkomme, werde ich meine Anordnungen rückgängig machen, und zwar auf der Stelle. Aber was mache ich bis dahin?
    Die Fregatte

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