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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Gnadenfrist gedankt und geschworen, wenn Gornts Informationen das sein würden, was er versprochen hatte, würde er versuchen, sein Bestes zu tun. Mit genügend Informationen, um Brock’s zu zerschmettern, würde seine Mutter ihm zur Seite stehen.
    Vor ein paar Nächten hatte er plötzlich den Wunsch verspürt, in den Spiegel zu sehen. Es mußte sein. Irgendeine Macht zwang ihn, sich zum erstenmal seit Jahren wirklich anzusehen, sich gründlich zu betrachten, nicht nur sein Gesicht.
    Schließlich hatte er gedacht: Das bist du. Du bist noch immer schwer verwundet. Du kannst dich nicht allzugut aufrichten. Deine Beine funktionieren nicht so, wie sie sollten, aber du kannst stehen, du kannst gehen, und du wirst Fortschritte machen. Der Rest deines Körpers funktioniert, und dein Gehirn auch. Akzeptiere ihn. Erinnere dich, was Vater und Mutter dir immer wieder gesagt haben, seit du ein Kind warst: »Akzeptiere dein Joss, pflegte Dirk immer zu sagen. Dirk hatte man einen halben Fuß abgeschossen, aber das hielt ihn nicht auf. Dirk hatte ein Dutzend Schuß- und Stichwunden, bei Trafalgar als Pulverjunge wurde er fast getötet, von Tyler Brock ein halbes Dutzend Male fast vernichtet. Akzeptiere dein Joss. Sei Chinese, lautete Dirks Rat. Tu dein Bestes, und rette sich wer kann!«
    Sein Herz hatte zu hämmern begonnen. Dirk, Dirk, Dirk. Gottverdammter Dirk Struan! Du hast es gehaßt, daß er dir immer vorgehalten wurde, und du hast immer gefürchtet, dich nie mit ihm messen zu können. Gib es zu!
    Das Spiegelbild hatte keine Antwort gegeben, aber er selbst hatte es getan.
    »Ich bin von seinem Blut, ich habe sein Noble House zu leiten, ich bin Tai-Pan, ich tue mein Bestes, aber ich werde ihm nie gewachsen sein, ich gebe es zu, Gott verfluche ihn, das ist die Wahrheit! Das ist mein Joss.«
    Gut, schien sein Spiegelbild zu sagen. Aber warum ihn hassen? Er haßt dich nicht. Warum ihn hassen, wie du ihn dein ganzes Leben lang gehaßt hast – du hast ihn dein Leben lang gehaßt. Oder?
    »Das stimmt, ich hasse ihn und habe ihn immer gehaßt!«
    Das laut auszusprechen, hatte ihn schockiert. Aber es stimmte – all die Liebe und der Respekt waren Heuchelei. Ja, er haßte ihn, aber plötzlich, da vor dem Spiegel, hat er es nicht mehr getan. Warum?
    Ich weiß nicht. Vielleicht liegt es an Edward Gornt, vielleicht ist er der gute Geist, der mich von meiner Vergangenheit befreit hat, wie er durch mich von seiner befreit werden möchte. Hat Morgan nicht sein Leben vergiftet? Nicht, daß Dirk das meine vergiftet hätte, aber sein Gespenst trat zwischen Mutter und Vater und vergiftete sie – war das nicht ihr Joss, daß Vater ihn haßte, als er starb, und so sehr Mutter Dirk nach außen hin verehrt… in ihrem Herzen haßt sie ihn dafür, daß er sie nicht geheiratet hat.
    Auf der Brücke der Fregatte erinnerte er sich nun an den kalten Schweiß vor dem Spiegel; später hatte er etwas Whisky getrunken, aber nichts von dem anderen Zeug, er hatte dort und in diesem Augenblick mit der Besessenheit gebrochen und eine andere Wahrheit erkannt: Er war süchtig.
    Zu viele Wahrheiten erkannt. Nicht leicht, sich selbst gegenüberzustehen, die schwierigste Aufgabe, die ein Mann in seinem Leben erfüllen muß, um Frieden zu finden. Ich habe es getan, ob es mir gefällt oder nicht.
    »Nummer Eins«, sagte der junge Signalgast zu Lieutenant Lloyd, das Glas auf seinen fernen Kollegen gerichtet. »Eine Botschaft vom Flaggschiff, Sir.«
    Zwei Decks tiefer lag der Maschinenraum, ein Verlies aus Hitze, Lärm, Staub, Schwärze und Gestank, durchsetzt mit Vierecken glühender Kohlen, wenn halbnackte Heizer die Ofentüren unter den großen Kesseln öffneten, um weitere Kohle hineinzuschaufeln oder mit Rechen für neue und immer neue Kohle Platz zu schaffen.
    Angélique und Marlowe standen auf einem der Eisengitter über ihren Köpfen; die aufgewirbelte Luft war erfüllt vom Geruch nach Kohle und Feuer, Schweiß und Dampf. Die Körper unter ihnen glänzten vor Schweiß, und Schaufeln fuhren kreischend über den Eisenboden in die Kohlenbunker, um gefüllt wieder herauszukommen. Ein sicherer und geschickter Schwung, und die Kohlen fielen in das Feuer, begannen zu brennen und wurden nachgefüllt.
    Achtern glänzte die stampfende Maschine. Männer benutzten langnasige Kannen, um Öl in Gelenke zu gießen, andere putzten sie mit Baumwollfetzen, wieder andere warteten Skalen, Pumpen und Ventile, während die Maschine den Propellerschaft gegen die andringende See

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