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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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bahnte sich einen Weg durch die Flotte, und einige Matrosen und Offiziere auf den anderen Schiffen bemerkten Angélique, was sofort für Aufregung sorgte. An Bord des französischen Flaggschiffs, eines mit zwanzig Kanonen bestückten Schaufelraddampfers, an dem sie dicht vorbeifuhren, pfiffen und winkten die Matrosen, was die britischen Offiziere schockierte.
    Guter Gott, dachte Marlowe, was für verdammt schlechte Manieren, und wie disziplinlos! Trotzdem beobachtete er wohlwollend, wie Angélique den Chor von Pfiffen und Rufen mit einem Winken beantwortete.
    Um sie abzulenken, sagte Marlowe: »Wir werden Geschwindigkeitsversuche unternehmen, Miss Angélique, zuerst unter Dampf, dann unter Segel. Wir müssen den neuen Mast belasten, das Schiff testen, Sie werden sich nicht daran erinnern, aber im Sturm haben wir unseren Hauptmast verloren. Sehen Sie…« Er plauderte weiter, erklärte dies und das und beantwortete jede Frage, die zu stellen sie sich verpflichtet fühlte.
    Um ihrer selbst willen heuchelte sie Interesse. Dabei wäre sie eigentlich am liebsten still gewesen, hätte gespürt, wie der Wind nun, da sie den Hut abgenommen hatte, ihr Haar zerzauste, und hätte sich in der neuen Freiheit gesonnt. Sie wünschte sich, daß der Wind den allgegenwärtigen Gestank von Yokohama wegblies. Sie wollte vorwärtsschauen und vom blauen Meer und von der schönen Küste der Heimat träumen, wollte nach Hause fahren. Wir Franzosen sehnen uns so sehr nach unserem Land, während die Engländer anscheinend fähig sind, sich überall zu Hause zu fühlen, und England eigentlich nicht brauchen, nicht so, wie wir Frankreich brauchen…
    »Um zwölf werden wir beidrehen«, sagte Marlowe gerade, voll Stolz, Kapitän der Pearl zu sein, »ich habe ein Tiffin in meiner Kabine bestellt, und es gibt eine Koje, falls Sie Siesta halten möchten…«
    Der Vormittag verlief angenehm. Alle halbe Stunde läutete die Schiffsglocke den Wachwechsel ein, und selbst Malcolm wurde aus seiner Verzweiflung gerissen, als das Schiff von einem Ende der Bucht zum anderen glitt, vorwärts und wieder zurück dampfte. »Gleich werden wir nicht mehr unter Dampf fahren, sondern die Segel setzen!« sagte Marlowe.
    »Ich finde Segeln so viel angenehmer«, sagte Angélique. »Der Maschinenlärm ist wirklich sehr störend. Segeln ist viel schöner, findest du nicht auch, chéri?«
    »Ja, in der Tat«, sagte Malcolm zufrieden. Er hatte einen Arm um ihre Taille gelegt, um sie auf dem schwankenden Deck zu stützen.
    »Ich stimme ebenfalls zu«, meinte nun Marlowe, »wie fast jeder Mann in der britischen Navy. Natürlich müssen wir noch immer die meiste Zeit segeln – können nicht genug Treibstoff aufnehmen, und Kohle ist so schmutzig! Aber in einer scheußlichen Nacht, wenn der sichere Hafen ganz nah ist und Sturm herrscht, oder wenn der Feind doppelt so stark ist wie man selbst und doppelt so viele Kanonen hat, aber segelt, während man selbst unter Dampf steht, dann segnet man den alten Stephenson und die britischen Ingenieure, weil man gegen den Wind fahren kann. Ich würde Sie mit nach unten nehmen, aber wie ich schon sagte, überall ist Kohlenstaub und Lärm.«
    »Ich würde es mir gern anschauen. Darf ich?«
    »Natürlich. Malcolm?«
    »Nein danke – gehen Sie beide nur«, sagte Malcolm, den Maschinen noch nie interessiert hatten.
    Ehe er die Brücke verließ, überprüfte Marlowe die Position des Schiffes und den Wind. Sie waren eine Dreiviertelmeile von der Küste entfernt, weit weg von der Flotte und den Händlern. »Nummer Eins, Sie haben das Kommando. Wenn wir querab vom Flaggschiff sind, Maschinen aus und alle Segel setzen, Kurs Ost.«
    »Aye aye, Sir.«
    Malcolm sah zu, wie Marlowe Angélique zur Mittschiffgangway führte, und spürte einen Stich von Neid bei seinem leichten Schritt. Gleichzeitig amüsierte ihn die Aufmerksamkeit, mit der er sie überschüttete. Er entspannte sich in seinem Deckstuhl. Die Seeluft und der Wind hatten seinen Mißmut vertrieben. Es war gut, auf dem Wasser zu sein, wunderbar, Teil eines so gepflegten und stolzen Kampfschiffes zu sein, großartig, so bequem und sicher in einem Deckstuhl zu sitzen. Er hatte sich im voraus verschiedene Pläne zurechtgelegt, um mit morgen und den folgenden Tagen fertig zu werden.
    Joss. Ich werde mir über nichts Sorgen machen, nahm er sich selbst vor. Denk an deinen Eid und die neue Ära!
    Nachdem Gornt wie ein Geschenk des Himmels in Yokohama aufgetaucht war, hatte Malcolm Gott für die

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