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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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trieb. Dampfstrahlen aus Ventilen, weiteres Öl, weiteres Putzen, ständiges Achten auf Kolben, Hebel, Zahnräder und weitere Kohle. Angélique fand es überaus aufregend – die Männer unten bemerkten sie nicht.
    Stolz erklärte Marlowe ihr in dem Lärm die Maschine, und sie antwortete von Zeit zu Zeit mit einem Nicken und einem Lächeln, hielt sich leicht an seinem Arm fest, hörte nichts und legte auch keinen Wert darauf, besessen von dem Maschinenraum, der ihr wie ein maskulines Walhall erschien, in dem Maschinen mit Männern verheiratet waren, jetzt Teil von ihnen, primitiv und doch futuristisch, Sklaven, die ihren Herren dienten und nicht umgekehrt.
    Unbemerkt erschien der Signalgast hinter ihnen und salutierte. Da er nicht gehört wurde, trat er vor, salutierte erneut und reichte Marlowe die geschriebene Botschaft. Marlowe las sie rasch, nickte dann und rief dem Mann zu: »Bestätigung!« Er beugte sich zu Angélique: »Es tut mir leid, wir müssen jetzt gehen.«
    In diesem Augenblick erklangen Signalglocken von der Brücke. Der leitende Ingenieur bestätigte den Befehl. Männer eilten, um Hähne zu schließen und andere zu öffnen, Hebel zu bedienen und Skalen abzulesen. Als die Dampfkraft auf den riesigen Antriebsschaft nachließ und die Maschine langsamer wurde, verringerte sich der Lärm, und die Heizer lehnten sich dankbar auf ihre Schaufeln, atmeten tief und wrangen die Handtücher aus, die sie um den Hals trugen. Ein Mann wandte sich dem Bunker zu und verfluchte ihn, was noch immer in dem Röhren unterging; dann öffnete er seine Hose und pißte auf die Kohlen, wo der Strahl unter dem Gelächter anderer Männer in Dampf aufging.
    Marlowe nahm hastig Angéliques Arm und führte sie fort, die Gangway hinauf. Ein Heizer bemerkte sie, dann noch einer, und ehe sie verschwand, starrten ihr alle schweigend nach. Als sie nicht mehr zu sehen war, machte einer der Männer eine obszöne Geste, und weiteres Gelächter ertönte, bevor sich ein plötzliches, trauriges Schweigen ausbreitete.
    Auf Deck verursachten ihr das abrupte Abreißen des Lärms und das Einatmen der Meeresluft ein vorübergehendes Schwindelgefühl, und sie hielt sich an Marlowe fest. »Alles in Ordnung?«
    »O ja«, sagte sie. »Ich danke Ihnen, John, das war, nun ja, außergewöhnlich.«
    »Ach, wirklich?« sagte Marlowe zerstreut, da er auf die Matrosen in der Takelage und an Deck achtete, die Segel setzten und ausrichteten. »Das ist es wohl beim erstenmal. Bei Sturm wird es da unten ziemlich hart. Heizer und Maschinisten sind eine Sorte für sich.« Er führte sie zu Malcolm hinüber. »Verzeihung, ich muß sie für einen Augenblick verlassen.«
    Er ging nach unten in seine Kabine. Der Schiffstresor lag unter seiner Koje. Nervös schloß er ihn auf. Die Botschaft des Admirals hatte gelautet: »Versiegelte Orders 1/A/16/12 aktivieren.« Im Safe befanden sich das Logbuch des Schiffes, Codes, Geld für die Heuer, Heuerbuch, Strafbuch, Handbücher, Schiffsmanifest, Quittungen, Marinevorschriften und mehrere versiegelte Umschläge, die man ihm heute morgen vom Flaggschiff aus überbracht hatte.
    Seine Hand zitterte leicht, während er nach dem richtigen Umschlag suchte. War es die Rückkehr zur Flotte, die Vorbereitung auf den Krieg, den er erwartete? Er setzte sich an den Tisch und erbrach das Siegel.
    »Es war sehr interessant da unten, Malcolm. In gewisser Weise unheimlich, all diese Männer da unten, erstaunlich – und wenn es auf einem kleinen Schiff wie diesem so ist, wie muß es dann erst auf einem großen Dampfer sein – etwa der Great Eastern?«
    »Ich…«, sagte Malcolm und runzelte die Stirn, als er Marlowe an Deck kommen sah, denn der Kapitän machte ein ernstes Gesicht.
    Der Bootsmann läutete acht Glasen. Mittag. »Ich übernehme wieder, Lieutenant Lloyd«, sagte Marlowe.
    »Jawohl, Sir.«
    »Warum führen Sie Miss Angélique nicht nach vorne, vielleicht möchte sie ein paar von unseren Deckskanonen aus der Nähe sehen.«
    »Mit Vergnügen. Miss?«
    Gehorsam folgte sie ihm die Gangway hinunter. Er war klein wie sie und sommersprossig. »Sind Sie Waliser, Mr. Lloyd?« fragte sie.
    Er lachte mit singendem Ton. »So walisisch wie die Hügel von Llandrindod Wells, was meine Heimat ist.«
    Sie lachte mit ihm, neigte sich gegen das schwankende Deck und flüsterte: »Warum werde ich weggeschickt wie ein Schulmädchen?«
    »Weiß ich nicht, Missy. Wohl Männergespräche.« Seine Augen lächelten.
    »Sie mögen ihn, nicht wahr?«
    »Der

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