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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sagte sie ganz ruhig. Die Männer gehorchten ihr. Sie kniete nieder und zeigte Katsumata ihr Messer. Es war klein, aber für ihre Zwecke ausreichend. »Verräter, du wirst nicht in der Hölle herumhuren, wenn es eine Hölle gibt.«
    Als nach einer langen Weile die Schreie erstarben, gab sie ihm den Rest, indem sie ihn abstach wie ein Schwein. »Das bist du«, murmelte sie, wischte ihr Messer sauber und schob es in ihren Obi. Noch immer hatte sie Blut an Händen und Ärmeln.
    »Bitte, ich nehme das«, sagte Abeh, dem von ihrer Rache übel war. Schweigend gab sie ihm das Messer und folgte ihm in den Hof, umgeben von Männern. Yoshi erwartete sie. Sie kniete im Schmutz nieder. »Danke, Herr. Ich glaube, er hat es bereut, Sie verraten zu haben, uns verraten zu haben, ehe er ging. Danke.«
    »Und Sie, Meikin?«
    »Ich habe Sie niemals verraten, ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß, und Ihnen heute abend den Verräter ausgeliefert.«
    »Und?«
    Ohne Angst sah sie ihn offen an; nicht viele konnten seinem Blick standhalten. Sie aber sah ihn als Mann, als einen von tausend Kunden oder Beamten, denen sie in ihrem Leben hatte trotzen müssen, für sich selbst oder ihr Haus. »Es ist Zeit, hinüberzugehen, Herr.« Sie schob die Hand in den Ärmel und holte die kleine Phiole heraus. »Ich kann es hier tun, wenn Sie wünschen, mein Todesgedicht ist geschrieben, die Gyokoyama besitzen das Haus der Glyzinie. Aber ich gehöre zur Schwimmenden Welt«, sagte sie stolz. »Es ziemt sich nicht, befleckt Abschied zu nehmen, mit unreinem Blut an mir und meinen Händen. Ich würde gern sauber davongehen. Ich möchte in mein Haus zurück. Ein Todeswunsch, Herr: ein Bad und saubere Kleider. Bitte?«

56
    Dienstag, 15. Januar
    Angélique war unter den Reitern, die auf der Rennbahn von Yokohama im frühen Morgenlicht ihre Pferde trainierten. Sie galoppierte absichtlich allein dahin und beachtete die anderen kaum, wurde aber von allen heimlich beobachtet. Eine Menge Geld ritt an diesem Morgen mit ihr.
    »Edward, ist sie es oder ist sie es nicht?« fragte Pallidar, der neben Gornt auf der anderen Seite des Platzes ritt. »Äh, überfällig.«
    »Tja, gute Frage.« Gornt schaute zu ihr hinüber und überlegte, was er tun sollte. Sie saß auf einem Rappen, trug ein enganliegendes schwarzes Reitkostüm, schwarze Stiefel und einen Hut mit Halbschleier. »Ihr Schneider ist nicht schlecht, dieses Kostüm habe ich noch nie gesehen.«
    »Ja, sehr hübsch, aber sagen Sie schon, was denken Sie? Ich meine, es gibt alle möglichen Gerüchte über Daten, nicht viele von uns hatten jemals… ich meine, kaum einer von uns kennt den Fluch, die Abstände und all das. Haben Sie Geld darauf gesetzt?«
    So viel, daß du es nie glauben würdest, dachte Gornt. »Gestern habe ich Hoag unverhohlen gefragt.«
    »Großer Gott, einfach so? Das hätte ich nie gewagt, alter Junge.« Pallidar beugte sich zu ihm hinüber. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt, daß er auch nicht mehr weiß als wir. Sie wissen, wie er ist, also glaube ich ihm.« Gornt vermißte ihre Gesellschaft. Sie hatten vereinbart, einander aus dem Weg zu gehen, bis sie sicher war, nicht schwanger zu sein. Vorher konnte nichts beginnen – oder vor dem zweiten Monat. »Es stimmt, es müßte der elfte oder zwölfte sein, obwohl Hoag gesagt hat, sie könne etwas später dran sein, aber nicht viel später. Wenn es nicht kommt, ist sie schwanger.«
    »Mein Gott! Das gibt einem zu denken, was? Schwer für sie, wenn sie es ist, armes Mädchen, sehr schwer, wenn man Hongkong, Tess und die Probleme bedenkt. Und noch schwerer, wenn sie es nicht ist, falls man den Gerüchten glaubt – ich weiß wirklich nicht, was schwerer wäre.« Signalhörner ertönten vom Steilufer über dem Rennplatz, wo das Zeltlager der Soldaten lag. »Verdammte Scheiße«, murmelte Pallidar.
    »Was?«
    »Das heißt ›Rückkehr zur Basis‹. Vermutlich hat der General bloß einen Kater und will jeden anschnauzen.«
    »Begleiten Sie morgen Sir William?«
    »Zum Treffen mit Yoshi in Kanagawa? Vermutlich. Ich bin im allgemeinen das Mädchen für alles. Ich sollte besser gehen. Dinner in der Messe?«
    »Danke, gern.« Gornt sah zu, wie Pallidar sein Pferd eine makellose Pirouette drehen ließ, um dann davonzugaloppieren und sich unter die anderen Armeeoffiziere zu mischen. Er sah, wie Hoag aus der Niederlassung kam, um sich dem Korso anzuschließen. Der Doktor ritt gut und saß für einen so schweren Mann leicht im Sattel. Er beschloß,

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