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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihn abzufangen, und gab seinem Pferd die Sporen – einem braunen Hengst, dem besten im Stall von Brock’s. Er ließ ihn galoppieren, doch dann überlegte er es sich anders. Für heute war er genug geritten. Sie würden es bald hören, Hoag würde niemals diese Neuigkeit für sich behalten können, wenn es soweit war.
    Ehe er den Platz verließ, winkte er Angélique zu und rief laut: »Guten Morgen, Ma’am, Ihr Anblick ist eine Freude an einem kalten Tag.«
    Sie blickte auf, aus ihren Gedanken gerissen. »Oh, danke, Mr. Gornt.«
    Er sah ihre Melancholie, aber sie lächelte ihm zu. Beruhigt trabte er weiter. Nicht nötig, sie zu drängen. Zuerst muß ich wissen, ob sie schwanger ist oder nicht. Mir wäre beides recht.
    Angélique hatte sich gefreut, ihn zu sehen, sie genoß seine offene Bewunderung, seine Eleganz, seine Männlichkeit. Das ewige Warten, das Alleinsein, die Trauer und das Verschweigen aller Geheimnisse zermürbte sie – der frühmorgendliche Ausritt, gelegentliche Spaziergänge, die Lektüre aller neuen Bücher, die sie auftreiben konnte, Gespräche mit Vargas über Seide und Seidenraupen und der Versuch, sich dafür zu begeistern, waren der einzige Luxus, den sie sich gönnte. Dann sah sie Hoag.
    Hoag! Wenn sie weiter galoppierte, würde sie ihn einholen. Im Trab konnte sie ihm ausweichen, und noch leichter war es, kehrtzumachen und nach Hause zu gehen. »Guten Morgen, Monsieur le docteur, wie geht es Ihnen?«
    »Oh, hallo, Sie sehen gut aus.«
    »Danke«, sagte sie. »Aber ich fühle mich nicht besonders wohl.« Ein leichtes Zögern, dann fügte sie beiläufig hinzu: »Eine Frau fühlt sich während dieser Zeit des Monats nie wohl.«
    Verblüfft machte er eine heftige Bewegung, und seine Stute warf den Kopf hoch, wieherte, schüttelte den Kopf und erschreckte Angéliques Rappen. Sofort hatten beide ihre Tiere wieder fest in der Hand. »Verzeihung«, sagte er, »ich… ich hatte das Gegenteil erwartet.« Die Plötzlichkeit und ihre Nonchalance verwirrten ihn so, daß er beinahe gefragt hätte: Sind Sie sicher? Ich werde wohl alt, dachte er, über sich selbst ärgerlich, weil er das Offenkundige nicht gesehen hatte – offenkundig nun, da er sie ansah. »Nun, wenigstens wissen Sie jetzt Bescheid.«
    »Ich bin schrecklich enttäuscht, Malcolms wegen, aber irgendwie scheint es… mir nichts mehr auszumachen. Natürlich habe ich mir die Seele aus dem Leib geweint, aber jetzt …«
    »Bei allem, was passiert ist, ist das verständlich, Angélique. Besser so. Ich sagte Ihnen schon, solange Sie weinen können, werden Sie keinen Schaden davontragen. Darf ich fragen, wann es begonnen hat?«
    Weitere Signaltöne waren von der Steilküste zu hören. »Was ist los? Ich habe gesehen, wie Settry und andere Offiziere eilig davonritten.«
    »Die Signalhörner rufen nur die Offiziere zurück, reine Routine, nichts, worüber man sich Sorgen machen müßte.« Hoag schaute sich um, um sicherzugehen, daß keiner in der Nähe war. »Danke, daß Sie es mir gesagt haben«, er lachte nervös, »wenn auch ein bißchen plötzlich. Können wir uns unterhalten, während wir reiten?«
    »Gewiß«, sagte sie. Sie wußte sehr genau, warum sie es ihm gesagt hatte. Weil sie nämlich Gornt gesehen hatte und Hoag bequemerweise gerade des Weges kam und weil sie wollte, daß der Kampf begann. »Es hat am Sonntag angefangen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich sagen soll, Sie hätten Glück oder Pech gehabt.«
    »Keines von beiden«, sagte sie. »Es war Gottes Wille, und ich akzeptiere es. Mir tut es Malcolms wegen leid, nicht meinetwegen. Für mich ist es der Wille Gottes. Was tun Sie jetzt? Informieren Sie sie?«
    »Ja, aber zuerst muß ich Ihnen einen Brief geben.«
    Nun war sie verblüfft. »Sie hatten die ganze Zeit einen Brief und haben ihn mir nicht gegeben?«
    »Tess bat mich, ihn Ihnen zu geben, falls Sie nicht von Malcolm schwanger wären.«
    »Oh.« Sie dachte darüber nach und verspürte eine leise Übelkeit. »Und falls ich es doch gewesen wäre, was dann?«
    »Das ist doch nun eine hypothetische Frage, nicht?« sagte er sanft. Ihre plötzliche Blässe machte ihn besorgt. Diese junge Frau ist noch nicht über den Berg, noch lange nicht.
    »Ich möchte es wissen.«
    »Ich wurde aufgefordert, Ihnen diesen Brief zu geben, falls Ihre Periode einsetze, Angélique. Möchten Sie nun zurück? Ich bringe ihn in Ihre Suite.«
    »Danke, aber ich… ich werde warten, bis Sie ihn geholt haben, ich werde vor dem Struan-Building warten.« Sie gab

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