Noble House 02 - Gai-Jin
nicht?«
»So ich genannt. Aber Japaner haben viele Namen, einen bei Geburt, einen, wenn sieben Jahre alt, einen anderen, wenn Mann werden, noch einen, wenn wollen. Ich sein Nakama, oder Hiraga, Ihr Freund.«
»Freund?« sagte Tyrer bitter und vergaß seine Angst. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie ein Mörder sind? Sie haben Utani umgebracht, Sie haben ihn getötet, nicht wahr?«
»Ja, er ein Ziel, sehr schlechter Mann. Yoshi auch einer. Dies nicht England, Taira-sama, nicht England. Diese bösen Männer, die Bakufu, stehlen Macht von Kaiser, sie Tyrannen.«
Feierlich erklärte Hiraga, so gut ihm das möglich war, die Ziele der Shishi und berichtete von ihrem Kampf, um die despotische Regierung zu beseitigen – wobei seine Aufrichtigkeit offensichtlich war –, er erzählte von Utanis Gier und seinen ausbeuterischen Steuern und wie der Toranaga-Clan und die Daimyos alle Reichtümer des Landes besaßen, die Toranagas am meisten, sprach von der Korruptheit der Bakufu und davon, daß das Volk verhungerte und machtlos war. »Wir wollen Nippon zurückgeben an Kaiser, sollen gerecht regiert werden alle Menschen.«
Mit ›alle Menschen‹ meinte Hiraga alle Samurai; Tyrer allerdings nahm an, er meine alle Japaner. Und während er Hiraga ausfragte, fasziniert von diesem einzigartigen Einblick in das innere Funktionieren Nippons – und seine Mentalität –, war er mehr und mehr davon überzeugt, daß Hiragas Ansichten etwas für sich hatten. Er brauchte nur an die englische Geschichte und den Kampf des Volkes zu denken, das ›göttliche Recht der Könige‹ und die Herrschaft von Tyrannen abzuwerfen. Es war nicht schwer, sich an die vielen Menschenleben zu erinnern, die es gekostet hatte, das Parlament und die Herrschaft für das Volk zu schaffen: den Kopf eines Königs, die Demütigung anderer, Revolution, Aufstände, Tode, ehe der British Rat und die Pax Britannica erblüht waren.
Er erinnerte sich auch daran, was er diesem Mann schuldig war, und sagte düster: »Dennoch sehe ich keine Hoffnung für Sie. In dem Moment, in dem man Sie sieht, werden Sie gefangengenommen, entweder von ihrem Volk oder von meinem. Ich kann nichts tun, um das zu verhindern.«
Hiraga atmete tief ein und stürzte sich ins Leere: »Eine Sache, ja, eine Sache können tun, mir zu helfen. Helfen mir auf Schiff, Schiff nach England.«
Tyrer starrte ihn mit offenem Mund an. »Was? Sie sind verrückt!«
»Bitte, bleiben leise, viele Feinde hier«, flüsterte Hiraga, erregt von dieser verblüffenden, radikalen Idee, die ihm plötzlich gekommen war. »Bitte hören. Viele Male Sie sagen, ich lernen über Gai-Jin, Ihr Land bestes, neh! Ich dort gehen mit meinem Cousin. Wir lernen beste Art zu regieren, Ihr Parlament. Wir lernen, wie Sie machen. Yoshi recht mit Navy und Army, aber ich denke viel besser lernen Bankwesen und Geschäft und Handel. Wir müssen kennen beste Art, neh? Ihre Art, englische Art, neh!«
Beredt fuhr Hiraga fort, sein Netz zu spinnen; seine Angst verlieh ihm zusätzliche Worte und glatte Phrasen. Dies war sein endgültiger Plan, sein einzig mögliches Entkommen aus Yoshis Falle. Er war sicher, daß ein oder zwei Jahre bei den Gai-Jin von enormen Wert für sonno-joi sein würden.
Das ist die perfekte Antwort auf den sonst unvermeidbaren Tod, dachte er. In ein oder zwei Jahren werden wir zurückkommen, perfekt Englisch sprechen und alle ihre Geheimnisse über Produktion und Aktienmarkt, Gewehre, Kanonen, Taktik, Strategie und die Methoden kennen, die sie benutzt haben, um die Außenwelt zu erobern und China zu demütigen!
Das ist das Land der Götter! China sollte uns gehören, nicht den Gai-Jin! Bevor ich abreise, werde ich unseren Choshu-Shishi-Führern von meinem Plan erzählen und irgendwie durch Briefe mit ihnen in Verbindung bleiben. »Es sein einfach, Taira-sama. Sie sprechen mit Captain, wir an Bord schleichen, kein Problem. Niemand braucht zu wissen.«
»Sir William würde niemals einwilligen.«
»Vielleicht nicht nötig ihm sagen.« Hiraga beugte sich vor, unsicher. »Oder, wenn sagen, ich auch sprechen, ich denke, er zustimmen, neh? Sehr wichtig für Engländer, japanischen Freund haben. Ich guter Freund. Jami-sama, er auch helfen, wenn bitten.«
»Wer?«
»Jami, großer Bart-Mann, größer als Sie. Jami.«
»Jamie? Jamie McFay?«
»Ja, Jami Makfey.«
Langsam konnte Tyrer wieder klarer denken. Wenn man das tat, was Hiraga vorschlug, boten sich auf lange Sicht ungeheure Möglichkeiten. Wenn es je
Weitere Kostenlose Bücher