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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und Dudelsäcke schon Aufstellung genommen hatten. Kilts, Pelzmützen, scharlachrote Waffenröcke, Repetiergewehre. Im letzten Boot saßen Sir William, Tyrer, Lim und drei seiner Leute.
    Als sie an Land kamen, salutierte der Captain, der den Befehl über das Detachement hatte. »Alles fertig, Sir. Unsere Patrouillen bewachen die Pier und die Umgebung. In einer Stunde werden die Marines von uns übernehmen.«
    »Gut. Dann begeben wir uns mal in die Gesandtschaft.«
    Sir William und sein Gefolge bestiegen die Kutsche, die unter großen Anstrengungen an Land geschafft worden war. Zwanzig Matrosen legten sich in die Zugriemen. Der Captain gab den Befehl zum Abrücken, und der Zug setzte sich mit flatternden Fahnen in Bewegung, allen voran ein prächtiger, zwei Meter großer Tambourmajor, gefolgt von nervösen chinesischen Kulis aus Yokohama mit den Packwagen.
    Die schmalen Straßen zwischen den flachen, einstöckigen Geschäften und Häusern waren gespenstisch leer. Genau wie der unvermeidliche Wachtposten an der ersten Holzbrücke über einem stinkenden Kanal. Und der nächste. Aus einem Gäßchen kam laut bellend und knurrend ein Hund, der sich aber heulend davontrollte, nachdem er von einem Tritt hoch in die Luft befördert und zehn Meter weit geschleudert worden war. Immer wieder menschenleere Straßen und Brücken, und dennoch gestaltete sich der Weg zur Gesandtschaft wegen der Kutsche mühselig, weil alle Straßen nur für den Fußverkehr angelegt waren. Immer wieder blieb die Kutsche stecken.
    »Sollten wir vielleicht lieber zu Fuß gehen, Sir?« erkundigte sich Tyrer.
    »Bei Gott, nein! Ich werde mit der Kutsche vorfahren!« Sir William war wütend auf sich selbst. Er hatte vergessen, wie eng die Straßen waren, hatte sich für die Kutsche nur deswegen entschieden, weil Räder verboten waren und weil er sein Mißvergnügen über die Bakufu öffentlich kundtun wollte. »Wenn Sie ein paar Häuser einreißen müssen, Captain – nur zu.«
    Aber das war nicht nötig. Denn die gutmütigen Matrosen, an das Manövrieren schwerer Geschütze auf engem Raum unter Deck gewöhnt, schoben und stießen und fluchten und trugen die Kutsche fast um die Engpässe herum.
    Die Gesandtschaft lag auf einer leichten Anhöhe im Vorort Gotenyama, gleich neben einem Buddhistentempel. Es war ein zweistöckiges, noch unfertiges Gebäude in britischem Stil, umgeben von einem hohen, mit Toren versehenen Zaun. Drei Monate nach Unterzeichnung der Verträge war mit den Arbeiten begonnen worden.
    Der Bau war entnervend langsam vorangekommen, vor allem, weil die Briten nicht von ihren Plänen und ihren gewohnten Baumaterialien lassen wollten, wie etwa Glas für die Fenster, Backsteine für die tragenden Wände – die aus London, Hongkong oder Shanghai herbeigeschafft werden mußten – sowie Fundamente. Japanische Häuser bestanden im Gegensatz dazu nur aus Holz, waren wegen der Erdbeben absichtlich leicht und bequem gebaut, einfach zu reparieren und direkt auf dem Erdboden errichtet. Die meisten Verzögerungen jedoch waren der Abneigung der Bakufu zu verdanken, außerhalb von Yokohama überhaupt ausländische Bauten zuzulassen.
    Obwohl sie noch nicht ganz fertig war, wurde in der Gesandtschaft bereits gearbeitet und tagtäglich an einem hochragenden Mast die britische Flagge aufgezogen, ein weiterer Dorn im Auge der Bakufu und der einheimischen Bevölkerung. Seit vergangenem Jahr, als zur Empörung der Briten und zum Jubel der Japaner unmittelbar vor der Schlafzimmertür von Sir Williams Vorgänger zwei Wachen von Ronin umgebracht wurden, wurde das Gebäude nicht mehr benutzt.
    Das Grundstück aber, auf Dauer von den Bakufu gepachtet – irrtümlich, wie seither behauptet wurde –, war gut gewählt. Der Blick vom Vorgarten aus war der beste der ganzen Umgebung: Man konnte genau beobachten, wie die Flotte in Schlachtordnung Aufstellung nahm und in sicherem Abstand von der Küste ankerte.
    In imponierend militärischem Stil erschien nun der Zug, um die Gesandtschaft wieder in Besitz zu nehmen. Sir William hatte beschlossen, die Nacht in dem Gebäude zu verbringen, um sich auf die Verhandlungen am Tag darauf vorzubereiten, und als er nun geschäftig umhereilte, wurde er vom salutierenden Captain unterbrochen. »Ja?«
    »Flagge hissen, Sir? Die Gesandtschaft sichern?«
    »Augenblicklich. Halten Sie sich an den Plan, möglichst viel Lärm, Trommeln, Dudelsäcke und so weiter. Bei Sonnenuntergang lassen Sie Zapfenstreich blasen und die Kapelle auf-

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