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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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kommt!
    „Hier herein, bitte“, sagte der Techniker.
    „Wie heißen Sie?“ fragte Risa.
    „Leonards, Miß Kaufmann.“
    „Ist das der Vor- oder der Nachname?“
    „Der Nachname.“
    Der Nachname – ohne Zweifel hatte er auch einen Vornamen, aber er wagte wohl nicht, ihn zu nennen, was in den USA unter Bekannten üblich war. Er betrachtete sich wohl als Teil des lebenden Inventars. Leonards. Er sah trotz seiner verhärmten Miene gar nicht mal so schlecht aus. Leonards war zu blaß, tiefe Sorgenfalten zerfurchten bereits seine Stirn, andererseits war er aber auch groß und gut gewachsen. Bist du schon verheiratet, Leonards? Wo wohnst du? Wie sehen deine Träume und Ambitionen aus? Frustriert es dich nicht, in der Seelenbank zu arbeiten und niemals die Chance zu bekommen, ein Transplantat zu erhalten oder selbst aufgezeichnet zu werden? Möchtest du nicht genug Geld haben, um dein Bewußtsein aufzeichnen zu lassen, Leonards? Angenommen, ich würde dir eine halbe Million Dollar aufs Konto überweisen lassen? Wäre das genug? Mir würde das nicht wehtun. Ich erzähle Mark, ich hätte es für wohltätige Zwecke gespendet. Dein ganzes Leben würde sich dadurch verändern. Oder hättest du vielleicht Lust, dich mit mir zu treffen, Leonards, mit mir ins Bett zu gehen, wenn wir das hier hinter uns haben? Würde dich das befriedigen, mit einer Kaufmann zu bumsen? Ich bin nicht schlecht im Bett, da kannst du Rod Loeb fragen. Da kannst du eine Menge Leute fragen. Ich bin noch jung, aber ich kapiere schnell.
    Zusammen betraten sie die Zelle.
    Sie setzte eine steinerne, maskenhafte Miene auf, um ihre Gedanken vor dem jungen Mann zu verbergen. Auf jeden Fall war es besser für ihn, nicht zu wissen, welche Gedanken ihr eben durch den Kopf gegangen waren. Er konnte nervös werden und irgendwie die Transplantation vermasseln. Leonards sollte kühl bleiben und die Ruhe bewahren, zumindest bis er seine Arbeit erledigt hatte. Danach konnte sie ja immer noch ein bißchen Spaß mit ihm haben.
    Der Transplantationsraum war rechteckig angelegt, er maß etwa zweieinhalb mal vier Meter. Er wirkte warm und war hell erleuchtet. An zwei Wanden waren Fenster: eines zeigte zum Korridor durch den sie gekommen waren, das andere führte zu einer Rechenanlage in einem Zimmer, das zum inneren Kern des Gebäudes gehören mußte. Risa entdeckte in dem Raum eine Couch, ein Computer-Terminal und ein ganzes Bündel glänzender Ausrüstungsgegenstände.
    Leonards verdunkelte die Fenster und sagte: „Legen Sie sich bitte hin, und machen Sie es sich bequem.“
    „Soll ich mich ausziehen?“ fragte Risa.
    Ihre Finger griffen zur Schulterschnalle. Leonards Gesichtsmuskeln zuckten bei dem bloßen Gedanken, daß sie sich vor seinen Augen ausziehen wollte. Es dauerte einen Moment, bis er seine Fassung wiedergewonnen hatte und sagen konnte: „Das wird nicht nötig sein. Sie können die Schuhe ausziehen, wenn Sie möchten.“
    Das tat sie und legte sich auf die Couch. Leonards zog an einem Messingknopf, von der Wand schoben sich mehrere Ausrüstungsgegenstände ins Zimmer. Leonards wandte sich an Risa. „Das ist ein Diagnostat“, erklärte er ihr. „Wir möchten Ihre körperliche Verfassung überprüfen, bevor die Transplantation durchgeführt wird. Es ist nämlich wichtig, daß Ihre gesundheitliche Verfassung und Ihre physische Kondition sich im Bestzustand befinden. Aber diese Untersuchung dauert nur eine Minute – so.“ Der Diagnostat summte, klickte und verstummte wieder. Leonards drückte eine Auswurfklappe. Eine kupferfarbige Kapsel fiel heraus. Der Techniker nahm sie und steckte sie in eine Transferanlage, die sie zu einem Analyseschirm im hauseigenen Zentralcomputer brachte. Leonards wirkte nervöser als Risa. Einen Moment später leuchtete in der benachbarten Rechenanlage ein Licht auf, durch einen Schlitz in der Wand kam ein gelber Papierstreifen in den Transplantationsraum. Risa verdrehte den Hals, konnte aber nicht sehen, was darauf stand.
    „Ihre Verfassung ist bestens“, verkündete Leonards. „Wo haben Sie denn diese Hautabschürfungen her?“
    „Die habe ich mir am Samstag in der Karibik geholt. Ein Mann befand sich auf einem Korallenriff in Schwierigkeiten. Ich habe ihn gerettet, und dabei hat die Haut natürlich etwas abbekommen. Aber meine Wunden heilen normalerweise schnell.“
    „Na ja, diese Wunden spielen bei ihrem Transplantationsempfang keine Rolle. Ich nehme an, Sie sind mit dem Scheffing-Prozeß vertraut. Aber ich kann

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