Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
hatte Noyes an diesem Morgen zu sich herfliegen lassen. Vier Tage waren seit Charles’ Techtelmechtel mit Elena Volterra vergangen.
    „Elena will sich für deine Sache bei Santoliquido stark machen“, sagte Noyes. „Wahrscheinlich hat sie das bereits getan.“
    „Ist sie seine Geliebte?“
    „Sie wird früher oder später die Geliebte von jedem. Normalerweise lebt sie bei Mark Kaufmann. Aber sie steckt auch oft mit Santoliquido zusammen. Elena pflegt einen sehr intimen Umgang mit ihm.“
    Roditis verschränkte die dicken Finger und sah an Noyes vorbei in den wolkenlosen, knallblauen Himmel. „Weiß Kaufmann, daß Santoliquido mit seiner Freundin schläft?“
    „Ich könnte es mir vorstellen“, sagte Noyes. „Weder er noch sie haben sich große Mühe gegeben, das zu verbergen, und Mark ist kein Dummkopf.“
    „Hältst du es denn für möglich, daß Kaufmann dieser Beziehung zustimmt –, daß er Elena an Santoliquido ausgeborgt hat, um so für das Bewußtsein seines Onkels Vorsorge zu treffen?“
    „Du meinst, Elena sei der Preis für Santoliquidos Kooperation? Damit er Paul Kaufmann von dir fernhält, John?“
    „Etwas in der Art.“
    Noyes atmete tief ein. „Daran habe ich auch schon gedacht, sicher. Aber das halte ich für wenig wahrscheinlich. Was sich zwischen Elena und Santoliquido abspielt, läuft nicht auf Marks Betreiben hin; genauso wenig, wie Mark auch nur das geringste mit dem zu tun hat, was sich zwischen Elena und mir ereignet hat. Und ich glaube, daß Elena deine Interessen bei den Unterredungen mit Santoliquido unterstützen wird.“
    „Warum sollte sie das?“
    „Weil ich sie darum gebeten habe.“
    „Und wieviel Moos will sie dafür?“
    „Elena ist an Geld nicht interessiert“, sagte Noyes. „Zumindest nicht im unmittelbaren Sinn. Sie hat alles, was sie zum Leben braucht. Und wann immer sie mehr will, bekommt sie das von Kaufmann. Sie braucht nur zu fragen. In Wirklichkeit ist sie scharf auf Macht. Sie sucht die Nähe von einflußreichen Männern. Elena möchte an der Quelle der Machenschaften sitzen.“
    „Damit steht sie nicht ganz alleine da“, bemerkte Roditis.
    „Elena möchte dich kennenlernen, John. Ich nehme an, sie will deine Geliebte werden. Und sie weiß, der beste Weg, dich zu beeindrucken, ist, dir dabei zu helfen, das zu bekommen, was du dir am meisten im Universum wünschst: Paul Kaufmanns Bewußtsein. Daher bietet sie ihren ganzen Einfluß bei Santoliquido auf, um dir weiterzuhelfen. Danach wird sie sich zu dir ins Bett legen.“
    „Mark Kaufmann würde platzen, wenn ich ihm die Geliebte und den Onkel wegnähme, nicht wahr?“ sagte Roditis.
    „Er würde wahnsinnig.“
    „Ich weiß nicht, ob ich ihn derart auf die Palme bringen möchte“, sagte der Grieche gedankenverloren.
    „Aber du willst doch die Transplantation, oder?“
    „Natürlich.“
    „Elena hilft dir dabei, sie zu bekommen. Was sich danach zwischen euch beiden tut, hängt ganz allein von dir ab.“
    „Warum bist du so sicher, daß Elena wirklich auf meiner Seite steht?“
    „Das habe ich doch schon dargelegt“, sagte Noyes. Er erhob sich, trat an den Rand der Veranda und scharrte im Wüstensand. „Es gibt allerdings einen Grund, den ich bisher noch nicht erwähnt habe.“
    „Dann schieß mal los.“
    „Elena kannte Jim Kravchenko sehr gut. Vor fünf oder sechs Jahren haben sie sich in Italien geliebt.“
    „Aha“, sagte Roditis. „Und weiter?“
    „Elena war ganz verrückt nach Kravchenko. Sie möchte ihm einen Gefallen tun, jetzt, wo sie ihn in meinem Kopf wiedergefunden hat. Sie glaubt, ihrem alten Freund Jim eine große Freude zu machen, wenn sie mir und damit auch dir weiterhilft.“
    „Das ist aber eine weit hergeholte Begründung, Charles. Kravchenko ist tot. Wenn sie ihn durch dich erreichen will, kann sie keine allzu hohe Meinung von dir haben.“
    „Die hat sie auch nicht. Elena haßt mich. Und auf diese Weise läßt sie mich das spüren.“
    Roditis spuckte aus. „Manchmal frage ich mich, warum ich mich so für den Eintritt in die feine Gesellschaft abrackere. Eigentlich seid ihr nicht besser als Raubtiere. Ihr bewegt euch wie Ballettänzer, habt aber Reißzähne, mit denen ihr euch gegenseitig anfallt. Und ihr findet auch noch die unwahrscheinlichsten Gründe für dieses unsinnige Verhalten.“
    „Vielleicht ist das Inzucht“, gab Noyes zu bedenken.
    „Ja, das wird es sein, und noch mehr. Geld allein interessiert euch nicht. Eure Urgroßväter haben genug Geld

Weitere Kostenlose Bücher