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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Elena? Du bist so eine geheimnisvolle Frau. Wie viele Transplantationen trägst du?“
    „Vier“, sagte sie gelassen.
    Noyes war sprachlos. Er hätte sie auf ein, höchstens zwei Fremdbewußtseine taxiert, aber nicht mehr. Nur wenige Frauen nahmen vier. Charles begriff, daß er sie falsch eingeschätzt hatte: bloß weil sie schön war, mußte sie nicht auch dumm sein. Immerhin war es nicht zu übersehen, daß Elena mit den vieren fertig wurde, denn sie sprach völlig ungestört und ohne Anzeichen von inneren Konflikten.
    „Ein Sekundär-, drei Primäridentitäten“, fügte sie hinzu. „Es ist eine ganz amüsante Truppe. Wir kommen gut miteinander aus. Die erste habe ich vor zehn Jahren bekommen, die vierte letzten November. Vielleicht nehme ich noch ein paar. Ich habe bereits mit Santoliquido über die Möglichkeit einer erneuten Transplantation gesprochen.“
    „Jemand Bestimmtes?“
    „Nein“, sagte Elena. „Im Moment noch nicht. Das heißt, wenn ich Paul Kaufmann haben könnte …“
    Noyes prustete seinen Drink hinaus. „Den willst du?“
    „Ich mache nur Spaß. Leider haben sie transsexuelle Transplantationen noch nicht erlaubt, oder? Aber ich stell mir das ganz toll vor, ihn in meinem Kopf zu haben. Ich weiß, daß Mark überrascht sein würde. Er verehrte den alten Mann sehr. So überragend, wie der Onkel war, konnte Paul nie seinen Wünschen widerstehen, und wenn sie auch noch so gering waren. Stell dir vor, ich käme eines Tages in sein Haus spaziert, machte den Mund auf und würde Mark mit der Stimme seines Onkels ansprechen …“ Elena kicherte. „Eine lustige Vorstellung. Darauf sollte man sich noch einen Drink genehmigen.“
    Noyes begriff nicht ganz die Pointe des Witzes. Er bestellte die Getränke und sagte dann: „Hast du denn eine Ahnung, wer das Bewußtsein von Paul Kaufmann wirklich kriegen soll?“
    „Woher soll ich das denn wissen?“
    „Auf Marks Party warst du viel mit Santoliquido zusammen.“
    „Auf Parties diskutiere ich mit Santoliquido nicht über seine administrativen Entscheidungen“, sagte Elena. „Warum fragst du überhaupt? Willst du dich etwa selbst bewerben?“
    „Für Paul Kaufmann? Er hätte mich nach zehn Minuten aus meinem Kopf gefegt. Aber John Roditis ist stark dran interessiert.“
    „Interessiert ist wohl nicht ganz das richtige Wort, nach allem, was ich gehört habe. Verzweifelt hinterher trifft sicher eher zu.“
    „Von mir aus auch verzweifelt hinterher, es ist ja kein Geheimnis. Roditis hält sich für qualifiziert genug, mit einer Transplantation wie Paul Kaufmann zu Rande zu kommen. Außerdem glaubt er, sie könnten der Welt viel geben, würden sie zusammenstecken. Die zwei genialsten Wirtschaftsfachmänner des Jahrhunderts in einem Gehirn, zu einem Team zusammengeschweißt. Ehrlich gesagt, ich bin derselben Meinung. Ich wünsche Roditis aus tiefstem Herzen, daß er dieses Fremdbewußtsein erhält.“
    „Weißt du, wer Paul noch will?“, fragte Elena.
    „Wer?“
    „Sein Neffe Mark.“
    „Aber das ist unmöglich! Eine Transplantation innerhalb der Familie …“
    „Klar, es ist illegal. Das weiß Mark auch. Er macht sich gar keine Hoffnungen, Paul wirklich zu bekommen. Aber er hat auch wirtschaftliche Ambitionen, und die Erfahrungen seines Onkels wären ihm dabei sehr hilfreich. Davon abgesehen ist er ganz wild darauf, Roditis am Besitz seines Onkel zu hindern.“
    „Warum haßt Mark Roditis so sehr?“
    „Für ihn ist er ein Neureicher. Das ist doch ganz simpel, Charles. Die Kaufmanns gehören schon seit ihrer Geburt dem Geldadel an. Sie können auf eine Ahnenkette verweisen. Genau wie du, genau wie ich und genau wie Santo. Wir besitzen mehr als Reichtum; unser Stammbaum reicht bis ins zwanzigste Jahrhundert und sogar noch weiter zurück. Roditis kennt gerade den Namen seines Vaters, damit hat es sich auch schon. Mit dem Kaufmann-Bewußtsein hätte er auch sozialen Zutritt zu unserer Schicht; einen Zutritt, den er sich mit all seinen Milliarden allein nicht kaufen könnte. Mark ist fest entschlossen, Roditis den Zutritt zu verwehren. Er sieht es als Blasphemie an, daß so ein Mann Pauls Bewußtsein tragen soll.“
    „Wir waren alle einmal Neureiche“, widersprach Noyes. „Verfolge die Kaufmann-Ahnenreihe nur weit genug zurück, und du stößt auf Tagelöhner. Und wenn du noch weiter zurückgehst, gelangst du an Primaten.“
    Elenas Lachen hallte durch die Bar. „Natürlich, du hast ja völlig recht! Aber es ist doch gerade der

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